Eine neue Galaxie im Mobilfunk

Samsung hat Nokia als weltweit größten Handyproduzenten abgelöst.

Wie lange braucht man, um eine Milliarde Euro zu verdienen? Etwas mehr als zwei Wochen – wenn man Samsung heißt. Der südkoreanische Elektronikriese eilt von einem Rekordgewinn zum nächsten. Im dritten Quartal 2012 verdoppelte sich im Jahresvergleich der Nettogewinn auf 6,6 Billionen Won (4,6 Mrd. Euro).

Treiber des Geschäfts ist der anhaltende Boom bei Smartphones. Apple mag zwar mit seinem iPhone mehr schillern, Samsung hat aber mit dem Galaxy S3 auch ein zugkräftiges Produkt auf dem Markt – und die Koreaner verkaufen deutlich mehr Geräte. Im dritten Quartal waren es laut Marktforscher IDC 56,3 Millionen Stück, was einem Marktanteil von 31,3 Prozent entspricht. Der Konkurrent aus Kalifornien kam auf 26,9 Millionen iPhones (15 Prozent). Nokia liegt mit 6,3 Millionen verkaufter Smartphones weit abgeschlagen. Auch in Österreich ist Samsung die Nummer eins bei Smartphones.

Samsung hat den einst unangefochten an der Spitze liegenden finnischen Konzern auch im Gesamthandymarkt verdrängt. Mit 105,4 Millionen Mobiltelefonen und einem Marktanteil von 23,4 Prozent führen die Koreaner vor Nokia (82,9 Millionen). Während Samsung den Absatz um 20 Prozent steigern konnte, fiel er bei Nokia um 22 Prozent.

Apple und Samsung liefern sich nicht nur eine beinharte Schlacht um Kunden, sie bekämpfen sich weltweit in etlichen Gerichtsprozessen, in denen es vorrangig um Patentverletzungen geht. Dahinter steht der Kampf um Lizenzgebühren. Samsung nützt nämlich teilweise das Betriebssystem Android, wofür die Koreaner an Google nichts bezahlen müssen.

Der Dauerstreit ist umso pikanter, als die Amerikaner – zumindest bisher– zu Samsungs größten Kunden zählten, sie beziehen nahezu alle Speicherchips von ihnen. Experten schätzen, dass Apple jährlich für rund zehn Milliarden Dollar in Korea einkauft.

Der von Apple diese Woche angekündigte Schritt, Chips künftig nicht mehr von Samsung, sondern der Taiwan Semiconductor Manufacturing zu kaufen, ist für Samsung sicher schmerzlicher als die Patentstrafe von einer Milliarde Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.01.2013)

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