Für heuer zeichnet sich ein Auflodern des Kampfes am Tablet-Markt an. Zum Jahresende will Microsoft mitmischen, aber auch Google rüstet auf.
Google scheint es mit seinem Android-Betriebssystem sehr eilig zu haben. Noch ist das gerade neue Android 4.0 auf kaum einem Prozent aller Android-Smartphones und -Tablets installiert, kündigt sich schon die nächste Version an. Zwar nicht offiziell, aber der taiwanesische Nachrichtendienst Digitimes fängt Branchengeflüster auch sonst sehr zuverlässig ein. Die Eile kommt auch nicht von ungefähr, denn auch die Konkurrenz wetzt die Messer. Demnächst soll Apple ein neues iPad vorstellen und Microsoft hat für Jahresende Windows 8 angekündigt, das ebenfalls auf Tablets laufen soll.
Windows 8 und Android 5 auf einem Gerät Jedes Gerät, das mit Windows 7 läuft, soll auch mit Windows 8 funktionieren. DiePresse.com nahm sich Microsofts Aussage zu Herzen und installierte die Vorschauversion von Windows 8 auf einem Tablet, das mit Windows 7 ausgeliefert wird. Es handelt sich um ein Fujitsu Q550 mit Intel Atom Z670 an Bord.Text und Bilder: Daniel Breuss (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Die Installation klappte recht flott, auch das Starten geht deutlich schneller als unter Windows 7. Allerdings ist dieses Tablet wirklich keine Rakete, was aber mehr an der lahmen Hardware liegt (siehe Testbericht).Gleich nach dem Hochfahren begrüßt den Nutzer der neue Startbildschirm mit den vielen großflächigen Live Tiles. Das ubiquitäre Grün soll sich übrigens in der fertigen Version ändern lassen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Wie bei Windows Phone 7 entsperrt man das Gerät, indem man den ganzen Sperrbildschirm einfach nach oben schiebt. Im Zuge unseres Tests ließ sich das Gerät nur im Querformat nutzen. Ins Hochformat ließ es sich zu keiner Zeit umschalten. Die Anwendungen im "Metro"-Design lassen sich übrigens nur aufrufen, wenn das Gerät mindestens eine Auflösung von 1024 x 768 Pixel bietet. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Für das Login hat Microsoft sich etwas einfallen lassen. Neben der üblichen Passworteingabe oder einem PIN-Code lässt sich ein Windows-8-Gerät auch mit einem Picture Password entsperren. Dazu muss man drei Gesten in korrekter Abfolge auf einem Foto ausführen. Im Test klappte das deutlich schneller als ein PIN-Eingabe und funktionierte zuverlässig. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Obwohl viele der kommenden Windows-8-Tablets einen "Home-Button" mitbringen werden, ist er nicht zwingend nötig. Schiebt man den Finger vom rechten Rand aus hinein, erscheint ein Balken mit fünf Icons, die Microsoft Charms nennt. Sie funktionieren aus allen Anwendungen heraus und sind kontextbezogen. Der Start-Button führt immer zum großflächigen Bildschirm zurück. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Ein Kernstück des neuen Windows wird der Internet Explorer 10. Startet man ihn unter der "Metro"-Oberfläche, zeigt er Websites ohne jegliche Bedienelemente an. Mit zwei Fingern lässt sich ein Textstück markieren und kopieren. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Wischt man von oben hinunter, erscheinen die gerade geöffneten Websites. Von unten erscheint die Adressleiste und die klassischen Elemente für "Zurück" oder "Neu laden". Der Seitenaufbau klappt flott, allerdings beherrscht der IE10 kein Flash oder andere Plugins. Microsoft will stattdessen mehr HTML5 forcieren. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Um eine neue Seite aufzurufen, muss man diese natürlich eintippen. Dazu wird eine schlichte, aber funktionelle Bildschirmtastatur eingeblendet. Sie reagiert flott und erwartungsgemäß. