Daten in die Cloud: Der zweite Anlauf

A woman uses her laptop to test a new high speed inflight Internet service named Fli-Fi while on a special JetBlue media flight out of John F. Kennedy International Airport in New York
A woman uses her laptop to test a new high speed inflight Internet service named Fli-Fi while on a special JetBlue media flight out of John F. Kennedy International Airport in New York(c) REUTERS (Lucas Jackson)
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Bis 2020 könnte der Cloud-Security-Markt auf 7,5 Mrd. Dollar anwachsen. Studien sehen starkes Wachstum, weil neue Technologien Sicherheitsbedenken der Firmen ausräumen.

Wien. Der Trend, Firmendaten außerhalb des eigenen Unternehmens zu speichern und zu verarbeiten, wurde als Cloud Computing bereits mehrfach vorhergesagt. Viele, insbesondere mit sensiblen Daten arbeitende Firmen waren und sind jedoch noch zurückhaltend. Zu schwer wiegen die Sicherheitsbedenken. Das scheint sich nun – langsam – zu ändern.

Zu tun haben dürfte das damit, dass in den vergangenen zwei Jahren ein ernst zu nehmender Markt für Dienstleister entstanden ist, die Cloud-Produkte sogar sicherer machen sollen, als es das eigene Firmennetzwerk je könnte. Dahinter steht im Prinzip fast immer der anwenderfreundliche Einsatz von Verschlüsselungstechnologie. Die Know-how-Sprünge führten unter anderem dazu, dass zuletzt auch IT-Giganten wie Cisco kleinere, aber vielversprechende Technologieträger in diesem Segment für viel Geld (CloudLock) aufkauften. Anbieter dieses Segments nennen sich selbst Cloud Access Security Brokers (CASB). Sicherheitsvermittler für den Cloud-Zugang.

Die Prognosen sind beeindruckend. In Deutschland, so Crisp Research, wollen drei von vier Unternehmen künftig ihre IT-Umgebung aus der Cloud heraus betreiben. Die Marktforscher von Gartner glauben, dass bis zum Jahr 2020 immerhin 85 Prozent aller Großunternehmen CASB-Plattformen in Anspruch nehmen werden. Derzeit sind es fünf Prozent. Und: MarketsandMarkets geht davon aus, dass sich die erzielten Umsätze in diesem Segment in den nächsten drei Jahren von 3,3 auf dann 7,5 Milliarden Dollar verdoppeln. Warum jetzt auf einmal?

Günstig und sicher?

„Weil Unternehmen in der Cloud die Kosten für Wartung, Hard- und Software deutlich senken, und durch den Einsatz von CASB-Lösungen ihre Daten auch noch sicherer machen“, glaubt William Leichter, Marketingleiter bei Ciphercloud. Das kalifornische Unternehmen entwickelt – wie ein Dutzend Mitbewerber – Sicherheitslösungen für die Nutzung von Cloud-Diensten. Stark vereinfacht gesagt werden die in die Cloud geschickten Daten noch auf den Computern der Kunden verschlüsselt. Das, was im Cloud-Speicher landet, ist genau genommen digitales Kauderwelsch, das nur der Eigentümer wieder entschlüsseln kann. Und zwar auf unterschiedlichen Endgeräten, vom Stand-PC in der Firma bis hin zu mobilen Laptops, Smartphones und Tablets.

Verordnung befeuert Markt

Gerade international operierende Unternehmen investieren derzeit in solche Lösungen, unter anderem der deutsche Pharmaziehersteller Merck. Ein weiterer Treiber für den CASB-Markt ist die neue Datenschutz-Grundverordnung der EU, die hohe Standards für die Speicherung personenbezogener Daten setzt. Bisher hatten europäische Firmen das Problem, dass die großen Cloud-Dienste von Amazon, Microsoft oder IBM in den USA sind, dem dortigen Recht unterliegen und US-Behörden wie Geheimdiensten im Fall des Falles Zugang zu den Daten gewähren müssen. Das zeigten die Enthüllungen des NSA-Whistleblowers Edward Snowden. Durch das Zwischenschalten von CASB-Diensten fällt dieses Risiko nach Angaben der Hersteller weg. Ihre Verschlüsselung nach militärischen Standards sei mit heutigen Methoden nämlich praktisch nicht zu knacken. „Und geheime Hintertüren“, sagt Leichter, „gibt es nicht“.

Neben dem Markt für CASB-Dienste wächst auch jener für Cloud-Infrastrukturen stark. Allerdings scheint der Kuchen fest verteilt zu sein. Amazon liegt mit 31 Prozent Marktanteil mit Abstand an der Spitze. Die Verfolger Microsoft (9), IBM (7) und Google (4) kommen gemeinsam auf gerade einmal 20 Prozent. Der Rest verteilt sich auf eine Vielzahl kleinerer Anbieter. Insgesamt rechnen Marktforscher mit einem Jahresumsatz von 23 Mrd. Dollar in diesem Segment.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2017)

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