Das Aus der EU-Roaminggebühren trifft kleine Telekom-Anbieter hart. Um finanzielle Not zu verhindern, dürfen erste Betreiber in Österreich wieder Roaminggebühren einheben.
Wien. Der erste Sommer ohne Roaminggebühren in der EU ist vorbei. Während die meisten Urlauber zufrieden auf niedrigere Handyrechnungen blicken, rüsten sich Europas Telekombetreiber für Verluste. Vor allem kleinere Anbieter kommen durch den Wegfall der lukrativen Roaminggebühren gehörig ins Wanken. Draufzahlen könnte am Ende wieder der Endkunde. Denn die EU sieht Ausnahmeregelungen für all jene Betreiber vor, die sich das Roaming-Aus schlicht nicht leisten können. Wie „Die Presse“ recherchieren konnte, dürfen auch in Österreich die ersten zwei Anbieter schon wieder Roaminggebühren einheben.
Aber der Reihe nach: Seit Mitte Juni dürfen Handykunden grundsätzlich in der gesamten EU telefonieren und im Internet surfen „wie zu Hause“. Der heimische Anbieter darf dafür in der Regel keine Extrakosten mehr verlangen. Eine offizielle Bilanz des Telekom-Regulators RTR steht zwar noch aus, aber erste Hochrechnungen der Mobilfunker zeigen: Die Österreicher haben von dieser Möglichkeit kräftig Gebrauch gemacht. Im Juli und August hätten seine Kunden im Ausland demnach im Schnitt 15 Minuten telefoniert, sieben SMS versandt und 313 Megabyte Datenvolumen verbraucht, rechnet Michael Krammer, Chef des virtuellen Mobilfunkers Ventocom (HoT), vor. Kalkuliert man auch mit den gestiegenen Nutzerzahlen, heißt das für den Betreiber: drei Mal mehr Auslandsminuten, doppelt so viele SMS und 22 Mal mehr Datenverbrauch als 2016.