Startnext fordert PayPal heraus

 Crowdfunding-Plattform Startnext
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Die Crowdfunding-Plattform Startnext hat die Bezahlmethode PayPal als Reaktion auf neue Richtlinien von ihrer Website entfernt. Crowdinvesting-Projekte werden von PayPal seit diesem Jahr explizit ausgeschlossen.

Finanzierungsmodelle via Crowdfunding erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Für all jene, die eine zündende Idee haben, aber nicht die finanziellen Möglichkeiten, bietet eine stetig wachsende Anzahl an Crowdfunding-Plattformen die Chance, Projekte Wirklichkeit werden zu lassen. Startnext etwa, das sich selbst als größte Crowdfunding-Community für kreative Projekte in Deutschland und Österreich bezeichnet, gibt es nun seit 2010.

Das System ist einfach: Der Name ist Programm. Viele Menschen (Crowd) finanzieren (funding) eine Idee, ein Projekt oder ein Unternehmen. Dabei gibt es eine Mindestkapitalmenge, die innerhalb einer gewissen Zeit gesammelt werden muss. Wird das Ziel innerhalb dieser Fundingphase erreicht, ist es erfolgreich. Der Projektinitiator präsentiert sich und seine Idee über Texte, Bilder und Videos. Als Gegenleistung bekommt der Investor ein „Dankeschön“, kleine Geschenke, die oft in Zusammenhang mit dem Projekt stehen. Somit ist Crowdfunding nicht unbedingt eine Spende, da man etwas für sein Geld bekommt.

PayPal will nicht mehr. Dem Unterstützer stehen mehrere Bezahlformen offen. PayPal etwa ist eine der gängigsten Bezahlmethoden auf Crowdfunding-Plattformen – zumindest ist sie das gewesen.

Die Firma hat nämlich seit diesem Jahr Richtlinien zum Thema Crowdfunding eingeführt und die Plattformen dadurch stark reglementiert. Diese Bestimmungen betreffen alle Crowdfunding-Plattformen, die PayPal anbieten wollen. Startnext hat nun als Vorreiter auf seiner Website angekündigt, auf PayPal in Zukunft zu verzichten. Denn man erachte die eingeführten Richtlinien als „nicht sinnvoll oder zu umständlich“.

Im Detail geht es Startnext etwa darum, dass ab sofort jeder Unterstützer ein PayPal-Konto braucht und Gastzahlungen nicht mehr möglich sind. Außerdem werden Gelder „erst nach Projekterfolg“ von der Kreditkarte abgebucht. Doch das ist ein großes Problem für Crowdfunding-Plattformen, denn in der Zwischenzeit kann viel passieren, etwa könnte die Kreditkarte abgelaufen sein oder kein Guthaben auf dem Konto liegen. Damit würde dem Projektstarter das ihm zustehende Geld nicht übermittelt werden können.

Laut Startnext wurde weiters ein Limit für Unterstützer in der Höhe von 1400 Euro eingeführt, außerdem dürften Nutzer höchstens vier Projekte im Jahr unterstützen und höchstens zwei zur gleichen Zeit. Crowdinvesting ist überhaupt nicht mehr möglich, denn PayPal erlaubt nur zwei Arten von Kampagnen: jene auf reiner Spendenbasis, die typischerweise auf die Unterstützung gemeinnütziger Vereine ausgelegt ist, und jene, die auf dem „Belohnungsprinzip“ basiert, auf (nicht monetären) Geschenken eben. Explizit ausgeschlossen werden auch Kampagnen, die auf eine Beteiligung in Form von Unternehmensanteilen abzielen.

Schlechte Presse. Damit reagierte man auf üble Nachrede, nachdem man gesammelte Beträge erfolgreicher Crowdfunding-Projekte eingefroren hatte. Das Unternehmen tat dies angeblich, um seine Kunden zu schützen, sollte der Projektstarter sein Soll nicht erbringen. Nur führt dies das System Crowdfunding ad absurdum.

PayPal befürchtete wahrscheinlich eher Rückbuchungen seiner Kunden. Immerhin schreibt das Unternehmen Käuferschutz groß, wonach man entschädigt wird, wenn man die bezahlte Leistung nicht erhält oder sie ganz anders ausfällt als angenommen. Denn was passiert, wenn das Projekt nicht ordnungsgemäß durchgeführt wird?

Man wolle auf Startnext PayPal jedenfalls wieder einführen, wenn die Richtlinien dahin gehend abgeändert werden, dass „ein reibungsfreier Crowdfunding-Prozess“ angeboten werden könne.

Bei der österreichischen Crowdfunding-Plattform respekt.net denkt man nicht daran, PayPal als Bezahlmethode zu entfernen. Seit 2009 setzt die nach Eigenangaben erste Schwarmfinanzierungsplattform in ganz Österreich Projekte erfolgreich um und zählt eine Community von über 10.000 registrierten Usern. Sie sind im Unterschied zu Startnext eine rein spendenbasierte Crowdfunding-Plattform. „Wir haben eine Erfolgsquote von über 50 Prozent bei den in Finanzierung gebrachten Projekten. Das ist überdurchschnittlich gut. „Von 372 Projekten wurden 189 Projekte erfolgreich finanziert“, meint Martin Winkler, Präsident des Vereins respekt.net. Wieso PayPal überhaupt Richtlinien eingeführt hat? Vielleicht habe es mit schärferen Vorgaben durch die Zahlungssystemaufsicht in Irland zu tun, es könne auch „eine Reaktion auf vermehrte Probleme mit Crowdfunding-Usern oder -Plattformen sein“. Obwohl es selbst für NGOs hohe Gebühren gibt, wird PayPal auf respekt.net angeboten, denn immer mehr Unterstützer nützen die Bezahlmethode, immerhin „mittlerweile schon 25Prozent unserer Spender“.

Aktuell kann man bis heute Abend auf respekt.net online beim Weihnachtsaward abstimmen. Ein Preisgeld von 10.000 Euro wird drei Siegerprojekten zur Verfügung gestellt.

Gestoppt

PayPal ist online das größte und wichtigste Zahlungssystem. Neue Richtlinien zum Käuferschutz erschweren jetzt aber den Einsatz von PayPal für sogenannte Crowdfunding-Plattformen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2014)

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