Die Fassade von Zuckerbergs Prestigeprojekt bröckelt

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Freien Internetzugang wolle Facebook-Gründer Mark Zuckerberg allen Menschen auf dieser Welt gewähren. Doch das Internet ist nicht Facebook. Das hat auch Indien erkannt. Eine Analyse.

Diplomatie ist nicht jedermanns Sache. Dass diese Eigenschaft auch nicht Marc Andreessen innehat, ist seit dem Kolonialismus-Tweet klar. Die Negativauswirkungen lassen sich aber nicht mehr aufhalten. Das weiß auch Mark Zuckerberg. Auch wenn er um Deeskalation auf allen Kanälen bemüht ist. Aber sein vermeintliches Herzensprojekt "internet.org" hat einen ordentlichen Kratzer erhalten. Und das kurz nachdem die indischen Behörden dem Projekt den Riegel vorgeschoben haben. Diese sahen die Netzneutralität gefährdet.

Für "Free Basics" das besser unter dem Namen "internet.org" bekannt ist, hat Mark Zuckerberg viel Zeit und Geld investiert, um es in Indien zu realisieren. Scheinbar aus Großherzigkeit, purem Altruismus. Beinahe selbstlos schien sein Wirken gegenüber den hiesigen Politikern und der Bevölkerung. In einem Artikel der "Times of India" bekräftigte er sein Engagement: "Zugang zum Internet sei gleichbedeutend mit Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Bildung, medizinischer Versorgung und Kommunikation."

Internet.org ist Facebook

Doch am Ende des Tages geht es um Facebook. Ein börsenorientiertes Unternehmen, das darauf ausgelegt ist, zu wachsen. Und genau das ist auch die Strategie hinter "internet.org", das wohl besser "facebook.org" heißen hätte sollen, weil es den Nagel auf den Kopf trifft.

Denn der von Zuckerberg vielgelobte freie Internetzugang ist lediglich der Versuch über eine Milliarde neue Facebook-Nutzer zu gewinnen. Denn das Programm gewährt lediglich zu Facebook und ein paar Gesundheits-, Bildungs- und Jobangebotsseiten Zugang. Nicht zum gesamten Internet.

Twitter-Ausrutscher zeigt Druck auf Facebook

Der Ausbruch Marc Andreessens zeigt, dass großer Druck auf Facebook lastet. Zwar konnte man auch 12 Jahre nach der Gründung bei den aktuellen Quartalszahlen noch mit steigenden Umsatzzahlen punkten, aber neue Nutzer kommen kaum hinzu. Der Markt stagniert. Ein neuer Markt muss her und da schienen 1,3 Milliarden potenzielle neue User mehr als attraktiv. Auch für die Werbekunden Facebooks.

Jegliches Bestreben Zuckerbergs, das Ruder rumzureißen, können mit dem Fauxpas auf Twitter als obsolet bezeichnet werden.

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