Orange-Kunden funken ab Sommer im 3-Netz

Orange-Kunden funken ab Sommer im 3-Netz
Orange-Kunden funken ab Sommer im 3-Netz(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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3 hat nach der Übernahme von Orange Details zum weiteren Ablauf der Fusion genannt. Im dritten Quartal soll es eine gemeinsame Marke geben. Bestehende Verträge werden nicht angetastet.

Ab dem dritten Quartal 2013 werden Kunden des heimischen Mobilfunkers Orange im Netz von 3 telefonieren und Daten verschicken dürfen. Denn dann soll die Übernahme von Orange durch den kleineren Konkurrenten auch nach außen hin spürbar werden. Eine neue gemeinsame Marke unter 3-Vorherrschaft soll für beide bisher separate Kundenstämme genutzt und dann auch neue Produkte angeboten werden. Bis dahin läuft aber alles parallel weiter. 3 bleibt 3, Orange bleibt Orange, versicherte Jan Trionow, CEO von Hutchison 3G Austria, der Mutterfirma von 3.

Verträge bleiben erhalten

Die für Orange-Kunden brennende Frage, was denn nun mit ihren Verträgen passiere, beantwortet Trionow klar: Sie bleiben erhalten. "Wenn Sie mit Ihrem 7,50 Euro Tarif glücklich sind, können sie gerne bei dem bleiben", sagte Trionow bei einer Pressekonferenz. Ein Sonderkündigungsrecht für Orange-Kunden wird es nicht geben. Auch Umsteigerangebote seien nicht geplant, sagte der 3-Chef, dessen neues, vereintes Unternehmen nun mehr als 23 Prozent Marktanteil besitzt. Auch die 0699er-Vorwahl soll nicht verändert werden. Zumindest bis die Marke Orange im dritten Quartal verschwindet. Dann werden voraussichtlich nur noch Nummern mit 0660er-Vorwahl angeboten werden.

Konkret wird 3 ab dem Start der gemeinsamen Marke das nationale Roaming für alle bisherigen Orange-Kunden im 3-Netz freischalten. Später sollen durch die technische Konsolidierung der beiden Mobilfunknetze Vorteile für alle Kunden der neuen Marke entstehen. Auch das Netz der Service-Shops soll vereinheitlicht werden. Insgesamt gibt es derzeit 150 Ladengeschäfte für 3 und Orange, wobei letztere den Löwenanteil ausmachen.

Servicepauschale bleibt

Stichwort Service: Dass durch die geplanten Einsparungen eventuell die ungeliebte Servicepauschale fallen könnte, schloss Trionow aus. "Für eine einseitige Aufgabe besteht aus Wettbewerbssicht kein Anlass", sagt der Firmenchef. Die Jahresgebühr, die 2011 von allen Telekomanbeitern sehr zum Ärger der Kunden und der Wettbewerbshüter eingeführt wurde, kostet je nach Anbieter 15 bis 20 Euro und wird als allgemeines Serviceentgelt (bei Mobilfunkern ist meist der kostenlose SIM-Kartentausch enthalten) zusätzlich zum regulären Tarif berechnet. Vermutungen, dass die Bundeswettbewerbsbehörde als Zugeständnis für ihre Zustimmung zum Weiterverkauf der Orange-Diskontmarke Yesss an den Marktführer A1 (eine Nebenbedingung des Orange-Kaufs) die Abschaffung der Servicepauschale eingefordert hatte, treffen offenbar nicht zu.

"Es wird Mitarbeiterabbau geben"

Schon in den nächsten Wochen sollen die Unternehmen auch räumlich zusammenrücken. 3 übersiedelt vom Wiener Gasometer nach Floridsdorf zu Orange in die Brünner Straße. Vorerst wird es dort enger, aber das dürfte nicht lange so bleiben. 500 Millionen Euro will 3 langfristig durch "Synergieeffekte" einsparen, dazu gehören auch Personalkürzungen. Orange beschäftigt 800, 3 derzeit rund 600 Mitarbeiter. Gerüchten zufolge könnten die Hälfte der Orange-Angestellten dem Sparstift zum Opfer fallen. Trionow wolle diese Zahlen nicht bestätigen. Fix ist: "Es wird Mitarbeiterabbau geben."

Frequenz-Neuvergabe ab September

Derzeit besitzt 3 rund 4000 Basisstationen, gemeinsam mit denen von Orange sollen es 6000 werden. Damit soll auch langfristig eine landesweite Versorgung mit der neuen Datenfunktechnik LTE gewährleistet sein. Diese will Trionow bis 2014 österreichweit anbieten können. Knackpunkt dafür ist auch die Neuvergabe der Mobilfunk- und alten TV-Frequenzen ("digitale Dividenden"), die voraussichtlich im September stattfinden wird. 3 will vorrangig auf der bisher nur für die alte GSM-Technik genutzten Frequenz 1800 MHz mit LTE arbeiten. Diese sei der beste Kompromiss, erläutert Trionow, der vor dem Chefposten die Position des CTO innehatte. Dafür wird auch ein weiterer Netzausbau nötig sein, der von einem "strategischen Investor in Hongkong" finanziert werden wird. 3 ist eine Tochter des von dort aus agierenden Milliardenkonzerns Hutchison Whampoa.

T-Mobile-Beschwerde ohne Erfolg

Kurz vor dem Abschluss hatte T-Mobile mit einer Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof noch um eine Verzögerung des Orange-Kaufs angesucht. Dies ging aber nicht durch. "T-Mobile hat vieles versucht, um uns das Leben schwer zu machen", kommentierte Trionow das juristische Geplänkel. Der Mitbewerber selbst gibt sich unterdessen versöhnlich. "Der Merger ist okay, uns geht es nur um eine faire Verteilung der Frequenzen", sagt T-Mobile-Sprecher Helmut Spudich.

LTE

"Long Term Evolution" ist ein neuer Standard für mobiles Breitband-Internet. LTE verspricht Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde statt derzeit gängiger HSDPA-Raten von 3,6 Megabit pro Sekunde. In Österreich gab es bereits erste Testläufe. Der noch schnellere Nachfolger "LTE Advanced" wurde auch bereits in Ausicht gestellt.

(db)

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