Waffentechnik

Wenn demnächst eine Glock-Pistole aus dem 3-D-Drucker rutscht, darf man sich zu Tode freuen.

Waffen zählen nur bedingt zu den „Spielzeugen“, die dieser „Presse“-Seite ihren Namen geben – wiewohl hier schon einmal die Geschichte der Kalaschnikow referiert wurde, ohne die geringste Verharmlosung freilich. Waffen gehören in die Hände speziell ausgebildeter, psychisch gefestigter, streng überprüfter Professionisten. Und sonst nirgendwohin. In den USA, dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten, sieht man das weithin anders. Dort scheint es ja zu den Verfassungsrechten jedes Bürgers zu zählen, einen Colt im Nachttischladl oder eine Uzi am Beifahrersitz liegen haben zu dürfen. Nach dem tragischen „Batman-Massaker“ in Aurora, Colorado, im Juli dieses Jahres – ein offenbar geistesgestörter Täter erschoss zwölf Kinobesucher und verletzte weitere sechzig z.T. schwer – verboten Lichtspieltheater zwar umgehend Masken und Kostüme. Der Staat und seine Organe schwiegen aber beredt zur amerikanischen Gesetzeslage in puncto Waffen. Und zur absurden Hochrüstung der Zivilgesellschaft. Jagen und Schießen seien nun mal Teil des „geschätzten nationalen Erbes“, so Barack Obama.

Ein neues Blutbad in einem US-Kino konnte dieser Tage nur knapp verhindert werden: Ein Besucher trug eine geladene Pistole und drei Messer bei sich. „Lediglich zur Selbstverteidigung“, so die Erklärung des Ersatz-Batmans. Eine Argumentation, die die Heerscharen an Waffenfanatikern, Glock-HipHoppern und selbst ernannten Hilfssheriffs wahrscheinlich sogar äußerst plausibel finden. Man ist auch nur mäßig erstaunt, wenn sich in einem Postpaket anstatt des bestellten Flachbild-Fernsehers ein halbautomatisches Sturmgewehr findet (wie es letzte Woche einem amerikanischen Kunden passiert ist). Die haben die Dinger im Amazon-Zentrallager wohl gehäuft herumliegen? In wirklich fortschrittlichen Haushalten kommt aber eine zünftige Waffe künftig aus dem 3-D-Drucker. Ein US-Pionier hat erst neulich, wie der „New Scientist“ berichtete, 200 Schüsse aus einer Pistole des Kalibers 22 abgefeuert, die partiell aus selbst hergestellten Plastikteilen besteht. „Im Zweifelsfall ist das schwierig zu kontrollieren und zu unterbinden, da die Technologie schnell und unkompliziert fast jedes vorstellbare Produkt erzeugen kann“, so eine 3-D-Druckexpertin. „Hier ist die Politik gefordert.“ Na dann mal gute Nacht, Vereinigte Staaten.

Mehr unter: groebchen.wordpress.com/

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2012)

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