Wien: Offene Daten für mehr Demokratie

Wien Offene Daten fuer
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Die von der Stadt gesammelten Daten sollen allen Bürgern über ein einheitliches Portal zugänglich werden. Alles andere wäre „ein Schaden für die Stadt“, denn Wien hat verglichen mit anderen Städten Nachholbedarf.

Wien. Die auf WikiLeaks veröffentlichten Depeschen offenbaren ein Problem. Hunderttausende Dokumente müssen erst durchforstet werden, bis man etwas Interessantes findet. Vor diesem Problem stehen auch Bürger, wenn sie öffentliche Informationen der Verwaltung suchen. Viele der Daten sind vorhanden, aber nicht an einer Stelle konsolidiert.

Hier will die rot-grüne Regierung in Wien ansetzen. „Open Data“ ist einer der Punkte, der im Koalitionspapier angeführt wird. Darunter ist zu verstehen, dass öffentliche, nicht personenbezogene Daten allen Bürgern über ein einheitliches Portal zur Verfügung gestellt werden. Immerhin gehören den Bürgern diese Informationen. Allzu detailliert wird das Papier hier aber nicht, deshalb hat „Die Presse“ nachgefragt.

Der Grüne Klaus Werner-Lobo nennt ein praktisches Beispiel. Etwa werde schon jetzt aktuell gesammelt, wo welcher U-Bahn-Aufzug defekt ist. Wenn das Projekt gelingt, könnten Bürger über eine Handyanwendung sofort darüber informiert werden, was insbesondere für Rollstuhlfahrer von Bedeutung wäre, so Werner-Lobo. Als Positivbeispiel für „Open Data“ nennt er London. Dort könne jeder Bürger sich online informieren, wofür seine Steuergelder verwendet werden.

Lokale Wertschöpfung

„Wahnsinnig gescheit“ findet derartige Lösungen auch Barbara Novak, ITK-Sprecherin der Wiener SPÖ. Auch sie spricht sich für eine Bereitstellung von Datensammlungen aus, die mit öffentlichen Geldern erstellt wurden. Allerdings seien erst Regelungen nötig. So soll etwa sichergestellt werden, dass die Daten nur genutzt werden, solange die wirtschaftliche Wertschöpfung in der Region bleibt. Besonders heikel seien in diesem Fall teuer erstellte Geodaten (also ortsbezogene Daten, die man etwa durch Vermessung erhält), so Novak. Dass die Umsetzung stattfinden soll, stehe außer Frage. Alles andere wäre „ein Schaden für die Stadt“. Werner-Lobo geht etwas weiter, er sieht Wien bereits im Nachteil, verglichen mit anderen Metropolen. Einigkeit bei Rot-Grün herrscht beim Thema „Open Government“. Durch Partizipation per Web sollen Bürger besser über Vorgänge der Legislative informiert werden. Novak und Werner-Lobo sehen eine Möglichkeit, Politikverdrossenheit zu mindern. Dafür erstellt die Stadt Wien gerade eine eigene Web-2.0-Strategie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2010)

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