Austria-Forum: Alles über Österreich, besser als Wikipedia

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Die TU Graz bietet ab sofort kostenlos im Internet ein umfassendes Österreich-Lexikon an.

Unter den rund eine Millionen Beiträgen in Wikipedia beschäftigen sich weniger als 20.000 mit Österreich. Also angesichts der reichen Geschichte, Kultur und Natur des Landes nicht allzu viele. Sucht man per Internetsuchmaschine nach österreichspezifischen Inhalten, wird man von einer Unzahl an Einträgen erschlagen, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Das soll ab sofort anders sein: Die TU Graz hat nun das „Austria-Forum“ online geschaltet: ein Internet-Multimedia-Lexikon speziell für österreichische Themen(http://austria-lexikon.at). Zum Start umfasst das Lexikon 36.000 Einträge plus 61.000 Anhänge (Bilder, Videos, Musik etc).

Wie der Initiator, der Grazer „Informatikpapst“ Hermann Maurer, erläutert, beruht das Austria-Forum auf drei Säulen: erstens auf dem altbekannten „AEIOU Österreich-Lexikon“, das nun aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und weiter ausgebaut wird. Die zweite Säule sind gut 20 „Wissenssammlungen“ – etwa zu Themen wie Volkskunde, Fauna, Denkmälern oder Biografien. Diese beiden Bereiche werden von Experten erstellt und „eingefroren“, sodass sie auch wissenschaftlich zitiert werden können. Jedermann kann die Beiträge aber kommentieren. Die dritte Säule bindet die Community, die allgemeine Öffentlichkeit, mit ein: Sie funktioniert wie Wikipedia, Benutzer können die Beiträge modifizieren, der Erstverfasser hat aber das Recht, Änderungen rückgängig zu machen. Streng genommen sei das Austria-Forum kein Lexikon, sondern ein Lexikon-Cluster, sagt Maurer. Dadurch kann die Intelligenz der Benutzer genutzt werden: „Nach einer Biografie sucht man anders als nach Städten, Blumen, Denkmälern oder Seen“, so Maurer. Der Benutzer bekommt nach Eingabe eines Suchwortes eine Liste von Einträgen mit einer Angabe, in welcher Wissenssammlung ein Beitrag steht.


Semantische Suche. Aber auch technisch ist das Austria-Forum ausgefuchst: Es sei das erste „structured semantic Wiki“, heißt es. „structured“ bedeutet, dass jede URL (der Name einer Seite) den Inhalt im Klartext bezeichnet, und „semantic“ heißt, dass jeder Beitrag mit einer „Begriffswolke“ versehen ist, die das Auffinden von ähnlichen Inhalten ermöglicht. Entwickelt wurde das System am „Institut für Informationssysteme und Computer Medien“ der TU Wien, und zwar im Rahmen der normalen Forschung und Lehre – rund 100 Diplomarbeiten und zehn Dissertationen wurden dabei verfasst. Das Lexikon läuft auch auf der Infrastruktur des Instituts. Öffentliche Förderungen gibt es kaum – für AEIOU fließen Maurer zufolge jährlich 20.000 Euro. Etwaige Mittel der öffentlichen Hand, von Kooperationspartnern und Spendern sollen über den Verein „Freunde des Austria-Forums“ aufgebracht werden. Der Betrieb des Lexikons sei auf jeden Fall bis 2017 gesichert, so Maurer.

Für die Inhalte ist ein ehrenamtliches Herausgeberteam zuständig, derzeit rund 60 Experten. Kooperiert wird zudem mit Verlagen wie Styria oder Brandstätter, mit Museen wie dem Technischen Museum oder Joanneum sowie Archiven und Fotografen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2009)

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