Nokia und Apple streiten um Patente

In den Produkten von Apple steckt Nokia-Technologie. Doch wie viel ist sie wert?
In den Produkten von Apple steckt Nokia-Technologie. Doch wie viel ist sie wert? (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON)
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Der einstige Handy-Weltmarktführer wirft dem iPhone-Konzern vor, für Nokia-Technologie nicht bezahlen zu wollen. Apple hält den geforderten Preis für „unfair“.

Espoo /Cupertino/Wien. Der US-amerikanische iPhone-Hersteller Apple und der finnische Netzwerkausrüster und einstige Handygigant Nokia haben mit gegenseitigen Klagen einen neuen großen Patentkonflikt in der Mobilfunkbranche angezettelt. Am Mittwoch verklagte Nokia den iPhone-Konzern in den USA und in Deutschland mit dem Vorwurf, 32 Patente zu verletzen. Dabei geht es um Technologien für Displays, Bedienung, Chips, Antennen, die Anzeige von Videos, Software sowie weitere Funktionen.

Apple hatte bereits einen Tag zuvor den Patentfirmen Acacia Research und Conversant Intellectual Property Management vorgeworfen, mit Nokia unter einer Decke zu stecken, um aus Smartphone-Anbietern auf unfaire Weise Geld herauszupressen.

Apple: „Kein fairer Preis“

Apple und der einstige Handy-Weltmarktführer Nokia hatten eigentlich 2011 ihren mehrjährigen Patentstreit beigelegt. Damals stellte die finnische Firma auch noch selbst Telefone her, wenige Jahre später wurde das Handygeschäft an Microsoft verkauft. Wichtige Patente sind jedoch bei Nokia geblieben. Der Konzern konzentriert sich seitdem aber auf Ausrüstung für Mobilfunknetze. Nach der 2011 geschlossenen Lizenzvereinbarung für einige Patente habe Apple jedoch entsprechende Angebote für andere Schutzrechte abgelehnt, erklärte Nokia nun. „Nach einigen Jahren mit Verhandlungen zur Erzielung einer Vereinbarung über die Nutzung dieser Patente durch Apple handeln wir nun zur Verteidigung unserer Rechte“, erklärte Nokia-Patentchef Ilkka Rahnasto. Aus Sicht von Apple habe Nokia indes keinen fairen Preis für die Patente angeboten.

Die Patentkonflikte in der Mobilfunkbranche schienen zuletzt abzuflauen. Zuvor hatten sich vor allem Apple und der neue Smartphone-Weltmarktführer Samsung einen regelrechten Patentkrieg mit Dutzenden von Klagen weltweit geliefert. Apple warf Samsung 2011 vor, Technik und Design seiner iPhones und iPad-Tablets kopiert zu haben, Samsung führte die Verletzung technischer Patente ins Feld. Die Verfahren in den USA, bei denen Samsung zur Zahlung von Hunderten Millionen Dollar an Apple verurteilt wurde, durchlaufen noch die verschiedenen Instanzen.

Die Apple-Aktie hat seit Jahresbeginn um elf Prozent zugelegt und notiert derzeit nur noch knapp unter ihrem Rekordhoch, das sie Mitte des Vorjahres eingestellt hatte. Von einem zwischenzeitlichen Knick, ausgelöst durch rückläufige iPhone-Verkäufe und die Sorge, dass Apple seine Innovationskraft verloren haben könnte, hat sich der Kurs inzwischen weitgehend erholt. Am Donnerstagnachmittag lag das Papier leicht im Minus, während die Nokia-Aktie weitaus deutlicher nachgab.

Aufstieg und Fall von Nokia

Der Fall Nokia gilt als Paradebeispiel für die Kurzlebigkeit von Glanz und Marktführerschaft. Der Aktienkurs des finnischen Handyanbieters hatte sich in den drei Jahren von 1997 bis 2000 verzehnfacht, während der einstige Handypionier Motorola nicht mehr vom Fleck kam. Nokias Weltmarktführerschaft schien unangreifbar. Doch dann verschlief der finnische Hersteller das Smartphone, die Aktie brach ein, das Unternehmen verkaufte sein Handygeschäft an Microsoft und fristet nunmehr als Netzwerkausrüster sein Dasein. Der Aktienkurs ist wieder dort, wo er 1997 schon einmal war.

Den Siegeszug trat Apple an, dessen Aktienkurs sich in den vergangenen zehn Jahren fast verzehnfacht hat. Bloomberg-Daten zufolge raten 43 Analysten zum Kauf der Aktie. Demgegenüber stehen acht „Halten“- und drei Verkaufsempfehlungen. (b. l./DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2016)

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