Geodienste am Handy: Foursquare auf Österreichisch

Foursquare oesterreichisch
Foursquare oesterreichisch(c) AP - Montage "Presse"
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Einfach "einchecken", und schon kann man in Österreich zum Kaiser eines Lokals oder Geschäfts werden. Langsam kommt der Hype um Geodienste auf dem Handy auch hierzulande an.

Das „Einchecken“ in Lokale per Handy, um seinen Freunden zu zeigen, wo man sich aufhält, ist in den USA bereits der Internet-Trend des Jahres. In Österreich wollen Foursquare und Gowalla noch nicht so richtig abheben. Genau der richtige Moment für einen heimischen Anbieter, um auf den Zug aufzuspringen: Tupalo ist ursprünglich eine klassische Bewertungsplattform für Restaurants und Lokale, hat sich nun aber das Label „soziale Gelbe Seiten“ auf die Fahnen geheftet und rittert mit starken europäischen Partnern gegen die langsam ankommende Konkurrenz aus den USA.

Der Trick mit den Gelben Seiten. Das Problem der meisten Angebote dieser Art ist, dass sie nur über jene Einträge verfügen, die von Nutzern angelegt wurden. Besonders dünn sieht in Foursquare und Gowalla daher etwa die Abdeckung in Österreich aus. Die möglichen Empfehlungen in der Nähe des Nutzers sind dann natürlich eingeschränkt (am Handy wird per GPS der Standort bestimmt, anschließend werden die beliebtesten Lokale oder Orte in der Umgebung angezeigt). Tupalo setzt genau hier an: Dank einer Kooperation mit Herold und anderen europäischen Gelben Seiten ist die Datenbank prall gefüllt, und es gibt kaum ein Lokal, Geschäft oder Restaurant, das dem Dienst unbekannt ist. Und auch bewertet wird brav: 45.000-mal wurden bereits Sternchen und kurze Kommentare zu Lokalen vergeben. Mittlerweile ist Tupalo zur viertgrößten Website in Österreich angewachsen (ÖWA).

Die Kooperation mit den europäischen Gelben Seiten hat aber noch einen anderen Vorteil – sie bringt Geld. Nicht nur direkt (Herold hat dem Start-up mit einer größeren Summe unter die Arme gegriffen), sondern auch in Zukunft, hofft das kleine Team. Während andere Bewertungsseiten wie Yelp oder das deutsche Qype als Konkurrenz zu den Gelben Seiten gesehen werden, hat Tupalo den Status eines Partners – sozusagen das Tor der traditionellen Branchenverzeichnisse zum Social Web, denn die Kooperation soll sich künftig auch auf den Websites von Herold und Co. niederschlagen, erklärt Lukas Zinnagl von Tupalo der „Presse am Sonntag“. Zudem starten in den nächsten Wochen kostenpflichtige Firmenprofile. Firmen können dann etwa Speisekarten hinzufügen oder Gutscheine anbieten. „Auch Herold macht so sein Geld“, erklärt Zinnagl.

Seit einiger Zeit kann man über die iPhone-App von Tupalo auch einchecken – ganz österreichisch: Statt wie bei Foursquare „major“ (Bürgermeister), wird man für die meisten Check-ins an einem Ort zum „Kaiser“ gekrönt. Seinen Freunden kann man das bisher nur über Tupalo selbst mitteilen. An einer Verbindung zu Facebook, wie sie auch Foursquare bietet, wird noch gearbeitet, genauso an einer App für Handys mit dem Google-System Andoid. Facebook selbst könnte dem kleinen österreichischen Unternehmen allerdings in seinen großen Zukunftsplänen noch einen Strich durch die Rechnung machen: Mit „Places“ bietet Facebook seit einer Woche ebenfalls Check-ins an. Noch beschränkt sich der Dienst auf die USA – nach dem internationalen Start können dort allerdings 500 Millionen Nutzer auf einen Schlag einchecken. Dann könnte die Luft für Konkurrenten dünn werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2010)

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