Sound-Profi Sonos lässt Amazons Alexa in die eigene Lautsprecher-Serie einziehen. „Die Presse am Sonntag“ konnte das neue Gerät bereits ausprobieren.
Montagmorgen, der Sohnemann ignoriert gekonnt den fünften Wecker am Handy und will sich partout der Tatsache nicht stellen, dass er aufstehen muss, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Weckversuche von Vater und Mutter scheitern am Unwillen des Sprösslings. Frust, Ärger und vielleicht auch Verständnis und das schon frühmorgens. Mit dem Einzug der Technik in die heimischen Wände kann zumindest dieser Teil des Lebens massiv erleichtert werden.
„Spiele Radetzky-Marsch in Christophs Zimmer“, könnte den Filius schneller aus dem Bett befördern als jede andere Weckmethode. Sonos hat eben dafür und freilich auch andere Szenarien einen neuen Lautsprecher im Sortiment, der sich per Sprache steuern lässt. Mit dem klingenden Namen Sonos One. Bei der Optik bleibt sich der US-Hersteller treu. Hie und da sind einzelne optische Änderungen im Vergleich zum Play:1 zu erkennen. Das schlichte schwarze beziehungsweise weiße Design setzt sich stringent fort.
Lediglich an der Oberseite sind die Unterschiede zu erkennen. Statt Hardware-Buttons setzt man jetzt auf eine Touch-Oberfläche. Statt Amazons Lichtfest gibt es bei Sonos ein kleines unscheinbares LED, das dem User zeigt, ob die Spracherkennung aktiviert ist oder nicht. Blinkt das kleine Lämpchen, wird die Spracheingabe gerade „verdaut“ und umgesetzt.
Alexa hört aufs Wort, wenn man will. „Es war eine bewusste Entscheidung, dem Kunden zu überlassen, wann und wie Alexa genutzt wird“, erklärt dazu Antoine Leblond von Sonos gegenüber der „Presse am Sonntag“. Die Spracherkennung kann über die App und auch direkt am Gerät jederzeit deaktiviert werden. Man hatte hier bewusst den Wunsch der Kunden nach Privatsphäre im Hinterkopf bei der Entwicklung. Ein Service, den Amazon nicht bietet. Alexa hört immer zu. Mit sechs integrierten Mikrofonen soll Alexa durch sein überaus gutes Gehör glänzen können. Auch ein zweiter Sonos One in einem Zimmer, zum Beispiel als Surround-System für den Fernseher, soll kein Problem darstellen. Dabei wurde die Software so ausgerichtet, dass die miteinander verbundenen Geräte abschätzen, welcher Lautsprecher die Akustik-Quelle besser versteht. Dieser reagiert dann. In ersten Tests funktionierte dies auch bereits ähnlich gut wie bei Amazons Referenzgerät.
Ein Start mit Einschränkungen.Sonos One wird die ersten Wochen nach Verkaufsstart (24. Oktober) nicht alle Streaming-Dienste verstehen. Spotify wird via Update nachgeliefert. Wird die App über das Smartphone gestartet, reagiert der Lautsprecher aber trotzdem auf rudimentäre Befehle wie „Weiter“, „Stopp“ oder „Pause“.
Mit Amazon hat man sich „einen erfahrenen Partner“ an die Hand geholt, bestätigt auch Allen Mask. Bei Sonos ist er für Partnerschaften und das Marketing verantwortlich.
Alexa soll nicht der einzige integrierte Assistent bleiben. Anfang 2018 soll bereits Google folgen. „Wir bleiben offen für jeden Voice-Assistenten und jede Streaming-Plattform, um unser System zu erweitern“, erklärte Sonos-CEO Patrick Spence. Der Sonos One kommt zum Preis von 229 Euro auf den Markt. Wer auf einen günstigeren Preis beim Vorgänger spekuliert, hofft vergebens. Der Play:1 soll weiter diesen Preis aufrufen. Im Sortiment soll der weniger smarte Lautsprecher aber trotzdem auch künftig bleiben. Sonos will dem „Kunden die Wahl lassen“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2017)