Gesundheitsgefahr: Dr. Google macht viele Kunstfehler

(c) Bilderbox / Erwin Wodicka
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Gesundheitsthemen sind stark gefragt im World Wide Web. Internet-Medizin ist allerdings leider häufig alles andere als seriös. Jetzt gibt es einen Leitfaden, wie man seriöse und schlechte Seiten erkennen kann.

Dr. Google macht sehr viele Kunstfehler: Internet-Medizin ist leider häufig alles andere als seriös, ist oft schlampig recherchiert oder kommerziell gefärbt, ist häufig schlichtweg falsch und immer wieder mehr als lückenhaft. Und dennoch ist das Internet eine äußerst beliebte Informationsquelle, wenn's um Gesundheit und Medizin geht – Gesundheitsinfos sind die am häufigsten nachgefragten Themen im World Wide Web, mehr als 46Prozent der Österreicher konsultieren Dr. Google mehr oder weniger regelmäßig. Wie aber hier die Spreu vom Weizen trennen? Jetzt gibt es wertvolle Hilfe: einen 96-seitigen Praxisleitfaden und einen Folder (Kurzfassung in Form einer Checkliste) zur Bewertung von Gesundheitswebsites.

Sie verwirren und machen Angst

„Es gibt leider genügend Seiten mit verzerrten Infos oder Fehlinformationen, die User verwirren oder ihnen sogar Angst machen“, weiß Dr. Gerald Bachinger von der NÖ-Patientenanwaltschaft. Diese hat, in Kooperation mit der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger, den neuen Ratgeber „Wie finde ich seriöse Gesundheitsinformationen im Internet?“ zur Verfügung gestellt. Er steht kostenlos auf den Websites der Patientenanwaltschaft und der GÖG zum Download bereit.

Zu den sieben Punkten, die man beachten sollte, gehört unter anderem, dass alle aufgestellten Behauptungen bezüglich Risiken, Nutzen und Effizienz durch Angabe von Quellen belegt sein müssen, dass deutlich ersichtlich sein muss, wer die Info anbietet, und dass Werbung klar als solche gekennzeichnet sein muss. „Auf jeder seriösen Website ist zudem ersichtlich, wer die Seite finanziert“, erwähnt Bachinger. Steht „.com“ oder „.or.at“ als Endung in der Adresszeile, handle es sich meist um kommerzielle Seiten. Bachinger: „Es gibt freilich auch durchaus seriöse Seiten, die von Pharmafirmen gestaltet sind, da muss aber unbedingt Transparenz gegeben sein und man sollte leicht und schnell herausfinden können, wer der Finanzier ist.“

Seriöse Gesundheitsportale

Vertrauen kann man laut Ratgeber u.a. den Gesundheitsportalen www.gesundheit.gv.at, www.aerztekammer.at oder www.patienteninformation.de. Wer sich über den Domaininhaber informieren will, kann dies unter anderem unter www.nic.at tun. Der Leitfaden gibt auch Tipps zu (medizinischen) Suchmaschinen (zum Beispiel www.medisuch.de), warnt vor Seiten, auf denen einzigartige „Wundermittel“ oder sonstige Produkte angeboten werden, die online gekauft werden können, und empfiehlt vor allen ungeübten Suchenden jene Quellen zu bevorzugen, die in der Adresszeile als Endung „.ac.at“ (wird von österreichischen Universitäten verwendet) oder „.gv.at“ (weist auf österreichische Regierungsstellen und Behörden hin) haben. Aber auch diesen Stellen können Fehler unterlaufen.

Website ersetzt nie einen Arzt

Wertvolle Ratschläge gibt's auch zur Frage, wie man offene Fragen zu Internetinformationen mit seinem Arzt bespricht und die meist sehr knapp bemessene Gesprächszeit optimal nützen kann. Apropos Mediziner: „Auch die beste Website kann nie und nimmer einen Arzt ersetzen, Dr. Google darf immer nur zusätzlich zum Arzt aus Fleisch und Blut konsultiert werden“, betont Bachinger abschließend.

Anfordern kann man die Dokumente auch bei: NÖ-Patientenanwaltschaft. Dr. Gerald Bachinger, Rennbahnstraße 29, 3109 St.Pölten. Download im Internet unter unten stehenden Adressen.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.patientenanwalt.com, www.goeg.at

Auf einen Blick

Gesundheitsinfos im Internet sind äußerst beliebt. Leider aber sind die Infos der Medizinportale oft falsch, unseriös oder kommerziell diktiert.

Wertvolle Hilfe gibt es nun von Patientenanwaltschaft und Gesundheit Österreich GmbH: Ein 96-seitiger Leitfaden hilft, gute von schlechten Seiten zu unterscheiden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2011)

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