WSA mobile: Mit Handy-Apps die Welt verbessern

In Entwicklungsländern sind Handys oft der einzige Zugang zu Internet, Finanz und Bildung. Entwickler mobiler Anwendungen sind dort ganz besonders gefragt.

Nur 28 Prozent der Menschen haben weltweit Zugang zum Internet. Fast 70 Prozent besitzen allerdings ein Handy, rechnet James Poisant, Leiter des internationalen IT-Verbandes WITSA vor. Die Chance, mit Handy-Inhalten "die Welt zu verbessern“  seien somit enorm. Eine Chance, die bereits ergriffen wird. "Simplibank" etwa ist eine Anwendung, die in Indien Geldtransaktionen über Handys und sogar Festnetztelefone ermöglicht. Indem verschiedene Codes eingegeben werden, können Überweisungen getätigt, oder sogar Bankkonten eröffnet werden. Dafür erhielt der Entwickler "Eko India" heuer sogar einen "World Summit Award mobile" (WSA), der vom Salzburger International Center for New Media gemeinsam mit den Vereinten Nationen vergeben wird. Dass in Indien zwei Drittel aller Menschen ohne Bankkonto ein Handy haben, zeigt, dass "Simplibank" keine bloße Spielerei ist.  Auch die übrigen Gewinner aus Indien - das Land ist mir vier Awards Spitzenreiter des WSA mobile - kommen aus Bereichen wie Bildung und Umwelt. "In Indien gibt es kaum Entertainment-Apps", bestätigt Osama Manzar, WSA-Jury-Mitglied und Gründer der indischen "Digital Empowerment Foundation", im Gespräch mit der Presse bei der Award-Verleihung in Abu Dhabi.

WLAN-Stationen für Bergbauern

Trotz vieler guter Ideen, sind Apps jedoch noch lange kein Allheilmittel, weiß Manzar. Zwar kommen laut UNESCO 59 Prozent aller Handybesitzer aus Entwicklungsländern, doch das ist offenbar in absoluten Zahlen ausgedrückt lange nicht genug. Nur 16 Millionen von rund 1,2 Milliarden Indern besitzen ein Handy, erklärt Manzar. Der Anteil der Smartphone-Besitzer sei überhaupt verschwindend gering. Ein Problem, das auch der "Information Society"-Minister von Mazedonien, Ivo Ivanovski, kennt. In seinem Land hätten Bauern zwar meist genug Geld, um sich ein Handy oder Smartphone zu kaufen, es fehle aber am Zugang zu Geschäften. Deshalb hat der Minister in entlegenen Bergregionen WLAN-Stationen mit Computern aufstellen lassen, die Zugang zu Geschäften im Internet bieten. Das funktioniere bereits gut, erklärt er. Noch offen sei jedoch das Problem, mobile Anwendungen bekannt zu machen und entsprechende Schulungen anzubieten. Und überhaupt fehle es in Mazedonien noch an nützlichen Anwendungen, etwa im E-Government-Bereich. Diese zu entwickeln sei eben nicht nur teuer, sondern auch aufgrund der vier verschiedenen Amtssprachen eine Herausforderung.

"Angry Birds"-Fieber in der Jury

Während in diesen Regionen "die ernste Seite der Apps" Vorrang hat, wie Peter Bruck, Vorstand der WSA-Jury, zusammenfasst, herrschen in westlichen Ländern die Themen Entertainment, Tourismus aber auch etwa Gesundheit vor. Aus Österreich selbst kommen gleich zwei Sieger: EMMA, eine App für Krankenhäuser und Mobilizy mit der App "Wikitude", die die Umgebung durch die Handykamera betrachtet am Display mit Zusatzinformationen zu Sehenswürdigkeiten anreichert. Als eine der ersten Apps dieser Art, hat Wikitude heuer bereits zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten. 70.000 Euro Preisgelder seien so im letzten Jahr zusammengekommen, rechnet Gründer Philipp Breuss vor. Für den WSA mobile gibt es kein Preisgeld. Dennoch ist Breuss stolz, bei der ersten Verleihung dabei zu sein. Immerhin ist es die erste Initiative, die sich mit einer internationalen Jury ausschließlich mit mobilen Inhalten befasst. Durch die Beteiligung der UNO auch die einzige Auszeichnung, die vornehmlich in den Bereichen Soziales, Bildung und Umwelt vergeben wird. Obwohl, einen kleinen Ausreißer gab es schon: Das Spiel "Angry Birds", heuer eine der am meisten geladenen iPhone-Apps, erhielt einen Award für den Kampf zwischen wütenden Comic-Vögeln und grünen Schweinchen. Offenbar auch in der Jury ein beliebter Zeitvertreib.

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