Activity Tracking

.Der Feind in meinem Bett ist ein Armband – mit künstlicher (Non-)Intelligenz.

Das Internet der Dinge kann mir gestohlen bleiben, wenn die Dinge dumm wie Knäckebrot sind. Diese Erkenntnis trifft einen, wenn man meint, den banalen Alltag technisch hochrüsten zu müssen. Und es dann rasch kompliziert wird.

Jedenfalls stellt sich ein Test von Activity- und Fitness-Trackern ab dem Auspacken als der Seelenruhe wenig zuträglich heraus. Das ewige Herunterladen zusätzlicher Software und notwendiger Updates, das hakelige Pairing von Bluetooth-Minisendern und das Herauskitzeln von Informations-Bits und -Bytes sowie Gebrauchsanleitungen aus den Tiefen des Internets verleidet einem den Spaß an der Freude. Aber als Hightech-Fitnessjunkie muss man da wohl durch. Anyway: Zwei Gadgets von Sony und Runtastic wurden rasch wieder beiseitegelegt (weil inkompatibel mit dem weltweit gebräuchlichsten Smartphone oder wegen aufreizend absurder Fehlmessungen), zwei weitere, ein Fitbit One und ein Medisana ViFit, laufen seit Anfang des Jahres auf Hochtouren. Bildlich gesprochen.

„Quantied Self“ ist mächtig im Trend, hört man allerorten. Aber will man das wirklich – permanente Informationen über den Pulsschlag, die zurückgelegten Wegstrecken, den Kalorienverbrauch, die Schlafintensität, den Blutdruck, die Sexhäufigkeit usw., usf.? Eine reichlich intime Angelegenheit – man nimmt ja die Trackingarmbänder-Sensoren sogar mit ins Bett. Was aber manche Zeitgenossen keineswegs daran hindert, die höchst persönlichen Messdaten mit der gesamten Menschheit (oder zumindest ihrem Facebook-Freundeskreis zu teilen). Sehet, ich bin heute reichlich unausgeschlafen! Kommt mir nicht in die Quere, mein Blutdruck hat etwas dagegen! Mein Body-Mass-Index ist unter aller Sau!

Nun ja: Wer's mag... Es wird aber kommen, was in einer absurd selbstverliebten, leistungshörigen, technikgetriebenen Welt kommen muss: ein Wettbewerb in Sachen Gesundheit. Ich warte nur auf den Moment, in dem mir die Sozialversicherung einen Kostenabschlag anbietet, wenn ich ihr freiwillig meine Daten weiterleite. Oder die Wearables und Apps ungefragt selbst beginnen, mit dem Arzt, Trainer, Chef oder Partner zu kommunizieren. Und der Freund und Fetisch zum Blockwart im Fitnesstempel wird. Möglicherweise wird man dann die zwangsneurotische Selbstvermessung als eher ungesunde Entwicklungsperspektive der Spezies Mensch quantifizieren.

Mehr unter: groebchen.wordpress.com/

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2015)

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