Volle Kraft voraus durch die Technikwelt

Aeronautik. Werfen Sie mal einen Blick gen Himmel: Kreist da eine Drohne? Es werden bald mehr werden.

Als ich das erste Mal davon hörte, hielt ich es – zugegeben – für einen Witz. Der weltgrößte Onlinehändler Amazon wolle in Zukunft seine Pakete per Drohnen ausliefern, hieß es. Jeff Bezos, der Amazon-Gründer, hat das nicht als Vision in den Raum gestellt („Ich weiß, das klingt nach Science-Fiction, ist es aber nicht!“), sondern als handfestes Vorhaben seines Unternehmens. 2013 war man schon mitten in der Erprobungsphase. Die Fluggeräte – acht Motoren, Tragkraft 2,3 Kilogramm – würden von lokalen Logistikzentren aus starten und könnten binnen 30 Minuten jeden Konsumenten erreichen. Nur die behördliche Genehmigung fehle noch.

Mit meiner Skepsis – der Technikexperte Sascha Pallenberg („Mobile Geeks“) erklärte den Plan sogleich zur „Marketing-Luftnummer des Jahres“ – war und bin ich nicht allein. Zugleich tauchen aber immer mehr Meldungen über ähnliche Pläne auf. Und immer mehr ganz reale Drohnen am Himmel. Sony stellte erst unlängst den Prototyp eines Senkrechtstarters für Firmenzwecke vor.

In jedem Elektrogroßmarkt liegen die Dinger längst in den Regalen. Unbemannte Flugkörper, Miniaturhelikopter und skurril geformte Drohnen, meist bestückt mit Action-Cams, schwirren, kreisen und trudeln über unseren Köpfen. Und machen nicht nur Nachbarn, sondern zunehmend auch die Behörden nervös. Die „Just for fun“-UFOs sind latent absturzgefährdet, gefährden den Flugverkehr und werfen vielfältige juristische und legistische Fragen auf. Einen an Nutzwert und -last orientierten Regelbetrieb gibt es noch nirgendwo. Außer beim Militär. Aber auch andere haben die – je nach Anzahl der Rotoren – Quadro-, Hexa-, Okto- und sonstigen Multicopter auf dem Radar. North Dakota (USA) erlaubt demnächst mit Tasern und Reizgas bewaffnete Polizeidrohnen. Schmuggler und Drogenhändler halten mit eigenen grenzüberschreitenden Entwicklungen dagegen. Medizindrohnen sollen auf raschestem Wege Defibrillatoren und Medikamente transportieren. Spielzeug für Erwachsene? Der amerikanische Anbieter Snake River Shooting sieht das anders. Die Flugkörper seien die am schnellsten wachsende Bedrohung „für Freiheit, Privatsphäre und Sicherheit“. Folgerichtig bietet man ein wirksames Gegengift für die Invasion der Roboterinsekten: ferromagnetische Drohnenmunition für die haushaltseigene Schrotflinte. Die Jagd ist eröffnet.

Mehr unter http://groebchen.wordpress.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)

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