AnonAustria: Aprilscherz statt Enthüllungen

AnonAustria: Aprilscherz statt Enthüllungen
AnonAustria: Aprilscherz statt Enthüllungen(c) AnonAustria, Screenshot DiePresse.com
  • Drucken

Aus Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung hätte die "Operation Pitdog" brisante Informationen bieten sollen, die "Österreich erschüttern" sollten. Die ganze Aufregung im Vorfeld war aber umsonst.

Sie hätten "Österreich erschüttern" sollen, die Enthüllungen, die Anonymous Austria am 1. April veröffentlichen wollte. Das Blatt "Österreich" hatte sogar vollmundig auf der Titelseite von "10.295 E-Mails" gesprochen, die das Kollektiv in seinen Besitz gebracht haben soll. Stattdessen handelte es sich nur um einen Aprilscherz. Aus der mit großem Wirbel angekündigten "Operation Pitdog" wurde nichts. Keine brisanten E-Mails, Dokumente oder ähnliche Enthüllungen wurden veröffentlicht. Stattdessen wurde im öffentlichen IRC-Channel #austria ein Pamphlet präsentiert, in dem der Aprilscherz eingestanden wurde.

"Chillt mal"

Zuvor hatte es über das Twitter-Konto @AnonAustria  diffuse Meldungen über "Verzögerungen" und "massive Attacken von Regierungsservern" gegeben. Diese recht unglaubwürdigen Tweets führten recht bald dazu, dass der Großteil der österreichischen Twitter-Gemeinde sich über @AnonAustria lustig machte. Deren letzter Eintrag von 2.41 Uhr: "Chillt mal..." (Update: Der Eintrag wurde inzwischen wieder gelöscht). Vier Minuten zuvor war das Scherz-Eingeständnis über den Internet Relay Chat (IRC) veröffentlicht worden. Am Sonntagnachmittag wurde dann über den Twitter-Account @AnonNewsAUT eine weitere Stellungnahme veröffentlicht, in der der noch einmal bestätigt wurde, dass es sich um einen Aprilscherz handelte.

Aufmerksamheit erreichen

Die Gruppe wollte laut der IRC-Mitteilung "die Vorratsdatenspeicherung ins Rampenlicht rücken". Daher hätte man sich des Instruments der Lüge bedient, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Dass Medien auch ohne die angedrohten Veröffentlichungen darüber berichtet hätten, bedenkt Anonymous Austria in seiner Stellungnahme nicht. Die Redaktion von DiePresse.com zum Beispiel hatte bereits vor den Enthüllungs-Drohungen eine intensive Themenstrecke zur Vorratsdatenspeicherung geplant.

Wer einmal lügt...

Bisher hatten sich die Ankündigungen von Anonymous Austria dadurch ausgezeichnet, dass sie immer umgesetzt wurden. Mit dem Aprilscherz zur Vorratsdatenspeicherung hat die Gruppe vermutlich einen großen Teil ihrer Glaubwürdigkeit verspielt. Dementsprechend darf AnonAustria auch erwarten, in Zukunft von diversen Medien behandelt zu werden. News und Österreich etwa werden sich höchstwahrscheinlich hüten, der Gruppe erneut dermaßen viel Platz einzuräumen. Dennoch feiert Anonymous die dort erschienenen Artikel in der zweiten Stellungnahme als großen Erfolg und scheint stolz auf die April-Aktion zu sein.

(db)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Datenbestand - stored data
Internet

Vorratsdaten: Wer ab 1. April was wann wie wissen darf

Wer mit wem telefoniert und SMS schreibt, wird gespeichert. Polizei und Staatsanwaltschaft dürfen zugreifen. Weitere Antworten zur umstrittenen Vorratsdatenspeicherung, gesammelt von DiePresse.com.
Symbolbild
Internet

Die Angst der Politiker vor der Generation Netz

Proteste gegen Vorratsdatenspeicherung, Zorn auf Anti-Produktpiraterie-Abkommen Acta: Internetthemen politisieren eine Generation, doch die Politik reagiert zögerlich und ungelenk. Warum hat man verschlafen?
Symbolbild
Internet

Großbritannien: An Überwachung gewöhnt

In Großbritannien hält sich der Widerstand gegen Überwachung durch den Staat in Grenzen. Die Menschen sind an die ständige Kameraüberwachung bereits gewöhnt. Die Vorratsdatenspeicherung ist aber unbeliebt.
Symbolbild
Internet

Countdown zur »Erschütterung Österreichs«

Die Hacker Anonymous Austria drohen wegen der Vorratsdaten mit brisanten Veröffentlichungen aus Politik und Exekutive, die „Österreich erschüttern“ sollen. Aber auch auf rechtlicher Ebene wird gekämpft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.