AnonAustria: Hacker protestieren online und offline

Anonymous plant Protestaktion mehreren
Anonymous plant Protestaktion mehreren(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Anonymous-Hacker haben in Österreich wieder Regierungsseiten angegriffen und wollen nun in den Landeshauptstädten Demonstrationen organisieren.

ACTA

Die österreichischen Anonymous-Hacker "AnonAustria" wollen ihren Protest gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA und die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung nun auch auf Demonstrationen in den Landeshauptstädten ausweiten. Bisher verschaffte sich die Gruppe über Hacker-Angriffe auf Webseiten der Regierung und Anti-Piraterie-Organisationen Gehör. Am Montag und wieder am Mittwochabend wurden die Webseiten diverser Ministerien und die Seite dach-contentprotection.org durch sogenannte Denial-of-Service-Angriffe lahm gelegt. Dabei werden so viele Anfragen an den Server gesendet, bis die Webseite nicht mehr erreichbar ist.ACTA steht für Anti-Counterfeiting Trade Agreement. Das Handelsabkommen zur Bekämpfung von Produktfälschungen und Urheberrechtsverletzungen soll in der EU, den USA sowie neun weiteren Ländern gelten.

Kritiker fürchten, dass durch die Hintertür Acta auch Zensur im Internet Einzug halten könnte.

Demos am 28. Jänner

Um gegen die Umsetzung einer EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung zu demonstrieren, sollen nach dem Willen der Hacker am 28. Jänner in „einigen Landeshauptstädten" hunderte Aktivisten durch die Straßen ziehen und Flyer verteilen. Dazu ruft AnonAustria in einer Erklärung auf, die in den frühen Morgenstunden des Donnerstag über Twitter verbreitet wurde.

Die EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung soll unter anderem die Speicherung von Verbindungsdaten von Mobiltelefonen für sechs Monate vorschreiben, und so die Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus erleichtern. Die Hackergruppe warnte in ihrem Aufruf, die pauschale Speicherung von Verbindungsdaten stelle die Bürger unter „Generalverdacht" und stelle zudem einen Eingriff in die Pressefreiheit dar, da kritische Journalisten durch die Behörden verfolgt und Informanten ausgeforscht werden könnten. Die Gruppe appellierte in ihrem Text an die Politik: „Lassen Sie nicht zu, dass sich Österreich zu einem Überwachungsstaat entwickelt!"

AnonAustria: Hacker-Hilfe aus dem Ausland

Ihr Protest richtet sich zudem gegen ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement), ein internationales Abkommen gegen Internet-Piraterie und Urheberrechtsverletzungen. Aus diesem Grund wurde auch die Webseite der drei Anti-Piraterie-Organisationen GVU, SAFE und VAP dach-contentprotection.org Ziel eines Angriffs. Der österreichische Fachverband der Film- und Musikindustrie FAMA erklärte auf Nachfrage von DiePresse.com, dass es sich dabei nicht um einen Angriff aus Österreich gehandelt hat. AnonAustria bedankt sich via Twitter unter anderem bei Hackern aus Großbritannien, der Slowakei und Spanien. Auch in anderen Ländern - unter anderem Polen - haben Anonymous-Hacker wegen ACTA Regierungswebseiten attackiert.

Proteste auch in den USA

Derzeit wird zudem in den USA heftig gegen Webzensur-Gesetze protestiert, die Urheberrechtsverletzungen verhindern sollen. Vergangene Woche verweigerte etwa die englischsprachige Wikipedia für einen ganzen Tag den Dienst und auch zahlreiche andere prominente Webseiten standen im Zeichen des Protests und waren teilweise nicht erreichbar. Die Abstimmung über die strittigen Gesetze wurde von der US-Regierung verschoben. Gleichzeitig hat sich Anonymous in den USA für die Abschaltung der Filesharing-Plattform Megaupload bei der US-Polizei FBI mit Web-Angriffen gerächt. Die Drahtzieher von Megaupload wurden verhaftet, ihnen drohen teilweise lange Haftstrafen.

(Ag. / sg)

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