Neuer Mobilfunkanbieter – doch Preise bleiben hoch

(c) Samsung Electronics (N/A)
  • Drucken

Am Montag stieg der Kabelnetzbetreiber UPC in das Mobilfunkgeschäft ein, doch es gibt keine Kampftarife.

Wien. Österreich gehörte einst zu jenen Ländern in Europa mit den günstigen Handytarifen. Dies hat sich mit der Übernahme von Orange durch Hutchison Austria („3“) geändert. Nach Angaben der Telekomregulierungsbehörde RTR sind die Mobilfunkpreise seitdem durchschnittlich um mehr als 20 Prozent gestiegen. Konsumentenschützer sind empört. Mittlerweile bereut auch die EU-Kommission, dass sie der Übernahme von Orange in dieser Form zugestimmt hat. Der damalige EU-Wettbewerbskommissar, Joaquin Almunia, sagte im Sommer, er sei mit der Entwicklung auf dem österreichischen Handymarkt unzufrieden. Wegen des Preisanstiegs hat die Bundeswettbewerbsbehörde eine Untersuchung der Branche eingeleitet. Diese dürfte aber noch bis Juni 2015 dauern.

Alle Hoffnungen richten sich daher auf neue Mobilfunkanbieter, welche die Preiserhöhungen stoppen sollen. Doch diese Erwartungen haben sich vorerst nicht erfüllt. Am Montag stieg der Kabelnetzbetreiber UPC in das Mobilfunkgeschäft ein. Doch es gibt keine Kampftarife. Das billigste Paket kostet 14,90 Euro. Darin sind 1000 Gesprächsminuten, 1000 SMS und ein Datenvolumen von 1,5GB enthalten. Dabei handelt es sich um „Sim only“-Tarife. Das bedeutet, dass UPC-Kunden kein Handy erhalten. Wer kein UPC-Kunde ist, muss ein Aktivierungsentgelt von 69 Euro zahlen.

Am 2.Jänner startet Hofer Telekom

UPC hat zum Markteintritt keine Presseaussendung veröffentlicht, sondern die Tarife auf der Homepage präsentiert. Ein UPC-Sprecher sagte zur „Presse“, man werde die weitere Entwicklung beobachten. Wie viele Kunden das Unternehmen haben möchte, wollte der Sprecher nicht sagen. Im nächsten Jahr könnte es möglicherweise Kombitarife mit Handy, Internet, Festnetztelefon und Kabel-TV geben. Die Vorwahl für den UPC-Dienst lautet 0678. Für den Dienst nutzt die Gesellschaft das Netz von Hutchison Austria. Bei der Übernahme von Orange musste sich Hutchison verpflichten, sein Netz für Konkurrenten zu öffnen. Spannend wird es am 2.Jänner 2015. Dann startet der Lebensmittelhändler Hofer mit einem eigenen Mobilfunkangebot. Hofer will mit der Marke „HoT“ (Hofer Telekom) auftreten.

Die Homepage von HoT ist schon freigeschaltet. Die Tarife will Hofer erst kurz vor dem Start bekannt geben. Neben Hofer dürfte es im nächsten Jahr weitere Anbieter geben. Die schwedische Firma Tele2 will ab dem zweiten Halbjahr 2015 im österreichischen Mobilfunkmarkt mitmischen. Im dritten Quartal 2014 gingen bei Tele2 in Österreich die Umsätze um 7,2 Prozent zurück.

Kauft Vodafone die UPC-Mutter?

Die Telekombranche befindet sich im Umbruch. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass der britische Mobilfunker Vodafone den Kabelnetzbetreiber Liberty Global übernehmen möchte. Liberty Global ist einer der größten Kabelnetzbetreiber weltweit. Zum Konzern gehört UPC in Österreich mit 650.000 Kunden. Bei einem Zusammenschluss von Vodafone und Liberty Global würde ein Kabel- und Telefonriese im Wert von 130 Milliarden US-Dollar entstehen.

Laut Bloomberg prüft Vodafone derzeit, ob eine solche Transaktion überhaupt möglich ist. Denn möglicherweise könnten die Kartellbehörden Einspruch erheben. Um Kosten zu senken, gehen immer mehr Telekomfirmen zusammen. Auch innerhalb eines Konzerns werden Synergien gehoben. Im Sommer führte beispielsweise Liberty Global seine Töchter in Österreich und in der Schweiz zu einer gemeinsamen Regionalorganisation mit Sitz in Zürich zusammen. Der Zusammenschluss werde zu keinem Jobabbau führen, hieß es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.