Millionenspritze für BND, um WhatsApp-Nachrichten "zu knacken"

APA/dpa/Michael Kappeler
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Der deutsche Bundesnachrichtendienst bekommt in den kommenden Jahren 500 Millionen Euro, um verschlüsselte Messenger-Nachrichten zu knacken.

Den Regierungen gefällt es nicht, dass Messenger-Anbieter immer mehr dazu übergegangen sind, Nachrichten von Usern zu verschlüsseln. Die deutsche Bundesregierung hat laut Netzpolitik.org deswegen größere Geldmengen aus dem Budget 2017 dafür vorgesehen, diese Nachrichten wieder zu entschlüsseln und damit auch wieder mitlesen zu können.

Der Bundesnachrichtendienst erhält den Recherchen von Netzpolitik.org zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. In absoluten Zahlen ausgedrückt handelt es sich um eine halbe Milliarde Euro, die laut Bundeskanzlerin Merkel in die technische Weiterentwicklung in den kommenden Jahren investiert werden soll.

Aus den der Webseite vorliegenden Dokumenten sollen dem Bundesnachrichtendienst 150 Millionen Euro zur Entschlüsselung von WhatsApp-Nachrichten und anderen Inhalten von Messenger-Diensten zur Verfügung stehen.

10 der 70 Dienste können mitgelesen werden

Unter dem Projektnamen "Aniski" soll der Bundesnachrichtendienst daran arbeiten, die Anzahl der Messenger-Dienste, die mitgelesen werden können, drastisch zu erhöhen. Derzeit werden Nachrichten nur bei zehn der über 70 verfügbaren Dienste im Klartext verschickt. Der Bundesnachrichtendienst (BND) sei daher beim Mitlesen "stark beeinträchtigt".

In der Projektbeschreibung heißt es weiters, dass es die Aufgabe ist die "Aufklärung nicht-standardisierter Kommunikation im Internet" voranzutreiben. Man hat sich vorgenommen, "Schwachstellen in der Implementierung" zu finden, um so eine "Inhalterschließung zu erlauben". Dabei ist auch die Zuhilfenahme von externen Firmen abgesegnet.

BND geht wieder unter die Hacker

Das Vorhaben geht sogar noch einen Schritt weiter. Nicht nur, dass der BND den Dokumenten zufolge Schwachstellen ausnutzen will, so will man durch das Hacken von Servern in den Besitz von Krypto-Schlüsseln kommen. Auch "menschliche Quellen" sollen herangezogen werden.

Es ist nicht untypisch, dass sich der Bundesnachrichtendienst durch Hackerangriffe Zugang zu fremden Rechnern verschafft. Zwischen 2003 und 2009 sollen über 2500 Mal auf diese Art Informationen beschafft worden sein. Aktuell werden auch Angriffe auf Telekommunikationsfirmen geplant. Ähnlich dem Vorbild der britischen Nachrichtendienst-Kollegen, oder jenen aus Belgien.

Zur Durchführung dieses umstrittenen Vorhabens muss entsprechend in die Infrastruktur (Hard- und Software) investiert werden. Geplant sind auch eigene Serverfarmen. Zweck ist es, nicht nur die Überwachung von möglichen terroristischen Anschlägen, sondern auch illegale Migration. "Illegale Schleusung" sei eine der acht Sachverhalte, weswegen auch der Auslandsgeheimdienst deutsche Staatsbürger gesetzlich legitimiert überwachen darf.

BND auf dem Weg zur "Mini-NSA"

Gegenüber Netzpolitik.org äußerte sich André Hahn, Bundestagsabgeordneter der Linken und stellvertretender Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums zur Kontrolle der Geheimdienstem dass der Bundesnachrichtendienst auf "ein neues Niveau" gebracht werden soll, "hin zu einer Mini-NSA".

Hahn gibt auch zu bedenken, dass das Entschlüsseln von Nachrichten auf WhatsApp nur dazu führt, dass "potenzielle Terrortäter andere Formate" suchen. Also jene, wo Geheimdienste keinen Zugriff haben, während "völlig unbescholtene Menschen jahrelang ausgespäht werden können".

>>> Hier geht's zum Bericht von Netzpolitik.org. (Darin enthalten ist auch der im Volltext vorliegende Bericht zu Aniski) 

(bagre)

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