3-Chef Trionow: "10.000 unserer Kunden nutzen das iPhone"

3-Chef Jan Trionow
3-Chef Jan Trionow(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)
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Der neue Chef des Mobilfunkbetreibers erzählt im Interview mit DiePresse.com, warum Verhandlungen mit Apple nicht leicht sind, warnt vor Netzsperren und sieht eine gesellschaftliche Verantwortung für seine Firma.

Seit Ende Juni ist Jan Trionow neuer Geschäftsführer des österreichischen Mobilfunkers 3. Er war Berthold Thoma gefolgt, der in der Nacht auf den 8. Juni 2010 an den Folgen seiner Krankheit unerwartet verstarb. DiePresse.com traf sich mit Trionow zum Interview, um herauszufinden, ob das iPhone jetzt doch zu 3 kommt, wie der neue Provider-Chef zum Thema Datenschutz steht, und warum er so deutlich gegen Kopierschutzmaßnahmen sowie DRM Position bezieht.

Inhaltsverzeichnis

Seite 1: "10.000 unserer Kunden nutzen das iPhone"
Seite 2: "Netzsperren sind erster Schritt zur Zensur"

DiePresse.com: Die Wände Ihrer Büros hier im Gasometer sind voll mit weisen Sprüchen wie "Meditation with an old enemy is advised". Gibt es einen Feind, mit dem Sie gerne meditieren würden?

Jan Trionow: (lacht) Nein, der Spruch trifft auf mich nicht so zu. Aber manche passen erstaunlich gut. Diese Sprüche und Weisheiten haben bei den Asiaten eine große Wichtigkeit. Hutchison ist ja auch ein Unternehmen, das traditionelle chinesische Tugenden mit dem, was sie in den letzten Jahrzehnten in der westlichen Geschäftswelt gelernt haben, zusammenführen will.

Wieviel Einfluss hat der Mutterkonzern in Hongkong?

Trionow: Sehr viel. Wir sind hunderprozentige Tochter von Hutchison Whampoa, von daher ist der Durchgriff sehr direkt. Was sehr positiv ist. Man ist extrem flexibel. Das 3G-Geschäft steht sehr stark im Fokus beim Mutterkonzern. Man kann ohne Probleme die Entscheidungsträger in Hongkong ans Telefon oder in ein Meeting bekommen. Sie wissen auch sehr gut, wie 3 in Österreich steht.

Sie sind ja auf eher unglückliche Weise an ihre derzeitige Positionen gekommen. Haben Sie sich schon ans Rampenlicht gewöhnt?

Trionow: Ja, auf jeden Fall. Es gab gewisse Dinge, wo ich als Vertreter von Herrn Thoma tätig war und in diese Welt hineinschnuppern durfte. Ich springe von daher nicht komplett ins kalte Wasser und fühle mich auch sehr wohl. Das andere, was es mir leicht macht, ist, dass wir in einem eingespielten Team arbeiten und das seit vielen Jahren.

Hat sich der Tod von Herrn Thoma für Sie schon abgezeichnet oder hat es sie unerwartet getroffen?

Trionow: Das Ableben war sehr unerwartet. Dass es passieren könnte stand im Raum, aber dass es so schnell gegangen ist, kam total überraschend. Er war bis zum Schluss aktiv, aber es gab immer Tage und Wochen, wo er nicht verfügbar war.

Berthold Thoma hat maßgeblich die Richtung von 3 vorgegeben. Wie stark wird die persönliche Note von Jan Trionow ausfallen, oder werden Sie den Kurs von Herrn Thoma einfach fortsetzen?

(c) APA (Robert Jaeger)

Trionow: Jeder Mensch ist anders. Natürlich trete ich ganz klar das Erbe von Herrn Thoma an. Es wird ein großes Maß an Kontinuität geben, aber die Akzente werden schon anders aussehen. Unser Kernprojekt ist, zu wachsen. Es geht darum, in Österreich weiterhin Kunden und Umsatz zu steigern.

Sie haben bei ihrer Antrittspressekonferenz zugeben müssen, dass durch den Netzausbau die Qualität des Netzes ein bisschen gelitten hat...

Trionow: Das war nicht so sehr die Folge des Netzausbaus. Der hat uns nicht so sehr wehgetan. Was ich gemeint hatte ist, dass das sehr stark gestiegene Datenvolumen bewältigt werden muss. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder sehr stark das Thema Kapazität und Geschwindigkeit gemanagt. Das ist eine fortlaufende Aufgabe, wo wir jetzt noch einmal den Turbo eingeschaltet haben, um nochmal die Dinge stärker anzugehen.

