Yahoo – das war einmal

Auch Marissa Mayer konnte Yahoo nicht aus der Krise führen.    -MANAGEMENT
Auch Marissa Mayer konnte Yahoo nicht aus der Krise führen. -MANAGEMENT(c) APA/AFP/ROBYN BECK
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Das Kerngeschäft von Yahoo wird von dem US-amerikanischen Telekomkonzern Verizon geschluckt. Nach 22 Jahren verliert der Internetpionier Yahoo seine Eigenständigkeit.

Wien. Yahoo, einer der bekanntesten Internetkonzerne der Welt, wird von dem US-Telekomkonzern Verizon geschluckt. Gestern am frühen Nachmittag mitteleuropäischer Zeit gab Verizon bekannt, dass der Deal nun besiegelt sei. 4,8Milliarden Dollar (4,4Mrd. Euro) waren die Käufer bereit, für das Yahoo-Kerngeschäft zu bezahlen. Kein Schnäppchen, aber dennoch ein gutes Geschäft für Verizon, denn die meisten Analysten schätzten den Wert des Internetriesen auf sechs bis acht Mrd. Dollar.

Yahoo verliert mit dieser Transaktion seine Eigenständigkeit, lediglich die Beteiligungen an dem chinesischen Onlinehändler Alibaba und Yahoo Japan werden von Verizon nicht übernommen.

Steiler Aufstieg in den 1990ern

Vor 22 Jahren hatten zwei Stanford-Absolventen, David Filo und Jerry Yang, das Unternehmen gegründet. Zwei Jahre später gingen sie damit an die Börse. Bereits damals stellte Yahoo seine Dienste Usern in 70 Ländern auf 46 Sprachen zur Verfügung.

Als Internetpionier der ersten Stunden profitierte das Unternehmen von dem Boom des neuen Mediums. Direkt proportional mit den Einnahmen aus Onlinewerbung stieg auch der Aktienkurs von Yahoo steil an. Doch Anfang der 2000er-Jahre platzte die Dotcom-Blase auf einmal, und der Umsatz des Konzerns brach massiv ein.

Nicht nur der Verlust der Werbeeinnahmen machte Yahoo gehörig zu schaffen, sondern auch potente Mitbewerber wie Google und Facebook ließen den kalifornischen Internetanbieter alt aussehen.

Der Manager Terry Semel übernahm in dieser Krise die Führung des sinkenden Schiffs. Weder ihm noch den vielen anderen Yahoo-Chefs, die nach ihm kamen, sollte es gelingen, den Konzern wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Vielmehr erwies sicher der Job an der Spitze als verlässlicher Schleudersitz. Semel wurde 2007 von Mitbegründer Yang persönlich beerbt.

Er dürfte die Zukunft seines Babys äußerst rosig eingeschätzt haben. Das Angebot von Microsoft, Yahoo um immerhin 45 Mrd. Dollar zu übernehmen, lehnte er jedenfalls ab. Eine astronomische Summe – vor allem im Vergleich zu dem jetzt erzielten Kaufpreis, der gerade einmal ein Zehntel davon ausmacht. Yang muss das heute nicht mehr tangieren, er hat sich schon vor Jahren zur Gänze aus dem Konzern zurückgezogen. Große Hoffnung setzten sowohl Aktionäre als auch Nutzer auf die dynamische Marissa Mayer. Die ehemalige Vizepräsidentin von Google übernahm vor vier Jahren den Vorsitz im Vorstand von Yahoo. Und sie hatte neue Zukunftsvisionen für den Konzern. Mit dem Kauf der Blog-Plattform Tumblr bemühte sie sich um die jüngeren User des Internets, baute das Medienangebot aus und engagierte populäre TV-Moderatoren.

Mayers Zukunft ungewiss

Doch all ihre Anstrengungen kosteten viel und brachten wenig. Denn die werbenden Unternehmen entschieden sich doch dazu, ihre Inserate lieber bei Google oder Facebook und nicht bei Yahoo zu schalten. Ob die dreifache Mutter auch nach der Übernahme ihren Job behalten wird, so wie sie sich das wünscht, stand gestern noch nicht fest. Im Fall ihres Ausscheidens kann sie aber mit einer Abfindung von drei Mio. Dollar und einem großen Aktienpaket rechnen.

Über die Pläne, die Verizon mit seiner neuesten Akquisition hat, ist derzeit noch wenig bekannt. Experten rechnen jedoch mit einer Integration, die für die 8800 Yahoo-Mitarbeiter hart werden dürfte. Mit Stellenkürzungen müssen sie jedenfalls rechnen. (hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2016)

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