Über 10.000 iPhone-6-Plus-Kunden haben in den USA Sammelklage gegen Apple eingereicht. Apple bestätigt den sogenannten "Touch Disease", den Total-Ausfall der Display-Einheit.
Apple reagiert nun doch auf die Vorwürfe der Display-Ausfälle beim iPhone 6 Plus. Den Kunden wird angeboten die Reparatur für 167,10 Euro statt 300 Euro durchführen zu lassen. Mit dem Start des Reparaturprogramms äußert sich Apple erstmals zu dem bestehenden Problem. Einen Konstruktionsfehler gesteht das Unternehmen damit aber nicht ein. Bei der Überprüfung habe man festgestellt, dass "einige" 5,5 Zoll Geräte "das Problem aufweisen, nachdem sie mehrmals auf eine harte Oberfläche fielen und anschließend weiter belastet wurden", schreibt Apple.
Jene Kunden, die bereits 300 Euro bezahlt haben, sollen sich bei Apple melden, um die Differenz zurückerstattet zu bekommen. Es wird darauf hingewiesen, dass Mobilfunkprovider nicht an dem Programm teilnehmen.
Bendgate und Touch-Disease
Mit dem iPhone 6 Plus hat Apple sich erstmals an ein Smartphone jenseits der 5-Zoll-Grenze gewagt. Innerhalb der ersten drei Tage verkauften sich das iPhone 6 und die Phablet-Version über zehn Millionen Mal. Auch Bendgate konnte dem Verkauf keinen Abbruch tun.
Das seit 2014 erhältliche Gerät hat aber nicht nur diese Schwachstelle und Apple scheint Medienberichten zufolge davon gewusst haben. In den USA läuft eine Sammelklage mit über 10.000 Kunden und drei weitere Kanzleien wurden von Kunden mit einer Klage beauftragt. Diese "einige" Fälle hatten alle das gleiche Problem: Zuerst begann das Display zu flackern, begleitet von einem grauen Balken am oberen Bildschirmrand. Binnen kurzer Zeit reagierte das Display überhaupt nicht mehr und wurde dadurch unbenutzbar.
iFixit will Ursache gefunden haben
Jason Villmer, Inhaber STS Telecom, erklärte dazu im Oktober, dass anhand der Anzahl der Reparaturen davon auszugehen sei, dass jedes iPhone 6 Plus von diesem Fehler betroffen ist. Die Geräte seien "tickende Zeitbomben" und ein "Ausfall des Bildschirms sei nur eine Frage der Zeit".
Das Problem scheint nicht das Display zu sein, sondern die Hauptplatine, worauf sich auch der Controller für den Touchscreen befindet. Im alltäglichen Gebrauch würden die Lötverbindungen zerstört und den Ausfall des Displays verursachen, lautet die Erkenntnis von iFixit.
Der Nutzer ist schuld
Die Meldungen häuften sich bereits Anfang 2015. Apple reagierte indes überhaupt nicht auf die Vorwürfe, übernahm keine Reparaturkosten und ließ kritische Postings in Online-Foren löschen.
Angesichts der großen Anzahl an verkauften Geräten könnte die Sammelklage für Apple zu großem finanziellen Schaden führen, denn sollte nachgewiesen werden, dass Apple davon wusste, dann macht sich das Unternehmen in den USA der fahrlässigen Täuschung schuldig und hat betrügerisch gehandelt. Spätestens dann wirkt Samsungs Galaxy Note 7 Debakel wie ein Sturm im Schnapsglas.
Und trotz der Tatsache, dass über 10.000 Menschen in den USA Klage eingereicht haben, und Apple viele Kunden verärgert hat, handhabt Apple diese Angelegenheit wie in der Vergangenheit. Statt Fehler einzugestehen, werden die Kunden bezichtigt, etwas falsch gemacht zu haben. Bislang ist diese Strategie immer noch zu Gunsten Apples ausgegangen, aber das kann sich schnell auch ändern.