Bestattungsservice umfasst künftig auch digitalen Nachlass

APA/GEORG HOCHMUTH
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Wer heute stirbt, ist längst noch nicht tot, denn die digitalen Fingerabdrücke bleiben meist aus Unwissenheit der Erben bestehen. Das Bestattungsservice Wiener Verein will sich nun um diesen digitalen Nachlass kümmern.

Der Tod eines Angehörigen ist nicht nur schmerzlich, sondern für die Nahestehenden auch trauriger Anlass, sich mit den Formalitäten des Nachlasses zu beschäftigen. War es in der Vergangenheit bereits eine Herausforderung alle notwendigen Unterlagen zu finden, zählt auch die Abwicklung des digitalen Erbes zu den Aufgaben. Denn Angehörige und Erben haften für entstehende Kosten bei kostenpflichtigen Seiten wie Netflix oder der Premiumversion von Xing. Die Wiener Städtische hat nun einen "Digitalen Nachlass Service" vorgestellt, der die Profile des Verstorbenen eruiert und diese kündigt. Die Anbieter rechnen mit 20.000 Nutzern pro Jahr, hieß es bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Nach einem Todesfall müssen sich Angehörige um eine Vielzahl an Formalitäten kümmern. Neben dem Begräbnis müssen unzählige Abmeldungen vorgenommen werden. Versicherungen, Krankenkassen, Behörden, Telekommunikations- und Energieanbieter. Ein erster Schritt führt meist zum Bestatter, wo die Abwicklung des Online-Vermächtnisses gleich mit veranlasst werden kann.

Zusatz zur Versicherung oder direkt beim Bestatter

In vielen Ländern kümmern sich bereits Profis um virtuelle Verlassenschaften wie im Internet abgeschlossene Verträge oder Mitgliedschaften bei E-Mail-Diensten und in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Xing, ab sofort kann diese, für Laien zumeist aufwendige Aufgabe auch in Österreich als Dienstleistung in Anspruch genommen werden. Der "Digitale Nachlass Service" kann als Zusatzbaustein in Form einer Versicherung oder über den Bestatter erworben werden.

Erben müssen dabei weder über Mitgliedschaften informiert sein noch über Zugangsdaten oder Passwörter verfügen. Der Datenschutz bleibe gewahrt, sensible und private Informationen werden nicht weiter gegeben, beteuerten die Verantwortlichen vor Medienvertretern. Wie die Profile in den sozialen Netzwerken dann jeweils konkret abgewickelt werden, kann mit wenigen Mausklicks geregelt werden. Einige Social-Media-Konten können zum Beispiel als Andenken in den sogenannten "Gedenkzustand" versetzt werden.

150 verschiedene Anbieter

Das Produkt wird ab sofort bundesweit als Zusatzbaustein, der standardisiert in Bestattungsvorsorge-Verträge eingeschlossen ist, auf Wunsch aber abgewählt werden kann, angeboten. Bestehende Vereinbarungen können adaptiert werden. Bei Abschluss einer Vorsorge belaufen sich die Kosten aktuell je nach Alter und Prämienzahlungsdauer monatlich zwischen 1,40 und 1,90 Euro. Das Service kann für 12 beziehungsweise 36 Monate abgeschlossen werden.

Das neue Tool wurde vom "Wiener Verein", einer Tochtergesellschaft der Wiener Städtischen, initiiert und in erster Linie von Bestattungsunternehmern abgewickelt. Zusätzlich kann ein direkten Zugang freigeschaltet werden. Derzeit wird automatisch bei rund 150 Anbietern recherchiert und Accounts gekündigt, deaktiviert oder auf Wunsch übertragen. Zusätzlich können individuelle Einzelanfragen durchgeführt werden.

>>> Hier geht's zur Webseite von Wiener Verein.

(Schluss) luz/ww

(APA)

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