Ausstellung

Apple-Computer waren einst revolutionär, schick und sauteuer. Heute macht uns das doppelt sentimental.

„Hello again“ wird man gleich beim Eingang einer kleinen, feinen Ausstellung begrüßt, die dieser Tage in Wien stattfindet. Sie trägt den launigen Titel 40/20 – was einerseits auf den Gründungszeitpunkt des Digital-Lifestyle-Giganten Apple anspielt (vor vierzig Jahren in einer Garage in Cupertino) und andererseits auf das 20-Jahre-Firmenjubiläum des hiesigen Apple-Händlers Tools at Work. Dass 40/20 in den Räumlichkeiten der sozial engagierten Upcycling-Werkstätte Gabarage in der Schleifmühlgasse in Szene geht, ist – jenseits jeder Sentimentalität ob einer einstmalig revolutionären Start-up-Klitsche – ein feiner Kontrapunkt zur Ankündigung von Apple, demnächst den ersten Produktpräsentationsprotzpalast (Neudeutsch: Flagship-Store) in Österreich eröffnen zu wollen. In der Kärntner Straße, wo sonst?

Zurück zur Ausstellung. Zu sehen sind Geräte und Designerstücke aus vier Jahrzehnten Computergeschichte. Nicht ausschließlich von Apple, auch von Next, dem Firmen-Intermezzo des Visionärs Steve Jobs. Man steht also staunend vor dem selten gesichteten schwarzen Next-Kubus – dessen Software 1989 die Grundlagen für das heutige Mac-Betriebssystem OSX lieferte –, und schon eilt der Ideenspender und Kurator der Ausstellung herbei, um einen Power Mac G4 Cube aus dem Jahr 2000 danebenzustellen. Dann einen MacMini von 2005 und ein aktuelles iPhone obendrauf. Was uns der gute Mann namens Gerhard Walter – man kennt ihn in der Szene unter dem Kürzel „GeWalt“ – damit verdeutlich: Die Leistung der Geräte nahm (und nimmt) in jenem Maß zu, in dem ihr Volumen schrumpft. Was Teenager heute ganz selbstverständlich an Rechenpower in ihrer Hosentasche herumtragen, wäre uns Apple-Jüngern der Achtziger- und Neunzigerjahre noch wie Science-Fiction erschienen. Oder wie durchgeknallte Fantasy.

Noch interessanter als all die liebevoll zusammengetragenen Geräte – ist es wirklich schon so lang her, dass man sie ausgemustert hat? – sind aber jene Artefakte, die man in der Regel noch rascher entsorgt als massive Hardware: Bedienungsanleitungen, Prospekte, Zeitschriften und Firmenunterlagen jener Zeit. Sie künden von erstaunlicher Naivität, unbedingtem Fortschrittsglauben und freilich auch von Mondpreisen, die man für ein paar Megabyte zu zahlen bereit war. Ich muss einmal bei Herrn Walter nachfragen, ob wir alle einst so jung waren. Und das Geld nicht brauchten.

Mehr unter http://groebchen.wordpress.com

(Print-Ausgabe, 02.10.2016)

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