Bilder einer gestellten Flucht

Screenshot Instagram
  • Drucken

Abdou Diouf ließ die Welt via Instagram an seiner Flucht aus dem Senegal teilhaben. Dann stellte sich heraus: Die Flucht war gestellt, die Bilder werben für eine Fotoausstellung.

Abdou Diouf ist ein häufiger Name im Senegal. Der zweite Präsident des Landes heißt so, auf Twitter und Facebook finden sich zahlreiche Profile mit dem Namen. Ein Abdou-Diouf-Account erlangte in den vergangenen Wochen besondere Aufmerksamkeit: "abdoudiouf1993", ein angeblicher Senegalese, dokumentierte auf dem Fotodienst Instagram seine Flucht nach Spanien.

Seine Bilder - darunter Selfies von schweißüberströmten Körpern, die in der prallen Sonne zu Fuß gehen, von einer nächtlichen Bootsfahrt und glücksstrahlenden Männern, die sich auf einem Strand in die Arme fallen - riefen auf Instagram aufmunternde wie auch feindselige Kommentare hervor. Über 13.000 Nutzer abonnieren den Account, die "Huffington Post" berichtete über die berührende Geschichte des Migranten, der per Schlauchboot, Lastwagen und zu Fuß nach Europa gelangt.

Einzig: Diesen "Abdou Diouf" gibt es nicht. Die Bilder sind gestellt und wurden in der Gegend von Barcelona aufgenommen, Modell stand der Handballspieler Hagi Toure, der seit über zehn Jahren ebendort wohnt. Nachdem einige Blogs den Hoax aufdeckten, hat sich mittlerweile eine spanische Werbeagentur dazu bekannt, den Account erstellt und die Bilder verbreitet zu haben.

Hashtags: "#foodporn", "#swag"

Die Aktion soll für die Fotoausstellung "Getxophoto" im Baskenland werben, die sich heuer um das Thema "Reisen" dreht. Mit "Abdous Reise" wollte man auf die "westliche Frivolität" hinweisen, "in der wir dauernd Selfies machen müssen und es scheint, als hätte ein Ereignis nicht stattgefunden, wenn wir es nicht im Internet geteilt haben", sagte Joana Sendra von Getxophoto zum Dienst Storyful, der es sich zu Aufgabe gemacht hat, die Authentizität von Online-Inhalten zu prüfen.

Sehr glaubhaft wirkten Abdou Diouf Bilder dabei nicht, dafür sorgen vor allem die Hashtags (Schlagwörter), mit denen er seine Fotos beschrieb: Unter seinem letzten Familienfoto steht etwa "#bestdayever", unter dem Bild einer Portion Couscous, dem Abschiedessen seiner Mutter, steht "#foodporn". Auf einem Bild lässt er sich für die Reise einen neuen Haarschnitt verpassen und kommentiert das mit "#swag" (Jugendwort des Jahres 2011).

Die Kombination der Fluchtbilder mit solchen Hashtags sei ironisch gemeint, sagte Tomás Peña, der die Aufnahmen leitete, der BBC. Dem "Spiegel" sagte er: "Wir haben die Leute dazu gebracht, noch einmal ganz anders über die Flüchtlingsdebatte nachzudenken."

(kanu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.