Analyse: Programmierer aus dem Kindergarten

Wenn ihre Kinder erwachsen sind, wird Programmieren so selbstverständlich sein wie Englisch, glauben viele Eltern in China.
Wenn ihre Kinder erwachsen sind, wird Programmieren so selbstverständlich sein wie Englisch, glauben viele Eltern in China.(c) Bloomberg (Xaume Olleros)
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Während China schon Kleinkinder zu Programmierern ausbildet, hinkt Österreich in Sachen Digitalisierung hinterher. Langsam wächst sich das zu einem Problem für den Standort aus.

Wien. Chinas Eltern denken vor: Sie lassen ihre Söhne und Töchter schon im Alter von vier, fünf Jahren zu Software-Programmierern ausbilden. Nur so seien sie für die Zukunft gerüstet. Für eine Zukunft, in der laut Forschern der Oxford-Universität jeder zweite Job von Robotern oder Computern erledigt werden wird. Im ganzen Land schießen Programmierschulen für die Kleinsten aus dem Boden. Peking hofft, so in der digitalen Wertschöpfungskette nach oben klettern zu können. China ist nicht das erste Land, das diesen Schritt setzt. Auch in den USA und in 16 europäischen Ländern ist Programmieren fester Bestandteil in den Lehrplänen.

Anders die Situation in Österreich. Glaubt man den Experten des World Economic Forum, mangelt es hierzulande schon am grundlegenden Handwerkszeug, um in der digitalen Zukunft bestehen zu können. Im diesjährigen Networked Readiness Index, der den digitalen Reifegrad einer Gesellschaft misst, ist das Land bei den Skills am stärksten zurückgefallen (Platz 27). Aber nicht nur das, auch in den anderen Bereichen gibt es gehörig Aufholbedarf. Schnelles Internet ist zwar leistbar, aber nicht ausreichend verfügbar. Das Umfeld für innovative Unternehmen wurde besonders schlecht bewertet. In Summe reichte es nur für Platz 20. Eine ähnliche Erhebung der EU-Kommission aus dem Frühjahr brachte ein vergleichbares Ergebnis. Auch da rangierte Österreich mit dem 13. Platz nur im Mittelfeld der EU.

„Österreich muss aufholen“

Zu wenig, wenn man bedenkt, dass der Zugang zur Digitalisierung zusehends alten Wettbewerbsvorteilen wie Produktivität, Abgabenlast oder Energiekosten den Rang ablaufen wird. Europas Wirtschaft kriecht aus der Stagnation, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Nur die IT-Branche in der EU erwartet eine Lücke von 900.000 Arbeitskräften bis 2020.

Österreichs Regierung ist das nicht neu. Digitale Offensiven wurden gegründet, Lehrberufe modernisiert, Förderungen ausgeschrieben. Dennoch ist das Land noch ein Stück weit weg von dem, wo es sein möchte. Das liegt auch daran, dass vieles zwar gut gemeint, aber nicht unbedingt ideal umgesetzt ist. Mit der Breitband-Milliarde hat die Regierung etwa Fördermittel versprochen, die entlegenen Gegenden rascheren Zugang zu schnellem Internet bringen sollen. Das Problem: Die Umsetzung geht vielen nicht einfach und rasch genug.

Eben erst werden die ersten 45 Mio. Euro für die Verlegung von leeren Rohren frei. Der Prozess sei „langwierig, bürokratisch und von Beamtenmentalität geprägt“ gewesen, sagen Telekombetreiber hinter vorgehaltener Hand. „Teilweise gab es Verbesserungen, aber hier gibt es viel zu tun“, sagt Telekom-Austria-Chef Alejandro Plater zur „Presse“. „Österreich muss aufholen.“

Im zuständigen Infrastrukturministerium reagiert man auf die Kritik eher gelassen: Die erste Ausschreibung sei nun über die Bühne. Wenn es Fehler gegeben habe, werde man daraus lernen, hat es auf Anfrage geheißen. Der Großteil der ersten 300 Millionen Euro an Förderungen hänge allerdings nicht in Wien, sondern in Brüssel fest, wo diese zur Notifizierung eingereicht seien, hat ein Sprecher betont. „Wir warten täglich auf grünes Licht.“

Ist die Telekom in der Pflicht?

Bis dahin können die Telekomkonzerne den Ausbau selbst weitertreiben. In den Gebieten, wo es sich rechnet, tun sie das auch. Die teilstaatliche Telekom Austria könnte dazu sogar verpflichtet sein, heißt es zur „Presse“. Im Syndikatsvertrag der Republik mit der América Móvil stehe demnach ein Passus, der dem Land „eine Best-in-class-Infrastruktur“ garantiere. Ein Ziel, das Österreich wohl nicht erreicht hat.

Zum Syndikatsvertrag will sich Plater nicht äußern. Die zuständige Staatsholding ÖBIB war nicht erreichbar. Untätigkeit will sich der Konzern keinesfalls vorwerfen lassen: „Wir haben 2015 eine halbe Milliarde Euro in den Breitbandausbau gesteckt“, so Plater. „Das werden wir auch 2016 tun“.

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