Telekom Austria und KPN bündeln Glasfasernetze

Hannes Ametsreiter
Hannes Ametsreiter(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Die beiden Telekomkonzerne rücken zu einem der größten Infrastrukturanbieter Europas auf. Die Partnerschaft ist die erste Auswirkung des gemeinsamen Großaktionärs Carlos Slim.

Wien. Am Montag wollte Telekom-Austria-Boss Hannes Ametsreiter den „Slim-Effekt“ nicht wirklich kommentieren. Nur einen Tag später wurde jetzt der erste große Schritt in der Zusammenarbeit zwischen der Telekom (TA) und der niederländischen KPN bekannt. Bei beiden Konzernen hält der mexikanische Multimilliardär Carlos Slim über seine America Movil ein Aktienpaket von knapp 30Prozent – für die KPN hat er vor wenigen Tagen ein Übernahmeangebot gelegt.

Beide Telekomkonzerne bündeln ihre Glasfaser-Infrastruktur und bieten sie gemeinsam Großkunden an. Das sind in erster Linie Telekom- und Internetfirmen, die über die Netze von TA und KPN ihre Breitbanddienste den Endkunden anbieten. Glasfaser ermöglicht die schnelle Übertragung immens großer Datenmengen. Aber auch für die vierte Handygeneration, LTE, ist das Glasfasernetz als „Rückgrat“ (Backbone) wichtig.

In 35 Ländern präsent

„Die Netze ergänzen sich sehr gut, wir steigen zu einem der größten Spieler in Europa auf“, sagt TA-Sprecher Peter Schiefer zur „Presse“. Künftig sei man in 35 Ländern präsent – von den Niederlanden über Belgien und Deutschland bis zum Balkan. Die Konzerne könnten jeweils auf die Standorte des anderen zurückgreifen und die Kunden besser versorgen. Dass sich die Partnerschaft für die TA und KPN auch finanziell auswirken soll, sei klar, meinte Schiefer. Summen könne er nicht nennen, dazu sei es zu früh. Dass die Synergien im Millionenbereich lägen, sei aber klar.

Die Telekom Austria investiert seit 2009 rund eine Mrd. Euro in den Ausbau des Glasfasernetzes. Bis 2015 sollen 2,75 Millionen Haushalte an das Giganetz angeschlossen sein, das sind rund zwei Drittel aller Haushalte und Gewerbebetriebe in Österreich.

Slim ist im Vorjahr zuerst bei der KPN und danach bei der TA eingestiegen. Bei den Holländern hät er 29,8Prozent, bei der TA ist er mit 26,8Prozent nach der ÖIAG zweitgrößter Aktionär. Schon nach dem Engagement von Slim hatten die Konzerne angekündigt, künftig enger zusammenarbeiten zu wollen. Die Ankündigung Slims, den niederländischen Anbieter komplett zu übernehmen, hat die Übernahmespekulationen bei der Telekom Austria angefeuert. Wobei Analysten davon ausgehen, dass Slim zuerst den KPN-Deal über die Bühne bringen wird – woran kaum gezweifelt wird–, bevor er sich der Telekom widmet. Am 25.September läuft die einjährige Frist ab, innerhalb der sein Kaufangebot dem ursprünglichen Einstiegspreis von 9,50 Euro entsprechen muss. Danach wird es angesichts des aktuellen Kurses von 5,6 Euro deutlich billiger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2013)

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