Experte fordert "Urheberrecht 2.0" für Web-Generation

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Das aktuelle Urheberrecht ist noch im 20. Jahrhundert verankert, bemängelt Stanford-Professor Lawrence Lessig. Er fordert ein Ende des "Kriegs gegen Filesharer" und mehr Freiheiten für Nutzer von YouTube und Co.

Das Urheberrecht ist zu veraltet, zu streng und nicht an die Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts angepasst. Zu diesem Schluss kommt der US-Jurist, Standford-Professor und Internetexperte Lawrence Lessig anlässlich des 14. Trendtags in Hamburg, wie Heise berichtet. Das traditionelle Urheberrecht sei "read only" und damit vollkommen überholt. Es wirke auf positive Entwicklungen des Internet-Booms "korrodierend" und sei weitgehend wirkungslos, so Lessig. Ein neues Urheberrecht müsste bessere "Fair Use"-Regeln enthalten.

Ende des Kriegs gegen Filesharer gefordert

Eine ganze Generation werde durch das aktuelle Urheberrecht kriminalisiert, der Krieg gegen Filesharing (siehe der Prozess gegen The Pirate Bay) tobe seit zehn Jahren ohne echte Wirkung. "Beendet diesen Krieg jetzt", richtete Lessig einen eindringlichen Appell an seine Juristenkollegen und Politiker weltweit. Er ging sogar soweit, Urheberrechts-Anwälte als "irrsinnig" zubezeichnen.

Veraltetes Denken aus analogen Zeiten

Kernproblem beim Urheberrecht sei nach Ansicht des Juristen ein Denken aus analogen Zeiten des 20. Jahrhunderts: Das Problem der Kopie. In der Web-2.0-Ära ist jede Nutzung automatisch eine Kopie - schließlich speichert ein Browser alle Informationen (wie urheberrechtlich geschützte Bilder) im Zwischenspeicher. Man sollte über den Begriff hinaus mehr auf den Kontext achten. Das neue Urheberrecht müsse mehr Freiräume für die legale Nutzung ("Fair Use") geschützter Güter machen.

Selbst gemachtes Video wurde entfernt

Ein besonderer Dorn im Auge sind dem Experten vor allem Maßnahmen, die sich direkt gegen Internet-Nutzer richten. Eine kreative Einbindung eines Musikstücks in ein YouTube-Video dürfe nicht illegal sein, meint Lessig. Er selbst wurde Oper so eines Vorfalls. Ein Video eines seiner Vorträge im März diesen Jahres wurde entfernt, weil darin kurze Musikschnipsel verwendet wurden. Warner Music veranlasste daraufhin die Löschung. Lessig sieht darin eine Verletzung des "Fair Use" und hat angekündigt, gegen das Unternehmen rechtlich vorzugehen.

Juristische Sackgasse

Statt das Recht dem technologischen Fortschritt anzugleichen, versuchen Politik und Industrie krampfhaft, den gegenteiligen Weg zu gehen, und die neuen Entwicklungen immer strenger zu reglementieren. Für Lessig und viele andere Forscher ist dies eine ideologische und juristische Sackgasse.

(db)

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