Facebook überholt Google als Nachrichtenquelle

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Neueste Zahlen zeigen, dass Nachrichten stärker über das soziale Netzwerk als über Google konsumiert werden.

Europas Verlagsbranche ist sich schon lange einig: Ihr größer aktueller Feind heißt Google. Diesen will man auf unterschiedlichste Weise dazu bringen, für die Klicks, die er mit Inhalten der Verlage macht, zu bezahlen. In Österreich ruft man nach einem Lizenzrecht nach deutschem Vorbild. Nun stellt sich heraus, dass sich längst ein anderes US-Unternehmen zum einflussreicheren Nachrichtenlieferanten entwickelt: So soll Facebook seit Mai mehr Zugriffe auf Nachrichtenseiten generieren als Google, wie neue Zahlen des Webanalyse-Unternehmens Parse.ly zeigen. Eine Umfrage unter den über 400 Medienkunden von Parse.ly – wie „The Atlantic“, „Daily Telegraph“ und „Wired“ – hat ergeben, dass mittlerweile 43 Prozent der Zugriffe auf ihre Websites über soziale Netzwerke wie Facebook kommen, nur mehr 38 Prozent über Google. An dritter Stelle folgt Yahoo, an vierter der Kurznachrichtendienst Twitter.

Und Facebook wächst schnell. Noch im Jänner 2014 war es nur für 20 Prozent der Zugriffe auf Nachrichtenseiten verantwortlich, 16 Monate später sind es doppelt so viele. Der Algorithmus von Facebook habe aber Tücken, wie Digitalexperten kritisieren. Man wisse weder, welche Artikel das Netzwerk den einzelnen Kunden in die Timeline spült, noch welche Texte besonders gut ankommen. Auch besteht die Gefahr, dass man als Leser nicht weiß, warum einem manche Artikel vorenthalten werden. Der US-Technikjournalist Matthew Ingram prophezeite bereits vor einigen Wochen in einem Interview mit „Profil“, dass Google und Facebook zusammen „den weitaus größten Einfluss darauf haben, wie Menschen an Nachrichten herankommen. Das ist so, als hätten Google und Facebook den Großteil der amerikanischen Zeitungsstände und Trafiken gekauft.“ Und er hat festgestellt, dass Europa mit seiner Konzentration auf Google vielleicht gerade in die falsche Richtung schaue. Während Google in den USA schwächer werde, werde Facebook immer stärker. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2015)

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