iPhone-Kontroverse: FBI hat "die Sache wohl versaut"

APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN
  • Drucken

In der Anhörung vor dem US-Kongress musste das FBI zugeben, dass es sich selbst vom iPhone "ausgesperrt habe" und deswegen auf Apples Hilfe angewiesen sei.

Apple werde sich den Forderungen der US-Sicherheitsbehörden fügen. Das machte der Anwalt des Unternehmens am Dienstag vor dem US-Kongress klar. Doch er kritisierte auch das Verlangen des FBI, dass Apple die Entsperrung ermöglicht. Außerdem wies er alle Vorwürfe zurück, dass es sich dabei nur um einen Marketingtrick des Unternehmens handle: "Das bringt mein Blut zum kochen". Doch auch das FBI konnte seine Punkte vorbringen und gestand dabei einige Fehler ein.

Denn gegenüber den Parlamentariern erklärte FBI-Direktor James Comey, dass man davon ausging an mehr Daten zu kommen, wenn man das Passwort zurücksetze. Stattdessen hatte man sich damit ausgesperrt. Apples Sicherheitsmaßnahmen erlauben aber nur eine zehnmalige Passwort-Eingabe, ansonsten werden alle Daten unwiderbringlich gelöscht. 

Entsperrung wäre Präzendenzfall

Seit der Forderung des FBI eine Hintertür zu programmieren, um das Gerät zu entschlüsseln, das dem mutmaßlichen San-Bernardino-Attentäter gehört hat, bekräftigt Apple sein Widerstreben damit, dass es dabei zu einem Präzendenzfall kommen könnte und es den Weg für weitere Entsperrungen ebnet. Ein Code zur Entschlüsselung des iPhones des San-Bernardino-Attentäters "würde auf jedem Telefon funktionieren", warnte der Apple-Anwalt erneut bei der Anhörung. Das bestritt das FBI bislang. 

FBI-Direktor James Comey räumte in der Kongressanhörung ein, dass die Entschlüsselung des Islamisten-Telefons zu einem Präzedenzfall werden könnte. Sollte Apple das Handy entsperren müssen, könnte das FBI den Entscheid auch auf andere Fälle übertragen, sagte er. Damit weicht Comey von seiner Aussage aus der vergangenen Woche ab, als er sagte, die geforderte Entsperrung sei kein Wegbereiter für weitere Fälle.

Das FBI untersucht derzeit, ob die Attentäter von San Bernardino mit der Extremisten-Miliz IS in Kontakt standen. Dafür will das Justizministerium Apple per Gerichtsurteil zwingen, das iPhone eines Angreifers für die Ermittler zu entschlüsseln. Doch der Technologiekonzern wehrt sich dagegen und spricht von einem gefährlichen Präzedenzfall.

Apples Hilfe unerlässlich

Der republikanische Abgeordnete Trey Gowdy kam bei der Anhörung zu dem Schluss, dass das FBI "die Sache wohl selbst verhaut habe" als es das Passwort ändern ließ. Das bestritt wiederum FBI-Direktor Comey, denn auch durch Backup in der iCloud seien Daten direkt auf dem iPhone gespeichert, die man ohne Hilfe Apples nicht erfahren würde.

Von der NSA bräuchte man sich zudem ebenfalls keine Hilfe erwarten, da man befürchtet, dass die Werkzeuge, die der Behörde zur Verfügung stehen, in einem Gerichtsverfahren offengelegt werden.

(APA/Reuters/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mobil

Das FBI könnte bald wieder bei Apple an die Tür klopfen

Nach dem Attentat in Minnesota, bei dem zehn Menschen ums Leben kamen, wurde vom FBI ein iPhone sichergestellt. Es konnte bislang nicht entsperrt werden.
FBI-Direktor James Comey wollte den exakten Betrag nicht nennen.
Mobil

FBI hat eine Million Dollar für Entschlüsselung bezahlt

Die Unabhängigkeit zu Apple hat sich das FBI aktuellen Berechnungen zufolge eine Million Dollar kosten lassen. Eine laut FBI-Direktor Comey sinnvolle Investition.
Mobil

FBI wandte sich an Hacker für Entsperrung des iPhone 5C

Die US-Behörde arbeitet regelmäßig mit Hackern zusammen. Einer offiziellen Pressemitteilung zufolge soll es auch beim iPhone 5C der Fall gewesen sein.
Mobil

Entschlüsselung: FBI beißt sich an Apple fest

Trotz des entsperrten iPhone 5C des San-Bernardino-Schützen, will das FBI gerichtlich erzwingen, dass Apple eine Hintertür in ihre Software einbaut.
Mobil

iPhone-Hack funktioniert laut FBI nur bei iPhone 5C

Nach wochenlangem gerichtlichem Streit hat das FBI sich die Software zur Entsperrung des iPhone 5C bei einem isrealischen Unternehmen gekauft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.