Zahlen oder Werbung: Bild.de stellt Anti-Adblock-Abo vor

APA/dpa/Thalia Engel
  • Drucken

Zukünftig sollen Bild-Leser entweder ihren Adblocker ausschalten, um Inhalte angezeigt zu bekommen, oder dafür monatlich zahlen.

Werbung ist eines der zentralen Monetarisierungsformen im Internet. Doch Anzeigen verlangsamen zum Teil auch die Webseiten, weswegen vermehrt Nutzer auf sogenannte Adblocker zurückgreifen, um wieder ungestört Inhalte lesen zu können. Dem Axel-Springer-Verlag schon länger ein Dorn im Auge, weswegen man statt Gerichtsverfahren mit einer neuen Idee direkt die Leser anspricht: Nutzer, die Werbung mittels Software aussperren, bekommen künftig auch keinen Zugriff auf die redaktionellen Inhalte.

Wer die normalerweise frei zugänglichen, werbefinanzierten Berichte und Videos trotzdem ohne Reklame sehen wolle, müsse dafür ein gesondertes Abo abschließen. "Wer den Adblocker nicht ausschaltet oder nicht zahlt, kann ab sofort keine Inhalte mehr auf Bild.de nutzen", erklärte der Medienkonzern.

Anzahl der Adblock-Nutzer steigt

Zahlreiche Online-Medien kritisieren die Werbeblocker, weil sie dadurch ihre wichtigste Erlösquelle in Gefahr sehen. Denn wenn Leser und Zuschauer die Anzeigen und Werbespots auf ihren Computern und Smartphones systematisch ausblenden, seien die Werbekunden nicht mehr zahlungswillig, lautet das Argument. Die meisten Online-Medien finanzieren sich zum größten Teil oder sogar ausschließlich durch Werbung. Nach Angaben von Axel Springer verwenden 23 Prozent der "Bild.de"-Nutzer Werbeblocker. In den vergangenen Jahren seien es stets rund 20 Prozent oder knapp darüber gewesen.

In Deutschland hat besonders der Werbeblocker-Anbieter Eyeo den Zorn der Branche auf sich gezogen. Doch in mehreren Prozessen scheiterten Medienkonzerne wie Springer, ProSiebenSat.1 und RTL vorläufig mit dem Versuch, Eyeo das Geschäft verbieten zu lassen. Gerichte wollten in erster Instanz kein illegales Treiben erkennen. Springer hat bereits angekündigt, den juristischen Kampf gegen das Kölner Startup-Unternehmen fortzusetzen und gegen das erstinstanzliche Urteil in Berufung zu gehen. 

"Erpresserisches Vorgehen" von Adblockern

Wobei das Adblock-Modell weniger im Visier steht als das von verschiedenen Unternehmen angebotene Whitelisting. Werbung von Firmen, die sich auf diese Liste eingekauft haben, wird dennoch angezeigt. Dabei handelt es sich aus Sicht von Axel Springer um ein "erpresserisches Vorgehen". Nach Einschätzung von Beteiligten dürften bis zu einer finalen Entscheidung durch den Bundesgerichtshof Jahre vergehen.

Springer greift nun zur technischen Selbsthilfe. Nutzer der Anti-Reklame-Software werden beim Aufruf der "Bild"-Internetseite gebeten, diese auszuschalten. Alternativ können Leser für diesen Teil des Online-Auftritts ein Monatsabo für 2,99 Euro abschließen. Dann würden die Inhalte nahezu werbefrei und mit deutlich verkürzter Ladezeit angezeigt, teilte Springer mit.

Unabhängig davon bietet der Verlag den Nutzern bereits seit gut zwei Jahren einen erweiterten Online-Zugang zu Preisen ab 4,99 Euro im Monat an. "Auch im Netz müssen sich journalistische Angebote über die beiden bekannten Erlössäulen, nämlich Werbe- und Vertriebseinnahmen, finanzieren, um weiterhin unabhängigen Journalismus zu bieten", erklärte "Bild"-Geschäftsführerin Donata Hopfen.

(APA/Reuters/Red. )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.