Samsung und Apple: Engste Freunde, größte Feinde

Samsung Apple Engste Freunde
Samsung Apple Engste Freunde(c) REUTERS (� Lee Jae Won / Reuters)
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Die zwei größten Smartphone-Hersteller tragen einen Patentkrieg aus, der seinesgleichen sucht. Dabei sind die beiden voneinander abhängig.

2012 haben nur zwei Firmen mit Smartphones Gewinn gemacht. Samsung und Apple halten zusammen mehr als 50 Prozent des Marktes, wetteifern um die beste Produktinszenierung und haben sich einen weltweiten Patentkrieg geliefert, der seinesgleichen sucht. Dabei verbindet die beiden Elektronikkonzerne seit Jahren eine enge Freundschaft.

Mitte der 90er stand Samsung kurz vor der Pleite. Die Halbleiterindustrie, die die Kassen von Samsung bis an den Rand füllte, brach wegen Überangebots zusammen. Zuvor trugen Halbleiter als technische Grundlage für Speicherchips angeblich bis zu mehr als 80 Prozent zum Konzernergebnis bei. Die Samsung-Gruppe bestand damals als koreanischer Mischkonzern ("Chaebol") aus dutzenden Unternehmen - der dritte Sohn des Gründers, Kun-Hee Lee stieg mit einem Startkapital von 5,4 Milliarden Dollar sogar hoffnungsvoll in die Autoproduktion ein. Wenige Jahre danach folgte die Halbleiter-Krise und Lee musste den Konzern radikal straffen. Lee investierte weiter in die Chip-Produktion und Samsung bewies bei der LCD-Technologie für flache Fernseher den richtigen Riecher - heute ist der Konzern der größte TV-Hersteller der Welt.

Samsung-Boss besiegelt Deal mit Steve Jobs

Unter Lees Sohn, Jay Lee, entstand rund zehn Jahre später schließlich die enge Bande zwischen Samsung und Apple. Der damals vergleichsweise kleine Hersteller aus Cupertino war auf der Suche nach einem Lieferanten für Flash-Speicher. Mit dem Erfolg des iPod und dem gerade in Entwicklung befindlichen iPhone stieg der Bedarf an Speicher-Chips und Apple wollte einen verlässlichen und dauerhaften Partner. Samsung war mit seiner jahrelangen Erfahrung - und der damit verbundenen finanziellen Stärke - geradezu ideal für den Job. Der Deal wurde mit einem Besuch Lees in dem Haus von Steve Jobs in Palo Alto, Kalifornien, besiegelt.

Omnia-Smartphone? Wenig erfolgreich

Die enge Partnerschaft gewährte beiden Konzernen einen tiefen Einblick in die Tätigkeiten und Strategie des jeweils anderen. Und Samsung lernte schnell. Der erste Gehversuch am Smartphone-Markt mit dem Windows-Mobile-Gerät Omnia war kein großer Erfolg. Dann aber hatten die Koreaner verstanden. "Der Erfolg des iPhones bedeutet, dass wir unsere Methoden ändern müssen", schrieb der damalige Sparten-Chef von Samsung 2010 in einem E-Mail an seine Mitarbeiter, das im Zuge der Patentstreitigkeiten auftauchte. Wenige Monate später brachte Samsung das Galaxy S auf den Markt, sein erstes Smartphone mit Googles Betriebssystem Android und frappanter Ähnlichkeit mit Apples jungem iPhone.

Im April reichte Apple seine erste Klage gegen Samsungs Galaxy-Reihe ein. Ein Schritt, den der jetzige Apple-Boss Tim Cook seinem damaligen Chef Steve Jobs lieber ausgeredet hätte. Er fürchtete, dass sich die Streitigkeiten auf die Partnerschaft mit Samsung auswirken könnten. Tatsächlich war Apple in eine nicht unwesentliche Abhängigkeit geraten. Die Produkte, für die Samsung die Bestandteile liefert, tragen zu 80 Prozent zu Apples Umsatz bei. Umgekehrt würde Samsung die jährlich rund zehn Mrd. Dollar Umsatz, die der Deal bringt, wohl besser verschmerzen können. Der Verlust würde sich zwar deutlich in den Zahlen niederschlagen, aber den Konzern mit einem Jahresumsatz von 183 Mrd. Dollar kaum in eine bedrohliche Krise stürzen.

Samsung auch von Apple abhängig

Wiesehr die Partnerschaft aber in eine gegenseitige Abhängigkeit geführt hat, hat der massive Kurssturz bei Samsung gezeigt, der Anfang 2012 durch Gerüchte verursacht wurde. Apple sei auf der Suche nach einem neuen Lieferanten für Prozessoren, hieß es damals. Bestätigt hat sich das bisher nicht. Einen solchen zu finden könnte aber gar nicht so leicht werden, Samsung ist nach wie vor der dominierende Hersteller der für Apple-Produkte essenziellen Chips. Bisher jedenfalls hat der Beziehungsstreit, den die beiden Smartphonemarkt-Herrscher in zahlreichen Ländern vor Gericht austrugen und -tragen, noch nicht zur Scheidung geführt. Gegen eine in den USA verhängte Geldstrafe kämpft Samsung gerade an und Apple konnte ein rasches Verkaufsverbot in den USA nicht durchsetzen.

(sg)

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