Smartphones: Kampf um Rang drei

A model holds a curved G Flex smartphone by LG Electronics during the Mobile World Congress in Barcelona
A model holds a curved G Flex smartphone by LG Electronics during the Mobile World Congress in Barcelona(c) REUTERS (GUSTAU NACARINO)
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Sony und LG liefern sich ein spannendes Rennen um Platz drei hinter Samsung und Apple. Doch auch Samsungs erster Platz ist längst nicht in Stein gemeißelt.

Barcelona. Samsung hat den Smartphone-Markt mit mehr als 30 Prozent fest im Griff. Etwa 2000 Partner und Journalisten folgten der Einladung, sich die Präsentation des neuen Galaxy S5 am Montagabend anzusehen– ein Vielfaches des Publikums anderer Hersteller. Apple folgt bei Smartphones mit etwa 15 Prozent, und an beide Unternehmen ist wohl in naher Zukunft kaum ein Herankommen. Dafür wird es im Rennen um Platz drei spannend. Dort liefern sich derzeit LG und Sony ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Neulingen wie Huawei und Lenovo. In Europa haben sich vor allem LG und Sony vergangenes Jahr mit Topgeräten in das Premium-Segment katapultiert, das traditionell von Samsung und Apple besetzt ist.

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona schicken LG und Sony neue Flaggschiffgeräte ins Rennen, die helfen sollen, die dritte Position zu sichern. Gleichzeitig haben es Huawei und Lenovo geschafft, sich über günstigere Geräte gute Plätze auf dem Smartphone-Markt zu sichern. Bei Lenovo wird es 2014 spannend, wenn die Übernahme des US-Herstellers Motorola abgeschlossen ist.

„Coole“ Geräte gefragt

Hardware ist aber nicht alles, glaubt der Zentraleuropa-Chef von Sony, Gerhard Sturm. Wichtig seien vor allem die Inhalte, die der Hersteller anbieten könne, meint er im Gespräch mit der „Presse“. Neue Angebote, für die Inhalte wie Musik transformiert werden, um den Wünschen der Smartphone-Nutzer gerecht zu werden, sollen dem japanischen Konzern daher Vorteile bringen. Der Konzern beginne, seine Stärke als Medienunternehmen zu nutzen, sagt auch Marketingchef Calum Macdougall. Sony ist aber wohl bewusst, dass Kunden sich im Zweifel für das „coolere“ Gerät entscheiden würden und nicht nur für Software und Inhalte.

Hier wird vor allem auf ein sehr dezentes und elegantes Design und hochwertige Materialien gesetzt– Punkte, die bei Rivalen wie Samsung oder LG immer wieder kritisiert werden. Einen großen Vorteil sieht Macdougall auch darin, dass Sony die Erfahrung aus anderen Gerätesparten – wie etwa Kameras– in die Smartphone-Entwicklung einfließen lassen kann. In Zentraleuropa sitzt Sony bereits fest im Sattel des dritten Platzes. Auch global strebt der Konzern in den nächsten Jahren einen starken dritten Platz an, sagt Macdougall. Die Aufsteiger aus China sieht er derzeit nicht als direkte Konkurrenz im Premium-Segment.

Der koreanische Konzern LG versucht, sich über etwas ungewöhnliche Innovationen wie gebogene Smartphones zu etablieren. Ein großer Vorteil sei aber auch die Eigenproduktion von Hardware-Komponenten, sagt Michael Wilmes von LG Deutschland. Deshalb habe man nicht so schnell Lieferprobleme wie etwa HTC. HTC wollte sich vergangenes Jahr ebenfalls im Premium-Segment positionieren. Das One in seinem eleganten Alugehäuse erntete viel Lob, aufgrund von Lieferschwierigkeiten konnte das Unternehmen die Nachfrage allerdings nicht befriedigen. LG strebt allerdings nicht bloß einen sicheren dritten Platz an. Wilmes ist überzeugt, dass Samsung nicht lange Nummer eins bleiben wird. „Es ist immer leichter anzugreifen, als eine Position zu verteidigen“, sagt er. Auf dem Heimatmarkt Südkorea sei LG bereits größer als Samsung. Wie schnell es in dem dynamischen Markt auf- und abgehen kann, zeigen die Talfahrten von Nokia und Blackberry.

Hat Microsoft einen langen Atem?

Abzuwarten bleibt nach wie vor, ob es Microsoft mit Nokia gelingt, Windows Phone nach Apples iOS und Googles Android als dritte starke Kraft zu etablieren. T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth ist wie einige Beobachter überzeugt, dass der Atem von Microsoft lang genug ist. Was man mit einem enormen Marketing-Budget ausrichten kann, hat Samsung eindrucksvoll bewiesen.

Ein großer Hemmschuh für Microsoft ist allerdings die Furcht davor, das PC-Betriebssystem Windows stärker zu öffnen und die Verbindung zu Windows Phone als Trumpf auszuspielen, glaubt auch Sturm. Sony selbst habe einst das Rennen auf dem MP3-Markt gegen Apple verloren– aus Angst, das eigene CD-Geschäft zu kannibalisieren. In einer ähnlichen Lage befinde sich nun auch Microsoft bei den Smartphones.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)

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