Uber: Verräter in Cremegelb

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Der US-Fahrdienst Uber und Taxis stehen weltweit auf Kriegsfuß. In Berlin hat man sich „arrangiert“.

Manche können sich vielleicht noch daran erinnern: Der aus den USA stammende Fahrdienst Uber hat in den vergangenen Monaten immer wieder für Aufsehen in Europa gesorgt. In Frankreich gab es Berichte über Taxifahrer, die aus Protest gegen das Unternehmen nicht nur Autoreifen, sondern gleich ganze Autos anzündeten. Und selbst in der beschaulichen Schweiz fuhren die Berufsfahrer mit einem Hupkonzert gegen den neuen Feind aus Amerika vor.

Überall hieß es nur noch: Uber muss verboten werden. Eines war damit klar ersichtlich. Taxifahrer und Uber – das wird nichts mehr.

In der deutschen Hauptstadt ticken die Uhren aber offenbar anders. Zumindest bei manchen. Einige der Taxilenker werben auf den in Berlin einheitlich aussehenden Fahrzeugen nämlich mit Aufklebern für – raten Sie mal – Uber. Also für jenen Fahrdienst, mit dem andernorts ganze Städte und Innungen über Kreuz liegen. Was ist da bloß schiefgelaufen?

Auch die Berliner Taxifahrer ließen den Markteintritt Ubers anfangs nicht auf sich sitzen. Sie klagten ihre Rechte ein. Der Gesetzgeber schlug sich auf die Seite der Berufsfahrer, er war ihnen sogar mehrfach freundlich gesinnt.

Das Landgericht Berlin erließ zunächst eine einstweilige Verfügung gegen die Taxi-App, noch dazu im Eilverfahren (die Entscheidung wurde von einer höheren Instanz später jedoch wieder aufgehoben). Trotzdem, die Geschäftsidee von Uber, Personen mit einem privaten Fahrzeug von A nach B zu bringen, war damit vorläufig tot. Endgültig erledigt war Uber Pop dann kurze Zeit später, als ein Gericht in Frankfurt deutschlandweit leider Nein zu Uber sagte.

Doch US-Firmen mit Geld können findige Anwälte mit guten Ideen engagieren. Freilich zum Leidwesen ihrer Gegner.

Statt Uber Pop wird in Berlin nun die Vermittlung professioneller Taxis angeboten. Uber Taxi eben. Einige der cremefarbenen Fahrzeuge fungieren dafür als Werbeträger.

Die Berliner Taxiinnung ist über die Verräter aus den eigenen Reihen freilich weniger erfreut. „Die Fahrer haben nur die Moneten im Kopf“, schimpft man. Wieso das? Weil die Werbeflächen der Taxis in etwa um die 50 Euro kosten. Die Amerikaner aber sollen das drei bis Fünffache zahlen. Klar, dass da nicht lang nachgedacht werden muss. Schon gar nicht, wenn man als Taxiunternehmer mehrere Wagen besitzt.

E-Mails an: nicole.stern@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2015)

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