Blackberry: "Sorry Apple, heißer als das iPhone"

(c) AP (Mark Lennihan)
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Blackberry hat zwei neue Handymodelle und ein neues Betriebssystem vorgestellt, mit dem man wieder Fuß fassen will. Die Märkte sind wenig beeindruckt.

Newyork/Wien/Ag. Es war eine ziemliche Berg- und Talfahrt, so unsicher waren die Investoren über die Zukunft Blackberrys: Seit September vergangenen Jahres hat sich die Aktie des kanadischen Unternehmens Research in Motion (RIM) fast verdreifacht. In der vergangenen Woche gab der Kurs wieder um bis zu elf Prozent nach.

Nicht anders war es bei der gestrigen Präsentation der zwei neuen Blackberry-Handys Z10 und Q10. Zu Beginn der Präsentation von RIM-Chef Thorsten Heins (RIM firmiert seit gestern unter dem Namen Blackberry) schnellte der Aktienkurs an der Wall Street um sieben Prozent nach oben, nur um später wieder bis auf minus sechs Prozent abzustürzen.

Die zwei neuen Handys (ein 4,2-Zoll-Touchscreen und eines mit Tastatur) und vor allem das Betriebssystem Blackberry 10 werden entscheiden, ob die „Brombeere“ eine Zukunft hat. In ersten Testberichten wurde von der einfachen Bedienung und der Rechenkraft der Handys geschwärmt. „Gizmodo“, einer der meistgelesenen Technologieblogs, titelte gar: „Sorry Apple, der neue Blackberry ist heißer als das iPhone.“

Ob sich das auch Kunden denken werden, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. In Großbritannien, wo Blackberry traditionell stark ist, sollen die neuen Modelle noch in dieser Woche in die Geschäfte kommen. In Österreich werden A1 und T-Mobile die neuen Blackberrys führen, ab wann sie angeboten werden, wollten die beiden Anbieter nicht sagen. Orange- bzw. „3“- Kunden werden enttäuscht und müssen sich auf dem freien Markt umsehen: Das Unternehmen will die neuen Handys nicht anbieten.

Eines der wichtigsten Features von Blackberry 10 ist der einfache Wechsel zwischen privater und beruflicher Nutzung. Damit können Firmen spezielle Programme anbieten oder auch Anwendungen des Handys (etwa die Kamera oder Bluetooth) sperren. Bedient wird das Z10 nur mit Wischgesten, es gibt keinen Knopf. Das Q10 kombiniert einen Touchscreen mit der bei Blackberry-Benutzern beliebten Tastatur.

Die Chancen für Blackberry stehen nach Ansicht von Analysten derzeit nicht schlecht. Apple hat in den vergangenen Monaten viel von seinem einstigen Flair eingebüßt, die Aktie gab trotz Rekordverkäufen des iPhone 5 seit September vergangenen Jahres um mehr als 30 Prozent nach.

„Ich glaube, dass der Markt für etwas Neues bereit ist“, meinte Kevin Burden, Leiter der Beraterfirma „Strategy Analytics“. Die Menschen seien gesättigt und auch gelangweilt von Apple und Googles Android. „Das Timing von RIM ist wahrscheinlich genau richtig.“

Genau geplant war das Timing freilich nicht. Ursprünglich sollten das neue Betriebssystem und die neuen Modelle bereits im vergangenen Jahr vorgestellt werden, rechtzeitig vor Weihnachten. Doch den Termin konnten die Entwickler in Kanada nicht einhalten – wie so oft in der Vergangenheit.

Marktanteil nur noch 3,4Prozent

Blackberry, das die ersten Smartphones auf den Markt brachte, wurde vom Erfolg des iPhones völlig überrascht. Lange Zeit reagierte man nicht auf das Touchscreen-Handy, sondern setzte weiterhin stur auf Handys mit Tastatur. Die Lücke füllte Samsung mit dem Android-Betriebssystem, das mit seinem aktuellen Modell Galaxy III Verkaufsrekorde bricht.

Die Folge war für RIM verheerend. Der weltweite Marktanteil fiel von 20Prozent im Jahr 2009 auf gerade noch 3,4Prozent. Allein in den USA stürzte Blackberry von 40 auf zwei Prozent Marktanteil ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2013)

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