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Jay-Z: Hellblau gegen den Rest der Musikwelt

(c) Tidal
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Der Rapper und Unternehmer Jay-Z bringt mit Tidal eine eigene Musik-Streaming-Plattform heraus. Der Dienst setzt auf CD-Qualität und soll zu 48 Prozent im Eigentum von Musikern stehen.

Knalliges Hellblau ist eine Farbe, die man nicht automatisch mit Rap verbindet. Da denkt man eher an Schwarz, Weiß oder Gold. Aber weil Jay-Z ohnehin kein ganz gewöhnlicher Rapper mehr ist, passt das Hellblau auch wieder irgendwie – vor allem, weil es auffällt, wo es soll: in den sozialen Netzwerken und den App-Stores. Hand in Hand mit seiner ebenso geschäftstüchtigen Ehefrau Beyoncé präsentierte der Rapper und Unternehmer Jay-Z am Montag in Manhattan sein jüngstes Business, die Musik-Streaming-Plattform Tidal, die ab sofort auch in Österreich verfügbar ist. Zur Erinnerung: Beim Streamen gehört dem Kunden die Musik nicht wirklich, er kann sie sich anhören und in Listen speichern, aber nicht kopieren oder auf anderen Geräten abspeichern, wie das etwa beim Kauf von Musik über Apples Digital-Supermarkt iTunes möglich ist.

Jay-Zs Dienst ist nicht neu, aber anders als etwa das schwedische Vorbild Spotify – und das heißt zunächst einmal: viel teurer. Um 19,99 Dollar (18,60 Euro) pro Monat kann der Kunde auf 25 Millionen Musiktitel und 75.000 Musikvideos zugreifen, das dafür in CD-Tonqualität. Für die Genügsameren gibt es ein günstigeres Abo um 9,99 Dollar (9,31 Euro). Eine werbefinanzierte Gratisversion, wie bei Spotify, gibt es nicht.

Jay-Z will mit Tidal Musikgeschichte schreiben – oder wie die „New York Times“ treffend schrieb: „Jay-Z hat eine Lösung für Musiker im Streaming-Zeitalter gefunden. Alle sollten sich dafür zusammentun – hinter ihm, natürlich.“

Bei der Präsentation in Manhattan ließ der Musiker eine Reihe sehr prominenter Kollegen und Freunde antanzen, die sich bereits an Tidal beteiligt haben: Rihanna, Kanye West und Madonna waren gekommen, Jack White, Alicia Keys und das französische Duo Daft Punk, wie immer im Roboteroutfit. Die Stars gehören bei Tidal zum Grundkonzept, sie sollen sich zu 48 Prozent an dem Dienst beteiligen und somit direkt Geld verdienen, den Rest hält Jay-Z persönlich.

Todesstoß für Spotify? Wohl kaum

Konkurrenten wie das weltweit größte Musiklabel Universal geben sich noch gelassen und betonen, man freue sich über jeden neuen Mitbewerber auf dem Markt. Den großen Verlierer haben Bewunderer und Fans von Jay-Z in Spotify gar voreilig ausgemacht, was sie mit Hashtags wie #RIPspotify zum Ausdruck brachten. Apropos Schweden: So wie Spotify kommt auch Aspiro, die Unternehmensmutter von Tidal, aus diesem Land. Jay-Z hatte sich seit einigen Monaten um das nordeuropäische Unternehmen bemüht und es schließlich im März um 56 Millionen Euro erworben.

Auch wenn die Musikbranche einen so erfolgreichen Musikunternehmer wie Jay-Z grundsätzlich ernst nimmt, fragen sich viele, wie rasch der Dienst Kunden wird finden können. Der Slogan „Tidal for all“, auf hellblauem Hintergrund, liest sich bei Abopreisen von 20 Dollar eher wie ein Scherz. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

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