Ende der Roaming-Gebühren nun doch wieder in Sicht

Im Ausland mit dem eigenen Handy zu telefonieren bleibt teuer.
Im Ausland mit dem eigenen Handy zu telefonieren bleibt teuer. Bloomberg
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Das Europaparlament will eine Abschaffung. Vor 2018 soll es aber nicht passieren. Der neue Vorschlag wird aber nicht überall positiv aufgenommen.

Woran merkt man, dass sich die Urlaubszeit nähert? An der wiederkehrenden Diskussion zu den Roaming-Gebühren. Im Vorjahr schien man auf dem besten Wege zu sein, die teils überzogenen Kosten für Telefonieren, Internet und SMS im Ausland abzuschaffen. Doch dann tauchten vergangene Woche ein Geheimpapier aus dem Europäischen Rat vom 27. April auf, das belegte, dass das konsumentenfreundliche Vorhaben Geschichte sein soll. Die Spiele sind also wieder eröffnet. Und ein neues Modell steht zur Diskussion.

Das vorgeschlagene Modell stammt von Lettlands und sieht vor, dass die Aufschläge für das mobile Telefonieren und das Surfen im EU-Ausland Ende 2018 gestrichen, wie das deutsche "Handelsblatt" berichtete. Nach früheren Berichten wollten viele Staaten die Gebühren nicht völlig abschaffen.

Lettland hat derzeit den Vorsitz der EU-Staaten und versucht daher, einen Kompromiss unter den Staaten zu organisieren. Dass dieser Vorschlag auf dem Tisch liegt, bedeutet, dass er Aussicht auf Erfolg hat, wie ein Diplomat in Brüssel am Dienstag erläuterte. Entschieden ist damit aber noch nichts. Das Europaparlament will die Gebühren völlig abschaffen, unter den EU-Staaten gibt es Widerstand. Am Ende müssen sich beide Seiten einig werden.

Übergangslösung bis 2018

Der aktuelle Vorschlag sieht laut "Handelsblatt" vor, dass bis Ende 2018 der Roaming-Aufschlag für 40 Minuten an Telefonaten im europäischen Ausland entfällt. Auch für 40 SMS und Datenübertragungen bis zu 80 Megabyte pro Jahr gäbe es die Extrakosten nicht.

Derzeit dürfen Mobilfunkanbieter von Kunden im europäischen Ausland nicht mehr als 19 Cent pro Minute für abgehende Anrufe, 5 Cent für ankommende Anrufe, 6 Cent pro versendeter SMS und 20 Cent pro Megabyte Daten verlangen. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer.

Je länger die EU-Staaten eine Regelung vor sich herschieben, umso länger haben Mobilfunkbetreiber Zeit sich Alternativen zur Monetarisierung zu überlegen. Mittlerweile sind die Auslandsgebühren der einzige Posten an dem noch verdient wird. Die frühere Cash-Cow, die SMS ist längst durch WhatsApp und Co. ersetzt worden.

Doch allzu lange sollten sich Anbieter nicht auf die Uneinigkeit der EU-Staaten ausruhen. Andere Modelle könnten die herkömmlichen Mobilfunkanbieter weiter in Bedrängnis bringen. Google hat erst kürzlich "Project Fi" vorgestellt.

Satt ein eigenes Netzwerk zu etablieren, greift man auf die Netze zweier Mobilfunkbetreiber zurück. Ähnlich wie Hofer hierzulande mietet sich Google in ein beziehungsweise zwei bestehende Netze ein. Je nachdem wer an einem Ort gerade die bessere Abdeckung hat, wird zum Anbieter. Dem Nutzer entstehen durch diese ständigen Wechsel im LTE-Netz keine Extrakosten.

Zusätzlich zu den beiden LTE-Netzen greift Google aber auch auf WLAN zurück. Das heißt, dass der Nutzer Anrufe und SMS ganz normal auch über das genutzte WLAN tätigen kann. Der Nutzer selbst soll davon nichts bekommen. Die Wechsel sollen zur Gänze automatisch passieren.

(APA/Dpa/Red. )

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