Halten Sie Kapazitäten zurück? Manche Internet-Provider fahren ihre Netze nicht mit der vollen Geschwindigkeit, die die Leitungen hergeben können. Gibt es da Reserven im Netz, auf die sie im Notfall zurückgreifen können?

Trionow: Die Kapazitäten, die wir haben, stellen wir unseren Kunden zur Verfügung. Das was wir haben, damit wollen wir Wettbewerb machen. Da gibt es keine Abstriche.

Vor kurzem wurden die iPad-Tarife vorgestellt. Wir konnten bereits die WLAN-Version des iPad testen und hatten einen gemischten Eindruck. Wie sehen Sie das Gerät? Ist es das magische Allheilmittel, als das es Apple anpreist?

Trionow: Ich glaube nicht, dass Apple es selbst so sieht. Ich sehe es als gelungene Brücke zwischen Computer und Smartphone. Es ist ein Gerät, mit dem man Medien und Online-Medien konsumieren kann. Für diesen Nutzungsfall ist es sehr sehr gut geeignet. Ich glaube, dass die Nutzung im Haus auf eine nomadische Weise der Hauptanwendungsweck sein wird. Für die wirklich starke mobile Nutzung ist das Smartphone besser geeignet, weil es immer und überall dabei ist.

Herr Thoma hatte in einem Interview mit uns erklärt, er würde das iPad mit einer Subvention von 333 Euro stützen wollen, wenn man einen 3-Vertrag abschließt. Ist dieser Plan gestorben?

Trionow: Apple bestimmt das Vertriebsmodell des iPad. Wir bieten für Netbooks bei ausgesuchten Händlern eine Stütze von 300 Euro an. Für das iPad ist dieses Angebot noch nicht verfügbar, das ist aber sicherlich nur eine Momentaufnahme.

Apples Produktpolitik ist oft ein Streitfall. Wie haben Sie den Zugang des Unternehmens zu Ihnen als Provider erlebt? Man erhält gelegentlich das Gefühl, dass die Anbieter ein bisschen die Geknechteten von Apple sind.

Trionow: Natürlich agiert Apple aus einer Position der Stärke. Ihre Produkte sind am Markt sehr nachgefragt, das kann man rational nachvollziehen. Das macht die Gespräche nicht immer einfach, aber wir müssen sinnvolle Lösungen für unsere Kunden finden. Unsere Produkte sind auf dem Gerät gut nutzbar, etwa Mobile TV auf dem iPad oder bald die 3 Videothek.

Gehen Sie inzwischen davon über, weniger ihren eigenen 3 Store zu forcieren, und setzen auf Apples App Store?

Trionow: Man muss da sein, wo die Kunden sind. Wir werden sicherlich nicht nur eine Schiene fahren.

In Großbritannien bietet 3 bereits das iPhone 4 an. Können Sie inzwischen mehr dazu sagen, ob und wann 3 in Österreich das iPhone bekommt? Stehen Sie in Verhandlungen mit Apple?

Trionow: Ich muss leider dazu sagen, dass ich keinen weiteren Kommentar dazu abgeben darf. Sobald es etwas neues gibt, werden wir das sehr schnell kommunizieren.

Das klingt aber sehr danach, als würden Sie bereits verhandeln, ansonsten könnten Sie einfach sagen: "Nein, wir verhandeln nicht."

(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)

Trionow: Wie Sie das interpretieren, muss ich Ihnen überlassen.

Worin liegt der Sinn der Exklusivverträge bei Apple? Man sollte doch meinen, dass man mit mehr Anbietern mehr Kunden erreichen kann.

Trionow: Wenn Sie sich anschauen, wie Apple sich in den letzten Jahren entwickelt hat, ist weltweit die Exklusivität in den meisten Ländern gefallen. Es gibt einige wenige Länder, wo aus historischen Gründen noch eine Exklusivität besteht. Dazu gehört Österreich. Aber weltweit verabschiedet sich Apple von diesem Modell. Wir hätten sicher keine Netzprobleme wie etwa AT&T in den USA gehabt. Wir haben schon 10.000 Kunden, die das iPhone in unserem Netz nutzen. Da gibt es ja Lösungen. Und zum Glück gibt es ja auch eine Reihe anderer guter Smartphone-Alternativen.

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