Cyanogenmod: "Wir jagen Google eine Kugel durch den Kopf"

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Der Android-Abkömmling will sich von Google und seinen Diensten lösen. Das macht der Unternehmenschef in einem Forbes-Interview mehr als deutlich.

Erstmals auf der Bildfläche erschienen ist Cyanogenmod 2009. Dabei haben Android-Nutzer die Möglichkeit ihre Geräte zu rooten und sich eine andere Oberfläche zu holen. Mit über 11 Millionen Nutzern gilt Cyanogenmod als beliebteste Android-Distribution. Ohne Android beziehungsweise Google gäbe es das Unternehmen voraussichtlich gar nicht, aber gut zu sprechen ist man auf den "Android-Vater" aber überhaupt nicht.

In einem Blogbeitrag auf der Seite des Unternehmens klang die Abnabelung von Google und seinen Diensten, also dem Wunsch nach Unabhängigkeit eher harmlos. Man wolle Cyanogenmod von Haus aus auf Smartphones installiert sehen und habe dabei starke Partner an der Hand. Unterstützt wird man zudem von Qualcomm, Twitter und Telefonica. Immerhin kamen bei einer Investitionsrunde über 80 Millionen Dollar zusammen.

Kirt McMaster erklärt in einem Interview mit dem US-Magazin Forbes sein Vorhaben. Mit dem Hersteller Blu will man eigene Smartphones auf den Markt bringen. Noch dieses Jahr.  Und statt den Google-Diensten sollen andere Anbieter gewählt werden. So soll Google Maps durch Nokia Here ersetzt werden und der Play Store durch den weniger gut ausgestatteten Amazon-Store. Alternativen gebe es genug, aber ob diese auch den ähnlichen Umfang an Funktionen leisten können.

Die Zeit ist reif für frische Software

Derzeit besitzen knapp 2,5 Milliarden Menschen ein Smartphone. In den westlichen Ländern ist bereits eine Sättigung am Markt zu erreichen. Beherrscht wird dieser gemeinsam von Apples iOS und Googles Android. Gemeinsam halten sie bei einem Anteil von knapp 96 Prozent. Doch besonders in der Android-Welt macht sich bei den Herstellern allmählich eine Unzufriedenheit mit der Google-Dominanz bemerkbar.

Samsung setzt sein Bestreben fort, sich mit seinem eigenen Betriebssystem mit dem Namen Tizen von Google zu trennen. Bislang ist dieses aber nur auf TV-Geräten und Smartwatches zu finden. Im Prinzip auf all jenen Samsung-Geräten, die nicht den Beinamen "Galaxy" tragen.

Für Cyanogenmod, inbesondere für McMaster ist es jetzt an der Zeit etwas an der Marktsituation zu ändern. Kritische Stimmen bezüglich Google finden sich auch bei "App- und Chip-Hersteller sind sehr besorgt darüber, dass Google beinahe das gesamte Ökosystem beherrscht", erklärt Peter Levine von Andreessen Horowitz, einem Risikokapitalgeber-Unternehmen.

Gute Chancen für Cyanogenmod

Analysten zufolge könnte Cyanogenmod über eine Milliarde Smartphones an den Mann beziehungsweise die Frau bringen. Das wären mehr Geräte als Apple sie bis dato verkauft hat. Bedenkt man, dass es bislang nötig war, ein Gerät zu rooten. Das ist aufwändig und birgt auch die Gefahr, das Smartphone oder Tablet zu zerstören. Zudem verliert man in den meisten Fällen die Garantie (die Gewährleistung bleibt aber trotzdem bestehen). Dennoch waren bislang über 11 Millionen Nutzer (Stand: Dezember 2014) bereit diesen Weg zu gehen. Im Juli 2012 lag die Zahl noch bei 2,7 Millionen Installationen. Mit dem Schritt die Software direkt auf das Gerät zu bringen, wie es zum Beispiel auch beim One Plus One der Fall ist, hätte man ohne Umwege Zugriff auf die Software.

Der große Vorteil liegt darin, dass Cyanogenmod-Besitzer auch noch in den Genuss neuer Android-Versionen kommen, wenn Google beziehungsweise die Hersteller bereits längst die Unterstützung für das Gerät eingestellt haben. Und statt unnötigen Apps, die vorinstalliert auf dem Smartphone zu finden sind, präsentiert sich die Software sehr puristisch. So wie man es auch von Nexus-Geräten kennt.

Ob aber diese aggressive Strategie von McMaster und seinem Team auch bei den Hardware-Herstellern sowie den Nutzern Anklang finden wird, bleibt abzuwarten. Google zum Feind zu erklären, kann in diesen Zeiten in denen Sicherheit und Datenschutz ein dauerpräsentes Thema sind, ein guter Weg sein. Aber auch Google hatte sich zum Beginn den Leitspruch "Don't be evil" an die Fahnen geheftet.

>> Vollständiger Bericht bei Forbes

(bg)

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