Die EU-Wettbewerbshüter werfen dem US-Internetkonzern Google Missbrauch seiner Marktdominanz vor.
Brüssel. „Googeln“ ist längst zum Überbegriff geworden, wenn es um die Suche im Internet geht. Und in mehr als 90 Prozent aller Fälle findet die Internetsuche in der EU tatsächlich auf Google statt. Der US-Internetriese liegt in den jeweiligen Ländern bei Marktanteilen jenseits der 90 Prozent. Diese Martkdominanz habe Google auch aufgrund unlauterer Mittel, meint die EU-Kommission. Der Vorwurf: Das Unternehmen nutze seine marktbeherrschende Stellung missbräuchlich aus, indem es Herstellern von Android-Geräten und Mobilfunknetzbetreibern Beschränkungen auferlege. Damit verfolge Google eine Strategie für Mobilgeräte, um seine beherrschende Stellung bei der Internetsuche auszubauen.
Harte EU-Kommission
Dass mit den EU-Wettbewerbshütern in solchen Angelegenheiten nicht zu spaßen ist, davon können auch andere IT-Giganten ein Lied singen. Microsoft wurde vor drei Jahren zu einer Geldbuße von 561 Millionen Euro verdonnert. Der US-Konzern hatte auf seinem Betriebssystem Windows automatisch den hauseigenen Internet-Explorer installiert und geflissentlich auf die Browser konkurrierender Anbieter vergessen.
Und derartige Strafen tun auch Google weh, selbst wenn der Mutterkonzern Alphabet im Vorjahr 15 Mrd. Dollar Gewinn (nach Steuern) erzielte. „Wir freuen uns darauf, mit der EU-Kommission zusammenzuarbeiten, um zu zeigen, dass Android gut für den Wettbewerb und gut für die Verbraucher ist“, erklärte der Anwalt des Unternehmens, Kent Walker, am Mittwoch.
Längst gehen mehr als die Hälfte der Nutzer per Smartphone und Tablet ins Internet. Google kommt das sehr zupass. Denn der Konzern stattet 80 Prozent dieser Geräte mit seinem Betriebssystem Android aus. Dafür zahlen die Handyhersteller nicht nur Lizenzen. Sie verpflichten sich zudem, dass die Google-Suche, bestimmte Google-Apps und der Browser Google Chrome auf den Geräten vorinstalliert werden.
Für Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager liegt deshalb der Verdacht nahe, dass Google durch sein Verhalten den Verbrauchern eine größere Auswahl an mobilen Anwendungen vorenthält, Innovationen bremst und damit gegen EU-Kartellvorschriften verstößt.
Die Aktie der Google-Mutter reagierte am Mittwoch kaum auf die drohende Strafe und notierte kurz nach Handelsbeginn leicht im Minus. (red./ag)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2016)