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Um auch ohne Auflage tippen zu können hat Microsoft auch eine "Daumentastatur" integriert. die Tasten schrumpfen dabei stark, sind aber dennoch gut erreichbar. Schade, dass man dazwischen nicht auf das Geschehen am Bildschirm blicken kann. Die große schwarze Fläche wirkt etwas störend. (c) Presse Digital (Sara Gross) Über das Share-Charm können Links und andere Inhalte direkt an andere Anwendungen (neudeutsch auch bei Microsoft jetzt "Apps") weitergegeben werden. Mangels eines für "Metro" verfügbaren E-Mail-Programms klappt die direkte Weiterleitung an einen Verteiler leider noch nicht. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Dafür gibt es mit "Socialite" bereits eine Facebook-App. Sie stellt das Social Network unterteilt in den Nachrichtenstrom, das eigene Profil, Fotoalben und Checkins dar. Verfasst man einen Facebook-Eintrag damit, fügt die App die Information "via Socialite (Windows 8 Developer Preview)" unter selbigen hinzu. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Das von Microsoft präsentierte Aufteilen des Bildschirms für mehrere Apps funktioniert leider erst ab einer Auflösung von 1366 x 768. Was aber klappt, ist das "Hereinwischen" von Programmen, die man vorher genutzt hat. Sie kommen von links hereingeschwebt und ersetzen die vorher genutzte App. (c) Presse Digital (Sara Gross) Apropos Apps. In der Entwicklervorschau sind 107 Stück integriert. Über die Suche, die sich über das Charm-Menü jederzeit aufrufen lässt, kann man durch die verfügbaren Anwendungen blättern. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Was die Suche leider nicht anzeigte, weder auf dem Tablet, noch auf einer Virtuellen Maschine, noch auf einem roh installierten PC, waren Dateien. Aber es ist ja auch noch eine Entwicklervorschau und kein fertiges Produkt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Ebenfalls noch nicht verfügbar ist der Windows Store. Hier will Microsoft künftig seine neuen Apps für die "Metro"-Oberfläche anpreisen. Die Entwicklerwerkzeuge, um welche zu erstellen, liefert der Hersteller gleich mit - allerdings nur in der umfangreichen 64-Bit-Version des Downloads. Anwendungen müssen erst genehmigt werden, ähnlich wie bei Apples App Store. Allerdings verspricht Microsoft mehr Transparenz bei der Beurteilung. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Schon im neuen Design präsentiert sich die Systemsteuerung. Sie ist eindeutig mehr auf die Fingerbedienung ausgelegt. Will man tiefergehende Eingriffe nehmen, ist die hübsche Oberfläche aber bald dahin. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Denn dann landet man in der klassischen Ansicht. Windows-Veteranen finden hier vertrautes Terrain vor, das sich leider für Fingerbedienung nicht unbedingt eignet. Mangels Startmenü (der Windows-Button führt wieder zum bunten Startbildschirm zurück) findet sich die Systemsteuerung jetzt unter "Desktop", wenn man den Explorer öffnet. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Die Desktop-Darstellung macht auf einem Tablet leider eher wenig Sinn. Viele Bedienelemente der "Metro"-Darstellung wurden aber integriert, so etwa die Charms. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Will man den Desktop nutzen, kommt man um Bedienung mit Maus und Tastatur nicht herum. Allerdings wird man den bunten Startbildschirm auch nicht so leicht los. Er aktiviert sich jedes Mal zuerst, wenn man den Rechner einschaltet beziehungsweise sich einloggt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Eine Möglichkeit, sofort nach dem Start auf den Desktop zu gelangen, gibt es bisher nicht. Wenn man sich allerdings das Wehklagen diverser Windows-Desktop-Nutzer anhört, dürfte diese Option nur eine Frage der Zeit sein. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Im Gegensatz zu den Desktop-Anwendungen laufen "Metro"-Apps in ihrer eigenen "Sandbox" ab. Dadurch soll sichergestellt werden, dass nichts oder niemand unbefugten Zugriff auf das System erhält. Nutzt man zwei Bildschirme, wird auf einem der Startbildschirm angezeigt, auf dem anderen der Desktop. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Für Nutzer von mehreren Bildschirmen bietet Windows 8 ein paar praktische Optionen. So ist es jetzt etwa möglich, eine App im Task Bar auf dem Bildschirm anzeigen zu lassen, auf dem sie sich befindet. Der Task Bar ist jetzt auch durchgängig über die verfügbaren Displays ausdehnbar. Ein Icon legt fest, auf welchem der Bildschirme das "Metro"-Startmenü erscheint. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Das klassische Startmenü ist tot, der Windows-Button führt zum bunten Startbildschirm. Über die Tastaturkombination "Windowstaste+C" werden die Charms aufgerufen, die gewissermaßen das klassische Startmenü ersetzen. Die Windowstaste allein ruft (wie der Button am Bildschirm) den Start-Screen auf. Immerhin ist Microsoft hier konsistent. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Wie schon vorhin erwähnt, unterscheiden sich der IE10 auf dem Desktop und unter "Metro". Was besonders verwirrt: Wenn man eine Seite am Desktop öffnet und dann unter Metro ebenfalls den IE10 aufruft, wird sie dort nicht auch gleich dargestellt. Es würde mehr Sinn machen, hätte Microsoft die beiden Anwendungen synchronisiert. Unterschiedlich ist auch (zumindest auf Standrechnern) die Schriftgröße der Webseiten. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Der klassische Explorer hat auch ein grundlegendes Facelift erhalten. Die von Office bekannte Ribbon-Oberfläche wird jetzt auch hier angewendet. Traditionalisten werden Nase rümpfen, aber dass wichtige Funktionen wie "Kopieren/Verschieben nach..." jetzt über direkt ersichtliche Buttons mit nur einem Klick erreichbar sind, ist begrüßenswert. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Auch unter der Desktop-Oberfläche lässt sich die Bildschirmtastatur aufrufen. Allerdings wird man in dieser Ansicht ohnehin meist Maus und Keyboard verwenden. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Wie schaltet man einen PC mit Windows 8 wieder aus? Der entsprechende Button fehlt, da es das Startmenü auch nicht mehr gibt. Allerdings findet sich unter dem "Settings"-Charm der Punkt "Power", der den Shutdown ermöglicht. Und die altbekannte Tastenkombination "ALT+F4" funktioniert auch noch. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Windows 8 in seiner aktuellen Form lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Es ist nutzbar, aber noch eine Baustelle. Der Spagat zwischen klassischem Betriebssystem und Tablet-Steuerung fällt derzeit nicht symmetrisch aus. Die Fingerbedienung wird eindeutig bevorzugt. Vielleicht will Microsoft mit der Entwicklervorschau auch austesten, wie dieser radikale Neuanfang akzeptiert wird. Bis zum fertigen Release ist ja noch Zeit, um hoffentlich auf die zahlreichen Beschwerden zu reagieren. Gelingt es Microsoft, beide Zielgruppen zu befriedigen, könnte Windows 8 das werden, was Apple mit dem iPad und Mac OS X Lion zaghaft angedeutet hat: Die eine Software, um alle Geräte zu vereinen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss) Was das neue System kann - und was nicht Über Android 5 ist kaum etwas bekannt. "Jelly Bean" soll der Codename diesmal lauten - Google wählte auch bisher Süßigkeiten als Namensgeber. Gerüchten zufolge soll Android 5 einen Dual-Boot mit anderen Betriebssystemen gestatten - man könnte dann also auf einem Gerät zwischen zwei Systemen wechseln. Undenkbar, dass Apple das zulassen würde. Bei anderen Herstellern wäre ein solches Szenario mit Windows 8 für den Büroeinsatz und Android für die Freizeit durchaus denkbar. Viewsonic etwa bietet heute schon Tablets an, auf denen Android und Windows 7 paralell laufen. Windows 8 kann als Vorschauversion für Entwickler bereits seit einiger Zeit ausprobiert werden und Tests zeigen, dass Microsoft der Sprung auf den Tablet-Markt durchaus gelingen könnte. Ende Februar wird Microsoft eine kostenlose Testversion für Privatanwender veröffentlichen.
(Red. )
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