Facebook gibt Startschuss für Börsengang

Mark Zuckerberg
Mark Zuckerberg(c) AP (Paul Sakuma)
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Am Mittwoch veröffentlichte das weltgrößte soziale Netzwerk seinen Börsenprospekt, mit dem es bei Investoren für seine Aktien wirbt.

Facebook gibt den Startschuss für seinen lange erwarteten Börsegang. Das weltgrößte soziale Netzwerk beantragte am Mittwoch seinen Sprung aufs New Yorker Börsenparkett. Den Papieren zufolge will der Konzern mit der Emission bis zu fünf Milliarden Dollar (3,80 Mrd. Euro) einsammeln - und damit die Hälfte dessen, was zuletzt immer wieder in den Medien kursierte. Es handelt sich trotzdem um den größten Börsengang eines US-Technologieunternehmens. Konkurrent Google hatte bei seiner Premiere 2004 knapp 1,7 Milliarden Dollar erlöst. Das 2004 vom Harvard-Studenten Mark Zuckerberg gegründete Facebook verfügt heute weltweit über 845 Millionen Nutzer, 483 Millionen besuchen täglich die Facebook-Seite.

"Es gibt einen großen Bedarf und die große Gelegenheit, jeden in der Welt zu vernetzen, jedem eine Stimme zu geben und dabei zu helfen, die Gesellschaft für die Zukunft vorzubereiten", sagte Zuckerberg. Facebook sei nicht gegründet worden, um ein Unternehmen zu sein, sondern, um eine "soziale Mission zu erfüllen". "Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu machen; wir verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln."

Erster Einblick in Bilanz

Bei der Beantragung des Börsegangs gab das Netzwerk erstmals Einblick in seine Bilanz. Demnach stieg der Gewinn 2011 um 65 Prozent auf eine Milliarde Dollar. Der Umsatz lag bei 3,71 Milliarden Dollar, ein Plus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Viele Investoren stellen sich aber die Frage, ob diese Zahlen die kolportierte Firmenbewertung von 75 bis 100 Milliarden Dollar rechtfertigen. Facebook selbst lässt in dem Börsenprospekt noch keine Rückschlüsse zu, welchen Wert das Management dem Unternehmen zumisst. Weder wird die Anzahl der auszugebenden Aktien angegeben, noch der Preis für das einzelne Papier.

Bereits seit Tagen ist die Wall Street in heller Aufregung. Investoren hoffen auf ein lukratives Investment, Banker und Aktienhändler auf satte Gebühreneinnahmen. Hauptkonsortialführer des Börsengangs sind Morgan Stanley, Goldman Sachs sowie JP Morgan. Zudem begleiten die Bank of America, Merrill Lynch und Barclays Capital die Emission. Facebook könnte erstmals im Mai auf dem Kurszettel erscheinen.

Zuckerberg Milliardär

Im Mittelpunkt der Facebook-Euphorie steht der 27-jährige Zuckerberg. Spätestens durch den Hollywood-Film "The Social Network" über die Entstehungsgeschichte des Konzerns wurde er weltweit bekannt. Noch heute absolviert der Milliardär wichtige Termine in T-Shirt und Turnschuhen. Zugunsten des Börsengangs will Zuckerberg beim Gehalt erst mal zurückstecken. Ab 2013 soll dieses effektiv nur noch bei einem Dollar jährlich liegen, hieß es in den Börsenpapieren. Derzeit betrage das Grundgehalt rund eine halbe Milliarde Dollar. Nach Forbes-Angaben vom März beläuft sich Zuckerbergs Vermögen auf geschätzte 13,5 Milliarden Dollar.

Gründer Zuckerberg wollte die Kontrolle über sein Unternehmen lange nicht aus der Hand geben. Statt eines Börsengangs sammelte er in mehreren nicht öffentlichen Finanzierungsrunden Geld von großen Investoren ein. Und obwohl er Unternehmensteile verkaufte, hielt er die Zügel stets fest in der Hand, wie das Börsenprospekt zeigt: Weil andere Anteilseigner ihm ihre Stimmen übertragen haben, liegen 57 Prozent aller Stimmrechte in seiner Hand.

Die Unterlagen für den Börsengang geben erstmals auch Aufschluss über die Zusammenarbeit von Facebook mit dem Online-Spieleerfinder Zynga. Der Anbieter von "Farmville" stand im vergangenen Jahr für zwölf Prozent des Facebook-Umsatzes. Dieser wiederum setzt sich zu 85 Prozent aus Werbeeinnahmen zusammen. Zynga war erst im Dezember an die Börse gegangen und nahm rund eine Milliarde Dollar ein. Das war vielfach als Testlauf für Facebook gesehen worden.

(Ag.)

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