Microsoft und das Milliardengrab Nokia

A Microsoft factory is seen behind a gate in Salo
A Microsoft factory is seen behind a gate in SaloREUTERS
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Das Ende der Hardware-Sparte wird bei Microsoft eingeläutet. 7800 Kündigungen und über 7,6 Milliarden Dollar Abschreibungen. Die Nokia-Übernahme hinterlässt tiefe Wunden.

Seit über 40 Jahren gibt es Microsoft, und das Bill-Gates-Unternehmen hat den Software-Markt entscheidend geprägt. In der mittlerweile stark umkämpften Hardware-Branche ist den Redmondern das Glück nicht sonderlich hold. Mit den Surface-Geräten hat man im ersten Jahr Abschreibungen in Höhe von knapp einer Milliarde Dollar geltend gemacht.

Nun der nächste Schock: Nur ein Jahr nach der Übernahme von Nokias "Services & Devices"-Sparte die nächste Abschreibung, dieses Mal in Höhe von 7,6 Milliarden Dollar. Knapp die Summe, die man auch für Nokia gewillt war zu zahlen, nämlich insgesamt 7,9 Milliarden Dollar. Außerdem werden 7800 Mitarbeiter entlassen, wobei man sich bereits im Vorjahr für einen Radikalschnitt entschied und 18.000 Arbeitsplätze abbaute.

Nachdem vor allem im Hardware-Bereich abgebaut wird, läuten einige Medien bereits das Ende der Windows-Phones ein. Bestätigt werden diese Gerüchte zum Teil durch ein E-Mail von Microsoft-Chef Satya Nadella an die 118.000 übrigen Microsoft-Mitarbeiter: "Wir bewegen uns fort von der Strategie, ein eigenes Handy- und Smartphone-Geschäft zu betreiben, und setzen stattdessen darauf, unser Windows-Ökosystem inklusive unserer hauseigenen Hardware-Angebote dynamisch auszubauen". Das harte Urteil von Branchen-Insidern: "Microsoft hat Nokia überteuert gekauft. Das rächt sich jetzt."

10-Prozent-Hürde nie geknackt

(c) IDC

Ein schmerzhafter, aber jetzt durchaus notwendiger Schritt, denn betrachtet man die Zahlen der IDC (International Data Corporation) vom Mai dieses Jahres haben Microsofts Versuche sich am Smartphone-Markt zu etablieren, keine Früchte getragen. Seit jeher bewegt man sich bei den Anteilen im einstelligen Prozentbereich.

Die vor einem knappen Jahr erfolgte Umstellung auf günstige, aber hochwertige Einsteiger-Geräte konnte nicht zu einem Umschwung beitragen. Im Gegenteill, die Anteile stagnieren, und Microsoft schafft es nicht, sich von der Konkurrenz abzuheben. Zu wenig innovativ und neu sind die Produkte. Im Prinzip war alles schon einmal da, und auch beim Design der Lumia-Geräte holt sich Microsoft keine Extrapunkte.

Fehler der Vergangenheit

Die Fehler liegen definitiv in der Vergangenheit, als Microsoft nicht gewillt war, den Trend Richtung mobiler Geräte zu akzeptieren. Es war auch Steve Ballmer, der dem iPhone und somit diesem heute domininierenden Markt keine Chancen einräumte: "Außer der Marke hat Apple nichts in petto, was andere Anbieter nicht auch zu bieten hätten. Daher garantiere ich Ihnen, dass sich das iPhone nicht sonderlich verkaufen wird", weiters erklärte er: "Pro Jahr werden aber derzeit 1,2 Milliarden Handys verkauft. Bei einem derartigen Preis wird es Apple kaum gelingen, davon einen signifikanten Anteil zu erobern. Microsofts Anspruch mit Windows Mobile lautet dagegen, Hunderte Millionen Geräte jährlich zu verkaufen".

Das Blatt hat sich eindeutig gewendet, und Microsofts einzige Chance liegt in Windows 10 und Apps. Denn Platz wäre neben Android und iOS mit Sicherheit noch, aber das Angebot und die Leistung müssen stimmen. Hier hat das Unternehmen also wahrlich noch aufzuholen, aber die Zeit drängt. Mit Windows 10 und der geänderten Ausrichtung, dass alles "wie aus einem Guss" ist, muss Ende Juli beziehungsweise zum Start von Windows 10 Mobile eine Punktlandung werden.

Viele Chancen räumt sich das Unternehmen aber nicht ein, das Ruder doch noch einmal herumzureißen, denn durch den Stellenabbau, die Abschreibungen und die Mini-Neuausrichtung der Hardware-Sparte bereitet man einen möglichen Ausstieg aus diesem Geschäft schon einmal vor und versucht sich womöglich darüber abzusichern.

(Red.)

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