SPÖ und FPÖ von "Anonymous" gehackt

SPoe FPoe Anonymous gehackt
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Die Startseite der SPÖ zeigte das Logo der Hackergruppe. Die Seite der FPÖ war nicht erreichbar. Letztere wolle man "am eigenen Internetleib spüren lassen, wie es ist, abgeschoben zu werden", sagen die Hacker.

Die Homepage der SPÖ im Internet ist in der Nacht auf Freitag von Hackern gekapert worden. Statt der Startseite der "Sozialdemokratischen Partei Österreichs" war das Logo der Hackergruppe Anonymous zu sehen. Daneben zeigte sich ein salutierendes Pony. Auch die Homepage der FPÖ war nicht erreichbar, genauso wie die Website von Bundeskanzler Werner Faymann. Die Seite der FPÖ war Freitagvormittag wieder erreichbar. Derzeit ist sie aber wieder nicht verfügbar (Stand 11.40 Uhr). Das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ermitteln in dem Fall. 

AnonAustria, der hiesige Anonymous-Ableger, hat eine Presseerklärung veröffentlicht. Darin heißt es, die Aktionen der SPÖ würden "nichts soziales mehr erahnen lassen". In Richtung FPÖ schreiben die Hacker, die Partei durfte durch die Aktion "auch mal am eigenen Internetleib spüren, wie es ist, abgeschoben zu werden." Ebenfalls in der Nacht auf Freitag meldete der Twitter-Account @anonitaly, dass die Website der italienischen Partei Lega Nord lahmgelegt worden sei.

Internet-Abschiebung für die FPÖ

Bei der SPÖ wundert man sich über den Angriff. Kommunikationschef Oliver Wagner findet es seltsam, da seiner Ansicht nach Anonymous sich dem Kampf gegen das Großkapital verschrieben habe. Die SPÖ fühle sich damit eigentlich nicht angesprochen. Freitagfrüh war die Website der Partei immer noch offline. Inzwischen ist ein Hinweis auf Wartungsarbeiten zu lesen. Nach SPÖ-Angaben muss das Angebot teilweise neu programmiert werden. 

Regierungen und Banken wüssten gar nicht, was auf sie zukomme, hatte Anonymous schon vor Tagen vermeldet. Gemeinsam mit der inzwischen aufgelösten Gruppe Lulz Security hatte das Hackernetzwerk angekündigt, gemeinsam gegen Regierungen und die Finanzwelt ins Feld ziehen. Die beiden Gruppierungen nennen ihre Aktion "Operation Anti Security" und wollen nach eigenen Angaben durch die Aufdeckung von Geheimnissen für mehr Transparenz sorgen.

SPÖ-Nutzerdaten veröffentlicht

Transparent wurden indessen Nutzerdaten der SPÖ. AnonAustria hatte auf der entstellten Homepage der Partei mehr als 600 Usernamen und Passwörter veröffentlicht. Die Daten liegen der Redaktion von DiePresse.com vor, dürften aber teils veraltete Informationen beinhalten. Die Hacker forderten spaßhalber auf, diese Nutzerdaten "for more lulz" ("für mehr Lacher") etwa auf Facebook auszuprobieren. Die Passwörter offenbaren einen erschreckend fahrlässigen Umgang mit Sicherheit. Vom Vornamen der Nutzer bis zum traurigen Klassiker "12345" sind viele simple Zeichenfolgen vertreten. Noch eklatanter fällt ins Gewicht, dass die Passwörter offenbar im Klartext gespeichert worden sind.

Zumindest einer der Datensätze dürfte echt gewesen sein. Auf einer Facebook-Seite der SPÖ wurde über den angeblichen Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann berichtet, schreibt der Webstandard. Die Seite sei inzwischen aber nicht mehr verfügbar, heißt es dort weiter.

Hacker verbrüdert

Nachdem sich Lulz Security und Anonymous verbrüdert hatten, rühmten sie sich, eine Polizei-Webseite in Großbritannien lahmgelegt zu haben. Die Behörde für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens (SOCA) www.soca.gov.uk war vorübergehend nicht zu erreichen.

Lulz Security (kurz LulzSec) galt eher als "Spaßguerilla" und war in den vergangenen Wochen mit Attacken auf den Unterhaltungskonzern Sony, den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA bekannt geworden. Anonymous dagegen verfolgte von Anfang an politische Ziele und hat sich als Unterstützer der Enthüllungsplattform Wikileaks einen Namen gemacht.

Polizei und Geheimdienste verstärken derzeit weltweit ihren Kampf gegen die schwer zu fassenden Hacker.  Unbekannte drangen unlängst auch in die Computersysteme des Rüstungsriesen Lockheed Martin und der Citibank ein.

(APA/db)

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