3/Orange: Der Netz-Zusammenschluss beginnt ab sofort

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3/Orange: Der Netz-Zusammenschluss beginnt ab sofort(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Bis Oktober sollen 2G und 3G vereinheitlicht sein. Davon profitieren vor allem Orange-Kunden. 600 Techniker sind derzeit aktiv, um bis Anfang 2015 "eines der besten Netze der Welt" zu bauen.

Nach der Übernahme des Mobilfunkers Orange durch den kleineren Konkurrenten 3 wachsen die Firmen weiter zusammen. Ab sofort bis Ende Juli werden die 2G-Netze verbunden, was sich auf den Sprachtelefonie-Empfang positiv auswirken soll, sagt Firmenchef Jan Trionow. Von August bis Oktober werden die 3G-Netz konsolidiert. Spätestens dann soll auch die Marke Orange verschwinden und 3 will mit einer neuen Markenstrategie auftreten. Bis Anfang 2015 will der Betreiber auf insgesamt 6000 Standorten landesweit 2G, 3G und LTE (4G) anbieten. Dazu seien 600 Techniker "rund um die Uhr" im Einsatz.

3 ist Österreichs aktivste "Datenautobahn"

Der Ausbau geschieht nicht nur, um für Neukunden attraktiver zu werden, sondern auch aus einer dringenden Notwendigkeit heraus. 2012 liefen 61 Prozent aller in Österreich per Mobilfunk verschickten 72,8 Millionen Gigabyte an Daten über die Netze von 3 und Orange. "Wir haben die am stärksten befahrene Datenautobahn Österreichs", sagt Trionow. Die Nutzung habe sich in den vergangenen Jahren "vertausendfacht". Der 3-Chef sieht hier noch lange kein Ende des Aufwärtstrends und rechnet weiterhin mit exponentiellem Wachstum.

Mitarbeiter-Reduktion

Das Ganze kostet natürlich auch, und zwar "die üblichen dreistelligen Millionenbeträge". Detaillierter will der 42-Jährige nicht werden. Allerdings soll durch die Vereinigung beider Unternehmen und beider Netze über die nächsten Jahre 500 Millionen Euro gespart werden. Es wird damit gerechnet, dass die Kosten des Netzausbaus darunter liegen. Ein Teil der Einsparungen werden auch durch Personalkürzungen erreicht. Das Shop-Netz wird zum Beispiel von 140 auf 90 reduziert, dadurch wurden 97 Mitarbeiter beim AMS angemeldet. Weitere 70 sollen bis Ende Jänner 2014 abgebaut werden, wenn das Callcenter in Wiener Neustadt geschlossen werden wird. Für diese Mitarbeiter werde es aber Sozialpläne geben, sagt Trionow. Es wird erwartet, dass nach Abschluss des Netzausbaus im Jahr 2015 und der bis dahin erfolgten Konsolidierung der noch separaten Verrechnungs- und IT-Systeme weitere Mitarbeiter gekündigt werden.

Ziel: "Eines der besten Netze der Welt"

Das neue Netz wird vom chinesischen Zulieferer ZTE ausgerüstet werden. 3 hat bereits 2011 auf diesen umgestellt, die Orange-Standorte sollen nun folgen. Von den 4000 3- und 4600 Orange-Standorten sollen insgesamt 6000 übrig bleiben, wobei das Unternehmen sich hier die besten aussuchen will. Orange habe zwar "veraltete Technik", dafür gute Standorte, erklärt Trionow. Das große Ziel sei es, "eines der besten Netze der Welt" zu bauen. Und das im Vollbetrieb. Die Kunden sollen davon nichts merken, man werde immer nur "pro Cluster" (rund 10 Standorte) vorgehen und diese Umstellungen in der Nacht durchführen.

Orange-Kunden profitieren

Besonders die Orange-Kunden sollen ab August verstärkt profitieren. Nach aktuellen Angaben hatte der Betreiber bisher nur eine 3G-Abdeckung von 65 Prozent. Die von 3 liegt bei 94 Prozent. Für den Zusammenschluss der 2G-Netze (GSM) wird die Kooperation mit T-Mobile schlagend. 3-Kunden dürfen das 2G-Netz des Konkurrenten nutzen, wofür dieser im ländlichen Raum auf das 3G-Netz von 3 zugreifen kann. Der Betreiber will bis Ende Juli mit den Konsolidierungsmaßnahmen auch die Versorgung innerhalb von Gebäuden verbessern.

Neue Staffelungen für Tarife

Trionow will das neue Netz nicht nur bauen, um mit der steigenden Nachfrage fertig zu werden, sondern auch, um in Zukunft neue Produkte anbieten zu können. Welche das seien sollen, will er aber noch nicht verraten. "Das wird sich im Wettbewerb herausstellen", sagt er. Er gehe aber davon aus, "dass der Markt hart bleib." Definitiv angedacht seien Tarife, die je nach Grundgebühr unterschiedliche Download-Geschwindigkeiten bieten, sowie Abstufungen nach dem genutzten Datenvolumen. In die bestehenden alten Tarife soll aber nicht eingegriffen werden.

3 will von 23,7 auf 30 Prozent Marktanteil wachsen. Damit würde das Unternehmen T-Mobile gefährlich werden, deren Anteil Ende 2012 bei 30,7 Prozent lag. A1 ist nach wie vor Marktführer mit 45,7 Prozent. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, will das Unternehmen "taktisch" steuern und kurzfristig bekannt geben.

"Abzocker"-Vorwurf an Gemeinden

Kritisch wird der 3-Chef, wenn es um die Kooperation mit der öffentlichen Hand geht: "Muss es sein, dass Bund und Gemeinden die Netzbetreiber abzocken, nur weil Standorte auf einmal 4G bieten?" Aufgrund der harten Regulierungsmaßnahmen würden heimische, aber auch europäische Firmen hinter Anbietern aus den USA und anderen Regionen zurückfallen. Angesprochen darauf, ob 3 dann nicht Teile zur Firmenmutter Hutchison Whampoa in Hongkong auslagern könnte, reagierte Trionow mit einer Gegenfrage: "Ist das denn gewünscht? Muss ich wirklich Europa verlassen, um Dienste wettbewerbsfähig anbieten zu können?"

Landesweites LTE verzögert sich weiter

Grund für die Verärgerung nicht nur bei 3, sondern auch bei anderen Mobilfunkern ist unter anderem die geplante Frequenz-Auktion im September. Diese soll dazu führen, dass in Österreich die flotte Datenfunktechnik LTE schneller flächendeckend ausgebaut werden kann. Keines der Unternehmen darf aber darüber reden, ob sie überhaupt daran teilnehmen. Mit der Neuvergabe fällt dann der Startschuss für einen bis zu sechs Monate dauernden Prozess, der die Rahmenbedingungen für das sogenannte Refarming klären soll. Bisher waren die Frequenzen 900 und 1800 MHz nämlich für GSM (2G) reserviert. Das soll sich ändern, womit auch LTE damit gefunkt werden könnte, was den Ausbau dramatisch erleichtern würde. Vor 2014 ist aber nicht damit zu rechnen, dass das bisherige Nischenprodukt LTE massentauglich wird.

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(db)

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