Xiaomi: „Chinas Apple“ nagt an Samsungs Macht

Lei Jun, founder and CEO of China´s mobile company Xiaomi, speaks at launch ceremony of Xiaomi Phone 4 in Beijing
Lei Jun, founder and CEO of China´s mobile company Xiaomi, speaks at launch ceremony of Xiaomi Phone 4 in Beijing(c) REUTERS (JASON LEE)
  • Drucken

Die Billigkonkurrenz aus China macht dem Branchenführer Samsung schwer zu schaffen. Vor allem das junge Unternehmen Xiaomi wächst rapide. Es wird „Chinas Apple“ genannt, und hat doch mehr mit Amazon gemein.

Wien. Reißender Absatz und rasch steigende Marktanteile. Das waren bisher die Grundpfeiler für Samsungs Macht über den weltweiten Smartphonemarkt. Doch damit ist es nun vorbei. In den vergangenen drei Monaten verdiente der südkoreanische Konzern so wenig wie zuletzt im Jahr 2012, als er zum weltweit größten Handyhersteller aufstieg.

Der Grund für die Flaute des Unternehmens kommt aus China. Die (meist billigere) Konkurrenz aus dem Reich der Mitte rafft zunehmend Marktanteile an sich. Samsung verkaufte im letzten Quartal 95 Millionen Smartphones. Der Marktanteil schrumpfte so um 7,4 Prozent auf 25,2 Prozent. Dahinter schoben sich die chinesischen Mitbewerber Huawei und Lenovo bereits auf den dritten beziehungsweise vierten Rang hinter Apple, sagen die Marktforscher von Strategy Analytics. Der spannendste Gegenspieler lauert derzeit aber noch auf Platz fünf: Xiaomi. Das erst vier Jahre junge Unternehmen konnte seine Verkäufe in den vergangenen drei Monaten auf über 15 Millionen Stück mehr als verdreifachen.

Gute Handys für wenig Geld

Aber wer ist Xiaomi? Und warum ist das Unternehmen als Rivale interessanter als etwa Lenovo? Die Relevanz von Xiaomi hat – wie so manches in der Mobilfunkwelt – viel mit dem Image des Unternehmens zu tun.

Es gilt als „Chinas Apple“. Und tatsächlich: Gegründet 2010, legte Xiaomi von Beginn an hohes Augenmerk auf gutes Design und hochwertige Produkte. Das kommt bei Konsumenten und damit auch bei den Investoren gut an. Seit seinem Start wächst das Unternehmen rasant. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde im Herbst 2013 wurde Xiaomi mit zehn Milliarden US-Dollar bewertet – mehr als Microsoft für den einstigen Branchenprimus Nokia bezahlt hat.

Doch wer genauer hinsieht merkt, dass sich Apple und Xiaomi gar nicht so ähnlich sind, wie es zunächst scheint. Der größte Unterschied ist die Preispolitik. Während Apple für seine iPhones in China 800 bis 900 US-Dollar verlangt, sind die Geräte von Xiaomi um knapp die Hälfte zu haben.

„Wir sind nicht wie Apple“, sagte selbst Mitgründer Lin Bin auf der Suche nach Investoren in den USA. „Wir sind eher wie Amazon.“ Der Mann weiß, wovon er spricht. Denn das Geschäftsmodell seines jungen Unternehmens passte genauso gut zu jedem beliebigen Internet-Start-up. Xiaomi vertreibt seine Geräte ausschließlich über das Internet, verzichtet also auf klassische Händler. Das drückt den Preis ebenso wie der de-facto-Verzicht auf eine Gewinnmarge. Ähnlich wie Amazon bei der Einführung seines Tablets Kindle Fire, hat das Unternehmen kein Interesse, am Verkauf des Geräts sonderlich zu verdienen. Wichtig ist, dass viele Xiaomi-Smartphones im Umlauf sind. Das Geld holt sich der Konzern anderswo: mit Wallpapers, Online-Spielen und virtuellen Geschenken verdient das Unternehmen, das seine Wurzeln im Softwaregeschäft hat, heute am weltgrößten Internetmarkt sein Geld. An Selbstvertrauen mangelt es Xiaomi nicht. „Wir sind nicht irgendeine billige chinesische Firma, die billige Handys baut“, sagt Firmenchef Lei Jun. „Wir werden ein Fortune 500 Unternehmen.“

Peking schützt Xiaomi

Darum drängt Xiaomi auch zusehends über die Grenzen der Volksrepublik hinaus. Das Unternehmen soll international Furore machen, so der Wunsch seiner Eigner. Doch ob das gelingen wird, ist fraglich.

Denn außerhalb Chinas geht Xiaomi ein entscheidender Vorteil verloren: die Zensur der chinesischen Staatsführung. Die Pekinger Führung verlangt, dass Mobilfunkgeräte in China mit Android-Versionen ohne Googles App-Store oder Mailprogramm laufen. Damit ist der Weg frei für nationale Software-Anbieter wie Xiaomi, die entsprechende Ersatzlösungen verkaufen. Am so abgeschotteten Markt funktioniert das Modell des Konzerns prächtig. Fernab der schützenden Hand Pekings muss sich Xiaomi aber erst beweisen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

A commuter uses her mobile phone as she walks past a Samsung Galaxy mobile phone advertisement in Singapore
Mobil

Samsung: Gewinn bricht trotz Flaggschiff Galaxy S5 ein

Der Gewinn ist das dritte Quartal in Folge eingebrochen. Für das zweite Halbjahr ist eine große Neuvorstellung geplant.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.