Eingegangene Spenden werden von PayPal jetzt doch an Wikileaks weitergeleitet. Die Hacker wollen ihre Racheattacken fortsetzen. Neben PayPal stehen auch Kreditkartenfirmen auf der Abschussliste.
Der Online-Bezahldienst PayPal hat nach massiven Protesten der Wikileaks-Anhänger beschlossen, eingefrorene Spenden an die Enthüllungsplattform auszuzahlen. Künftig eingehende Zahlungen will das Unternehmen aber nicht mehr annehmen. Die Hacker wollen ihren "Datenkrieg" aber fortsetzen. Es werde wahrscheinlich weitere Angriffe als Vergeltung für das Vorgehen gegen Wikileaks geben, sagte ein Vertreter der Gruppe "Anonymous" im BBC-Hörfunk. "Immer mehr Leute helfen uns", sagte der Sprecher, der sich lediglich unter dem Pseudonym "Coldblood" zu erkennen gab und nach eigenem Bekunden Software-Ingenieur ist.
In Zusammenhang mit den Hacker-Angriffen von Wikileaks-Unterstützern hat die niederländische Polizei in Den Haag einen 16-jährigen Verdächtigen festgenommen. Der Jugendliche stehe im Verdacht, sich an Angriffen auf mehrere Websites unter anderem von Mastercard und PayPal beteiligt zu haben, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Die Unterstützer der Enthüllungsplattform haben nun Amazon ins Visier genommen. "Anonymous" rief dazu auf, den Online-Händler Amazon.com massenhaft zu attackieren. Auch die Homepage der konservativen US-Politikerin Sarah Palin blieb nicht unverschont. Wer die Adresse im Browser aufrief, bekam nur eine Fehlermeldung zu sehen. Nach Angaben eines Technikers wurde der Angriff von Angehörigen der "Anonymous"-Bewegung ausgeführt.
PayPal gibt politischen Einfluss zu
PayPal-Manager John Muller erklärte im Firmenblog: "Die Entscheidung von PayPal ist zum Gegenstand einer größeren Geschichte geworden, bei der es rund um die Aktivitäten von Wikileaks auch um politische und juristische Debatten und um die Meinungsfreiheit geht." Das Spendenkonto sei allein wegen der Verletzung der Geschäftsbedingungen gesperrt worden. Grundlage sei ein Brief des US-Außenministeriums an Wikileaks, wonach das Internet-Projekt im Besitz von Dokumenten sein könnte, die unter Verletzung von US-Gesetzen beschafft worden seien. Die zu den wichtigsten Spendensammlern von Wikileaks zählende Wau-Holland-Stiftung will nach eigenen Angaben rechtlich gegen die unangekündigte Sperrung ihres Kontos bei PayPal vorgehen. Die Stiftung bezifferte die Höhe der zeitweise eingefrorenen Spenden auf rund 10.000 Euro.
Visa und Mastercard unter Dauerbeschuss
Auch die beiden Kreditkarten-Firmen Mastercard und Visa hatten angekündigt, keine Zahlungen an die Enthüllungsplattform mehr zuzulassen. Am Mittwoch wurde dann die Website von Mastercard angegriffen und in der Nacht auf Donnerstag legten Hacker die Visa-Homepage lahm. Das gleiche widerfuhr Anfang der Woche dem Internetportal von Postfinance, nachdem der Schweizer Finanzdienstleister ein Wikileaks-Spendenkonto gesperrt hatte - wegen angeblich falscher Adressangaben. Das isländische Unternehmen DataCell, das für Wikileaks Serverplatz bereitstellt, hat mit Klagen gegen Visa und Mastercard gedroht. Die Firmen sollten sich nicht in Politik einmischen, sondern "einfach ihren Job machen", beschwert sich der IT-Dienstleister.
Schwedischer Zahlungsanbieter standhaft
Der in Schweden ansässige Online-Zahlungsdienst Flattr teilte am Donnerstag mit, dass er weiter Spenden an Wikileaks überweisen werde. Solange es kein Gericht gebe, das die Aktivitäten von Wikileaks für illegal erkläre, werde man die Spenden der Flattr-Nutzer weiterreichen, sagte Vorstandschef Linus Olsson der Zeitung "Sydsvenskan". Mit Flattr können Internet-Nutzer auch kleine Beträge an Web-Projekte spenden.
Assange: Kein Befehl für Hacker-Attacken
Wikileaks-Chef Assange, steht nach eigener Aussage nicht hinter den weltweiten Hacker-Angriffen auf Unternehmensserver. Sein Mandant habe keine Anweisungen zu Attacken gegeben, sagte der Londoner Anwalt des Australiers. Assange sitzt derzeit in London in Haft und kämpft gegen seine Auslieferung. Ihm werden in Schweden Sexualdelikte vorgeworfen. Wikileaks hatte Ende November begonnen, Hunderttausende teils geheime Dokumente des US-Außenministeriums zu veröffentlichen, in denen US-Diplomaten aus ihren Einsatzländern berichten und Einschätzungen abgeben.
(Ag./Red.)