Bodenampeln für Augsburgs Smombies

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Der Blick nach oben in Richtung Ampel ist anscheinend nicht mehr zeitgemäß. Damit Fußgänger nicht ihren Blick vom Handy abwenden müssen, testet Augsburg Bodenampeln.

2015 kürte eine Jury des Langenscheidt-Verlags "Smombie" eine Kombination aus Smartphone und Zombie zum "Jugendwort des Jahres". Dieses Wort betrifft all jene, die aufgrund ihrer übermäßigen Smartphone-Nutzung ihre reale Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Ein Problem, das nicht nur ein theoretisches, sondern reales Problem ist. Die Diskussionen über die Handy-Nutzung am Steuer sind dabei nicht neu. Im Ö1-Morgenjournal stieß kürzlich Verkehrspsychologe Gregor Bartl die Diskussion über ein Handyverbot für Fußgänger an. Zu oft seien Menschen von dem Stück Technik in ihrer Hand zu sehr von den Geschehnissen auf der Straße abgelenkt.

Verbote seien nach Ansichten des Verkehrsministeriums jedoch nicht zielführend. "Das ist eine Frage der Bewusstseinsbildung", sagte Andreas Strobl, Sprecher von Verkehrsminister Gerald Klug (SPÖ). Gegen ein Verbot ist auch die Fußgänger-Beauftragte der Stadt Wien, Petra Jens. Eine solche Regelung würde zu kurz greifen, sagte sie im Morgenjournal. Viel mehr sprach sie sich für die Reduktion der Geschwindigkeit des Verkehrs und eine stärkere Kommunikation der Verkehrsteilnehmer untereinander aus. Während dieses Thema derzeit kontrovers in Österreich diskutiert wird, geht man in Augsburg einen anderen Weg. Die Augsburger Stadtwerke haben an zwei Straßenbahn-Haltestellen Boden-Ampeln installiert. Die acht Lampen sind in die Bordsteinkante eingelassen und beginnen rot zu blinken, sobald die normale Fußgänger-Ampel auch auf rot schaltet.

Ín letzter Zeit hätten sich die Unfälle im Zusammenhang mit Unachtsamkeit durch Handy-Nutzung gehäuft. Im März starb ein 15-jähriges Mädchen, weil sie auf ihr Handy schaute und mit Kopfhörern im Ohr die Straße querte und dabei die herannahende Straßenbahn nicht bemerkte. Dabei ist es kein Phänomen, das nur junge Menschen betrifft.

Reagieren auf neue Verhältnisse

Augsburg ist längst nicht die erste Stadt, die auf das Nutzerverhalten ihrer Bürger reagiert. Auch in China wurden bereits eigene Smartphone-Spuren eingerichtet. In Chongquing hat man dabei aber in erster Linie den Schutz anderer Passanten im Sinn, die ohne auf ihr Handy zu starren, durchs Leben gehen. Die Nutzung der Handy-Spur sei auf eigene Gefahr.

In Augsburg werden die zwei Test-Haltestellen nicht nur positiv aufgenommen. Ein Anrufer beschwerte sich laut Süddeutsche.de, dass die Stadtwerke diese Unsitte durch Steuergelder noch unterstütze.

Der Vorstoß von Gregor Bartl, die Fußgänger zu strafen, sobald sie ihr Handy während des Gehens nutzen, ist auch nicht neu. In Rexburg (Idaho) werden bis zu 100 Dollar fällig, wenn man beim Überqueren des Zebrastreifens, oder auf Kreuzungen das Handy nutzt.

(Red.)

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Debatte über Handy-Verbot für Fußgänger

Für Verkehrspsychologen Bartl wäre ein Gesetz denkbar, für das Verkehrsministerium jedoch "nicht zielführend". Die Straßenverkehrsordnung regelt bereits das Verhalten der Fußgänger.

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