Berichte über ein Ende des Livestreams reichen den Nutzern, um das Ende von Twitter auszurufen.
San Francisco. Eine Dekade Twitter und kein Grund zum Feiern. Der Aktienkurs ist im Sinkflug, das Wachstum stockt und selbst eingefleischte Twitter-Nutzer stimmen den Abgesang auf den Kurznachrichtendienst an. Ein kurzer Bericht über den möglichen Umbau des Dienstes löste einen digitalen Protest aus.
Twitter wolle eine neue Sortierung einführen, bei der die einzelnen Tweets nach Relevanzalgorithmen angeordnet werden, statt wie bisher nacheinander, schrieb die Website Buzzfeed am Wochenende. Die Reaktionen waren eindeutig: Unter #RIPTwitter wurde vorsorglich das Ende des Unternehmens besungen. Mitgründer und Chef Jack Dorsey rückte zur Beruhigung aus: „Wir lieben den Livestream. Das sind wir“, schrieb er. Es werde Änderungen geben, aber keinesfalls derart abrupte, wie im Artikel dargestellt waren.
Großer Wurf gefordert
Dorsey ist knapp vor dem zehnten Geburtstag seines Unternehmens zunehmend unter Druck. Etliche Topmanager liefen zuletzt zur Konkurrenz über. Der Schritt, auch Twitter-Nutzern Werbung zuzumuten, bringt zwar rund zwei Milliarden Dollar Umsatz im Jahr ein, reicht aber nicht, um aus der Verlustzone zu kommen. Vor der Präsentation der Quartalszahlen am Mittwoch sind die Erwartungen der Analysten niedrig. Sie fordern einen großen Wurf. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2016)