Provider-Vorhaben: Manche Daten schneller, dafür teurer

Provider-Wunsch: Manche Daten schneller, dafür teurer
Provider-Wunsch: Manche Daten schneller, dafür teurer(c) AP (Bastian Foest)
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Das Prinzip der Netzneutralität soll nach Wunsch des europäischen Verbands ETNO verschwinden. Wer schnellen Datenverkehr will, soll zahlen. Beobachter befürchten eine drohende "Internet-Steuer".

Geht es nach dem Willen des Verbands der europäischen Netzbetreiber (ETNO), sollen in Zukunft Daten über Kabel und Funk anders abgefertigt werden. Anstatt wie bisher ein Paket nach dem anderen so schnell wie möglich weiterzuleiten, wollen die Mitglieder des Verbands in Zukunft manche Daten schneller und manche langsamer schicken. Wer mehr Speed will, muss dafür natürlich auch mehr zahlen, so die Idee dahinter. Die ETNO bezeichnet das als "Ökosystem, in dem die Umsätze der Betreiber nicht von den benötigten Investitionen getrennt sind".

UNO soll Netzneutralität auflösen

Damit stellen die ETNO-Mitglieder (darunter die T-Mobile-Mutter Deutsche Telecom und Orange) wieder einmal die Prinzipien der Netzneutralität in Frage. Der neue Vorstoß ist an die International Telecommunications Union (ITU) gerichtet, eine Unterorganisation der UNO, die etwa die weltweite Nutzung von Funkfrequenzen koordiniert und Standards für Telekommunikation definiert. Und derzeit arbeitet die ITU an einer Anpassung, um der Entwicklung des Internet-Datenverkehrs Rechnung zu tragen.

"Internet-Steuer" befürchtet

Der ETNO-Vorschlag soll bei der ITU-Jahrestagung im Dezember in Dubai behandelt werden. Würde er ins Regelwerk der ITU einfließen, könnten die Provider damit gewissermaßen eine Zweiklassengesellschaft im Internet einführen und sich dabei auf internationale Standards berufen. Cnet will sogar eine "Internet-Steuer" im Vorhaben der ETNO erkennen.

Österreichs Provider-Verband skeptisch

Der Verband der Internetprovider Österreichs (ISPA) reagiert auf Anfrage von DiePresse.com negativ auf das Vorhaben der ETNO. Die ISPA spreche sich dagegen aus den Einflussbereich der ITU auf das Internet auszuweiten, sagt Generalsekretär Maximilian Schubert. Der Verband beobachte das "heikle Thema" Netzneutralität schon seit einiger Zeit auf europäischer Ebene. "Grundsätzlich messen wir der Netzneutralität als Basisgedanken des Internets sehr große Bedeutung zu. Gleichzeitig gehen wir aber davon aus, dass ein funktionierender Wettbewerb der beste Garant für Netzneutralität ist", erklärt Schubert.

(db)

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